TCS übernimmt Postbank Systems
Mit dem Verkauf ihrer Bonner Tochtergesellschaft schlägt die Deutsche Bank zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie spart die Abfindungen für rund 1 500 Beschäftigte und stellt zugleich sicher, dass die bis zum Abschalten der Altsysteme erforderlichen Betriebsprozesse in kundigen Händen bleiben. bn/lee Frankfurt – Die Deutsche Bank und der indische IT-Dienstleister Tata Consultancy Services (TCS) sind sich über eine vollständige Übernahme der Bonner IT-Tochter Postbank Systems einig geworden. Wie die beiden Gesellschaften am Montag mitteilten, soll der Eigentümerwechsel zum Jahreswechsel vollzogen werden, sofern die erforderlichen behördlichen Genehmigungen vorliegen. Die Transaktion stehe im Einklang mit der kommunizierten Finanzplanung, führe jedoch dazu, dass die erwarteten Belastungen von etwa 120 Mill. Euro früher als geplant gebucht werden können.Explizite Angaben zum Kaufpreis machten die beiden Gesellschaften nicht. Wie sich aus ihren Angaben schließen lässt, werden jedoch keine nennenswerten Summen fließen. Für die Deutsche Bank lohnt sich der Deal trotzdem, weil TCS die rund 1 500 Beschäftigten der von der Deutschen Bank in Zukunft nicht mehr benötigten Postbank-IT übernehmen will und sie ihnen daher keine Abfindungen zahlen muss. Enormes MigrationsprojektFür die Migration der Daten und Funktionalitäten der Postbank-IT hat der Konzern ein riesiges Projekt aufgesetzt, das die IT-Experten der Postbank derzeit rund um die Uhr beschäftigt. De facto machen sich die Mitarbeiter von Postbank Systems damit für die Deutsche Bank überflüssig, denn wenn die Postbank-IT einmal auf den Systemen der Deutschen Bank läuft, werden sie dort nicht mehr gebraucht. TCS dagegen hegt ehrgeizige Wachstumsziele im Finanzdienstleistungsbereich und ist daher sehr daran interessiert, die Beschäftigten der Postbank-IT unter Vertrag zu nehmen. Entsprechende Verhandlungen waren bereits vor zweieinhalb Wochen publik geworden (vgl. BZ vom 23. Oktober).Die deutsche Tochter des börsennotierten IT-Dienstleisters TCS zählt derzeit nach eigenen Angaben etwa 100 Kunden, von denen 17 im Dax 30 notiert sind. Momentan beschäftigt das Unternehmen demnach an deutschlandweit 8 Standorten rund 2 000 Beschäftigte, von denen etwa 100 durch einen mit dem Pharma- und Chemiekonzern Bayer vereinbarten Betriebsübergang zu TCS kamen. Weltweit hat das Unternehmen rund 453 000 Beschäftigte in 46 Ländern. Betriebsprozesse gesichertFür die Deutsche Bank ist die Vereinbarung jedoch nicht nur in finanzieller Hinsicht vorteilhaft, sondern auch mit Blick auf die Fortführung der Betriebsprozesse bei der Postbank, bis die Altsysteme im kommenden Jahr ausgeschaltet werden können. In der Mitteilung bezeichnet die Deutsche Bank TCS als “bewährten Partner für IT-Dienstleistungen”. Vor diesem Hintergrund ist man bei der Deutschen Bank offenbar guter Dinge, dass der Dienstleister in der Lage ist, in der Übergangszeit, in der noch nicht die gesamte Postbank-IT auf den Systemen der Deutschen Bank läuft, sicherzustellen, dass die erforderlichen Dienstleistungen erbracht werden. Zumal die mit den Systemen vertrauten IT-Experten der Postbank ja an Bord bleiben sollen.”Wir begrüßen die IT-Experten von Postbank Systems ganz herzlich in der TCS-Familie, bieten ihnen zahlreiche Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten und wollen gemeinsam das nächste Kapitel des Wachstums von TCS in Deutschland gestalten”, ließ sich Natarajan Ganapathy Subramaniam, Chief Operating Officer und Executive Director von TCS, zitieren. Zahl der Filialen sinkt weiter Unterdessen dürfte die Zahl der Postbank-Filialen weiter abnehmen. Laut “Handelsblatt” will die Deutsche Bank 2021 rund 50 Filialen schließen – einem tiefergehenden Abbau steht ein mit der Deutschen Post geschlossener Vertrag entgegen, wie das Blatt unter Berufung auf mehrere mit der Situation vertraute Personen berichtet. Ein Minus von 50 Filialen entspräche dem Trend der vergangenen Jahre. Seit 2014 hat die Zahl der Postbank-Filialen um 250 auf 800 abgenommen, was einer Kürzung um jährlich gut 40 entspricht.