Erstmals mit Milliardengewinn

Talanx zögert weiter mit Anhebung von Jahresziel

Die Talanx hat ihren Gewinn im ersten Halbjahr um 32% gesteigert, das Ergebnisziel aber nicht erhöht. Der Versicherer will die Hurrikan-Saison abwarten. Anleger applaudieren dennoch.

Talanx zögert weiter mit Anhebung von Jahresziel

Talanx erstmals mit Milliardengewinn

Versicherer will Jahresziel aber erst nach drittem Quartal überprüfen – Aktie steigt kräftig

ste Hamburg

Der drittgrößte deutsche Versicherungskonzern Talanx zögert trotz kräftig gesteigerter Ergebnisse im ersten Halbjahr weiter mit einer Anhebung der Jahresprognose. Wir sind super zufrieden mit dem ersten Halbjahr", sagte Finanzvorstand Jan Wicke in einem Pressegespräch bei Vorlage des Zwischenberichts zum 30. Juni. Die Talanx wachse stark, was für 2024 wie auch für die Jahre danach zuversichtlich stimme, „dass wir sehr gute Ergebnisse entwickeln können“. Der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr werde nach dem dritten Quartal überprüft, wenn die diesjährige Hurrikan-Saison weiter fortgeschritten sei.

Erwartungen übertroffen

Der Finanzchef des Versicherers aus Hannover zeigte sich gleichwohl „äußerst zuversichtlich“, 2024 einen Nettogewinn von deutlich über 1,7 (i.V. 1,58) Mrd. Euro und damit eine Eigenkapitalrendite von über 15 (16,6)% zu erreichen. Nach einer Steigerung um 32% auf 1,09 Mrd. Euro kommt die Talanx erstmals in einem ersten Halbjahr auf einen Milliardengewinn. Die Eigenkapitalrendite landete nach den ersten sechs Monaten bei 20,3 (18,5)%, im zweiten Quartal bei 18,5 (17,5)%. Die Markterwartungen wurden übertroffen. Die Aktie des MDax-Konzerns legte am Mittwoch um 6,5% auf 71,25 Euro zu.

Die DZ Bank stufte ihre Anlageempfehlung von „Halten“ auf „Kaufen“ bei einem um 5 auf 80 Euro erhöhten Kursziel hoch. Wahrscheinlich werde das Gewinnziel spätestens im November angehoben, erklärte das Institut. Im Dezember folge dann - anlässlich eines Kapitalmarkttags in München - ein Jahr früher als ursprünglich geplant ein neuer mittelfristiger Strategieplan. Der jüngste Kursrücksetzer stelle eine gute Einstiegsgelegenheit dar.

Zukauf fördert Wachstum

Beim Wachstum des Versicherungsumsatzes um 13% auf 23,6 Mrd. Euro profitierte der Konzern erstmals von einem Beitrag der akquirierten Liberty-Gesellschaften in Lateinamerika. Ohne diesen läge das Wachstum bei 8%, so Wicke. In der Erstversicherung wuchs die Talanx um 24% stärker als in der Rückversicherung um 5%, wobei das Wachstum in der Erstversicherung ohne die zugekauften Geschäfte 11% betrage.

Auch das Ergebnis der Erstversicherung legte um 39% stärker als das der Rückversicherung um 21% zu. Der Anteil der Erstversicherung am Konzernergebnis erhöhte sich auf 48 (44)% - nach 31% im Jahr 2018. „Alles zwischen 40 zu 60% für die Erstversicherung sind gute Werte für die Gesamtgruppendiversifikation“, meinte Wicke. Geprägt war das erste Halbjahr trotz gestiegener Großschadenleistungen im zweiten Quartal von einem um 43% auf 2,3 Mrd. Euro gestiegenen versicherungstechnischen Ergebnis. Die Leistungen für Großschäden blieben mit 750 (820) Mill. Euro innerhalb des anteiligen Budgets von 1,1 Mrd. Euro.

Gegenwind in Deutschland

Mit Blick auf die Segmente sagte Wicke, dass nach den Zukäufen in Lateinamerika das Ziel, im internationalen Privat und Firmenversicherungsgeschäft 2024 eine Eigenkapitalrendite von mehr als 8,5% zu erreichen, auf über 10% erhöht worden sei. Nach den ersten sechs Monaten stehen 14,7 (12,0)% zu Buche. Das deutsche Privat- und Firmenversicherungsgeschäft erlebe derzeit Gegenwind, so Wicke mit Verweis auf eine Schaden-Kostenquote von 119% im Kfz-Geschäft. Infolge stark gestiegener Werkstattkosten seien erneute Preiserhöhungen erforderlich, um ein auskömmliches Prämienniveau zu erreichen.

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