Talanx zieht auch Dividendenziel vor
Talanx zieht auch Dividendenziel vor
Versicherer gibt nach Rekordergebnis neue Gewinnvorgabe für 2025 aus und stärkt Reservenpuffer
Weil der Gewinn bereits in diesem Jahr höher ausfallen soll, als ursprünglich für 2025 avisiert, setzt sich der Versicherer Talanx nun ein neues Ziel für den kommenden Turnus. Das für 2025 angestrebte Dividendenniveau ziehen die Hannoveraner um ein Jahr vor. Ende 2024 soll es neue Mittelfristvorgaben geben.
ste Hamburg
Die Talanx stellt nach dem 2023 erreichten Rekordergebnis von 1,58 Mrd. Euro nicht nur in Aussicht, ihr ursprünglich für 2025 avisiertes Gewinnziel von 1,6 Mrd. Euro ein Jahr früher zu erreichen und mit mehr als 1,7 Mrd. Euro zu übertreffen. Auch soll bereits für 2024 eine Dividende von 2,50 Euro je Aktie gezahlt werden – dieses Niveau hatte der Mehrmarkenversicherer bei einem Kapitalmarkttag Ende 2022 für das letzte Jahr der dreijährigen Strategieperiode 2023 bis 2025 angekündigt. Der MDax-Konzern, der seine Dividende für 2023 um 17,5% auf 2,35 Euro je Titel anheben will, plant einen Kapitalmarkttag am 11. Dezember, um neue Mittelfristziele für den Zeitraum 2025 bis 2027 vorzustellen. Für 2025 gilt nun bereits eine neue Gewinnvorgabe von mehr als 1,9 Mrd. Euro.
Die Prognose für das Nettoergebnis 2025 liegt auf Höhe des von der Talanx angeführten Analystenkonsens mit einem Median von 1,92 Mrd. Euro. Der Versicherer hatte am 8. Februar bereits vorläufige Eckzahlen zum vergangenen Geschäftsjahr sowie den Ergebnisausblick für 2024 veröffentlicht. Der im Berichtsjahr verbuchte Rekordgewinn, der sich verglichen mit dem Vorjahresergebnis, das nach den neuen Bilanzregeln IFRS 9/17 angepasst wurde, mehr als verdoppelte, übertraf das ursprüngliche Ergebnisziel von rund 1,4 Mrd. Euro und entsprach knapp dem Analystenkonsens von 1,6 Mrd. Euro. Die Dividende für 2023 hatten die Branchenexperten bei 2,30 Euro je Aktie erwartet.
Aktie im Höhenflug
Anleger zeigten sich nach den Botschaften anlässlich der Vorlage der Geschäftsjahresbilanz durch den Versicherer angetan: Die Talanx-Aktie, 2023 um fast 46% gestiegen, setzte ihren Höhenflug am Donnerstagvormittag zunächst mit einem Anstieg um 1,9% fort, ehe sie ins Minus drehte. Am Vortag war bei 71,65 Euro ein neues Allzeithoch markiert worden. Die DZ Bank, die weiterhin zum Halten des Papiers rät, aber den fairen Wert am Donnerstag um 11 auf 70 Euro anhob, meinte, das ökonomische Resultat des vergangenen Geschäftsjahres sei noch besser als das in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung ausgewiesene Ergebnis. Die in der Bilanz zwischengespeicherten Gewinne ermöglichten einen optimistischen Ausblick und eine zuverlässige Gewinnprognose.
Talanx-Finanzchef Jan Wicke erklärte in der Jahrespressekonferenz, man habe den sehr guten Geschäftsverlauf genutzt, um die Resilienz in der Bilanz – definiert als Differenz zwischen Schadenrückstellungen nach bestmöglichen eigenen Schätzungen und Analysen externer Aktuare – zu stärken. Während das Resilienzniveau der Hannover Rück, an der die Talanx mit einem Anteil von 50,2% beteiligt ist, auf voraussichtlich 2 (i.V. 1,38) Mrd. Euro oder rund 5% der Schaden-/Unfall-Nettorücklagen gestiegen sei, erwartet man in Hannover für die Talanx-Erstversicherung per Ende 2023 einen Zuwachs auf mehr als 1,5 (1,1) Mrd. Euro oder mehr als 8% der Gesamtrückstellungen. Die externe Bewertung der Zahlen soll Mitte Mai vorliegen. Mit insgesamt über 3,5 (2,65) Mrd. Euro verfüge der Talanx-Konzern über "eine ordentliche Resilienz, die auch unseren künftigen Ergebnispfad gut absichert“, betonte Wicke.
Hohe Ergebnisqualität
Vorstandschef Torsten Leue sprach von einer hohen Ergebnisqualität und hob den Beitrag der Erstversicherung hervor. Ihr Anteil am Versicherungsumsatz und Konzernergebnis stieg 2023 auf 45 (41)% bzw. 46 (43)%. Die Industrieversicherung habe mit einer Schaden-Kosten-Quote von 91,5% „so gut wie wahrscheinlich noch nie“ abgeschnitten. Nach Übernahme der Retailgeschäfte des US-Versicherers Liberty Mutual in vier lateinamerikanischen Ländern habe man dort als zweitgrößter Kompositversicherer eine „wunderbare Marktposition“ erreicht. Das deutsche Retailgeschäft als nunmehr kleinstes Segment sei mit einer Eigenkapitalrendite von 11% ein stabiler Ergebnislieferant.
Inzwischen erwirtschaftet die Talanx 85% des Umsatzes im Ausland. Leue bezeichnete die weltweite Erlösverteilung als „hervorragend“. Zyklen seien regional unterschiedlich, ein hohes Maß an Diversifizierung schaffe viele Möglichkeiten zum Ausgleich. Der Talanx-Chef betonte ferner den rund 75-prozentigen Umsatzanteil des Geschäfts der Industrie- und Rückversicherung in harten B2B-Märkten.
„Starkes Underwriting“
Dass der Versicherungsumsatz 2023 wechselkursbereinigt um 12% und nominal um 9% auf 43,2 Mrd. Euro etwas stärker als von Analysten erwartet kletterte, lag vor allem an den Erstversicherungssparten. Diese legten wechselkursbereinigt um 16% zu, während die Rückversicherung um 2% wuchs. Die Eigenkapitalrendite des Konzerns lag mit 16,6 (8,2)% auf Rekordniveau oder über dem aktuellen strategischen Zielniveau der Talanx von mindestens 10%. Der Versicherer verwies auf „starkes Underwriting“ in der Erstversicherung, in der das versicherungstechnische Ergebnis um 66% auf knapp 1,6 Mrd. Euro stieg. Die Rückversicherung legte hier um 24% auf fast 1,7 Mrd. Euro zu.
Das Ergebnis kam neben inflationsbedingten Preiserhöhungen und Zinseffekten auch zustande, weil die Großschadenbelastung mit 2,17 Mrd. Euro innerhalb des veranschlagten Budgets von 2,2 Mrd. Euro blieb. Die Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich auf 94,3 (95,2)%. Neben dem versicherungstechnischen Ergebnis verbesserte sich das versicherungstechnische Finanz- und Kapitalanlageergebnis vor Währungseffekten um 37,1% auf 1.130 (824) Mill. Euro.