Talanx zögert mit Anhebung des Gewinnziels
Talanx zögert mit Anhebung des Gewinnziels
Versicherer will nach starkem Jahresstart Hurrikan-Saison abwarten und plant Umschichtungen bei Kapitalmarktanlagen
ste Hamburg
Nach dem starken Start in das laufende Geschäftsjahr nimmt die Zuversicht beim Versicherungskonzern Talanx zu, doch von einer Anhebung seiner Gewinnprognose für 2024 sieht das MDax-Unternehmen aus Hannover vorerst ab. „Wir wollen zum jetzigen Zeitpunkt und auch, um Erwartungen zu managen, nicht nach dem zweiten Quartal die Guidance anpassen“, sagte Finanzvorstand Jan Wicke am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Medienvertretern anlässlich der Vorlage der Quartalsmitteilung zum 31. März.
Erwartungen übertroffen
Er verwies auf das für die Assekuranz maßgebliche dritte Quartal mit der Hurrikan-Saison. „Da passieren die Großschäden, die auch das gesamte Jahresergebnis beeinflussen werden.“ In der Versicherungsindustrie würden Prognoseanpassungen deshalb traditionell eher nach dem dritten Quartal ins Auge gefasst. Der Mehrmarkenversicherer hatte bereits am 25. April auf Basis vorläufiger Zahlen über einen um 35% auf 572 Mill. Euro gesteigerten Quartalsgewinn informiert. Der Analystenkonsens von 466 Mill. Euro wurde deutlich übertroffen.
Neben dem Hinweis auf das dritte Quartal kündigte der Talanx-Finanzchef an, die „außerordentlich gute Ergebnisentwicklung“ dazu nutzen zu wollen, niedrig verzinste Kapitalmarktanlagen umzuschichten und höhere Zinsen „einzuloggen“. Dies gehe in der Regel mit negativen Realisaten in den festverzinslichen Wertpapieren einher. „Beides zusammen führt eben dazu, dass wir die Guidance unverändert lassen.“
Neue Ziele im Herbst
Gestiegenen Optimismus signalisierte Wicke dennoch. Er sei „sehr, sehr zuversichtlich“, dass das für 2024 in Aussicht gestellte Ziel eines Konzerngewinns von mehr als 1,7 (i.V. 1,58) Mrd. Euro „deutlich“ übertroffen werde. Bei der Eigenkapitalrendite, die 2024 bislang ungefähr 15 (16,6)% erreichen soll, sei nach dem hervorragenden Jahresstart mit 21,2 (18,9)% im ersten Quartal von „mindestens“ 15% auszugehen. Das strategische Renditeziel im Konzern liegt derzeit bei „über 10%“. Das Talanx-Management geht davon aus, in diesem Jahr alle ursprünglich für 2025 avisierten Mittelfristziele zu erreichen. Bei einem Kapitalmarkttag am 11. Dezember sollen neue Ergebnis- und Dividendenziele für die kommenden Jahre vorgestellt werden.
Erstversicherung treibt an
Für den Auftrieb im ersten Quartal sorgte vor allem das auch durch den Zukauf des Liberty-Mutual- Geschäfts in Brasilien gestärkte Erstversicherungsgeschäft, dessen Nettoergebnis um 45% auf 267 Mill. Euro anstieg, während die Rückversicherung (Hannover Rück) um 24% auf 305 Mill. Euro zulegte. Der Beitrag der Erstversicherung am Konzerngewinn liegt inzwischen bei 47% – 2018 lag er noch bei 31%. „Etwas Glück“, so Finanzchef Wicke weiter, hatte die Talanx wegen der geringen Belastung durch Naturkatastrophenschäden. Bei einem gebuchten Budget von 521 Mill. Euro betrugen die Leistungen für Großschäden 76 (419) Mill. Euro – den Brückeneinsturz im Hafen von Baltimore allerdings noch nicht berücksichtigt.
Der CFO hob zudem die 2023 erhöhte Widerstandsfähigkeit des Konzerns hervor. Die Resilienz der Bilanz – gemessen an der Differenz zwischen gebuchten Rückstellungen und Analysen externer Experten – sei mit 3,7 Mrd. Euro um 40% höher als im Vorjahr. Die Talanx-Aktie legte um 2,1% auf 69,90 Euro zu, gab Gewinne im Tagesverlauf aber wieder ab.