Tellings überrascht die ING-DiBa erneut mit einem Rücktritt
ski – Ben Tellings überrascht sein berufliches Umfeld und die Öffentlichkeit gerne mal mit einer plötzlichen und nicht unbedingt transparenten Entscheidung in eigener Sache. Jetzt hat sich der 60-Jährige entschieden, sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender der ING-DiBa, in dem er erst vor wenigen Wochen bestätigt worden war, mit sofortiger Wirkung niederzulegen. Auf den Schritt war offenbar auch die Bank selbst bis hinauf zum Vorstand nicht vorbereitet. Eine Begründung von Tellings, der zurzeit verreist sein soll, war auf Anfrage nicht zu bekommen. Die Bank scheint insoweit tatsächlich im Dunkeln zu tappen. Da es keine Anzeichen für Meinungsverschiedenheiten an der Spitze der ING-DiBa oder im ING-Konzern etwa in strategischen Fragen gibt, können sich Beobachter nur vorstellen, dass Gründe im privaten Bereich Tellings zu seinem Entschluss bewogen haben.Schon 2010 hatte Tellings für einen Knalleffekt gesorgt, als er mit 53 Jahren von jetzt auf gleich als Vorstandsvorsitzender der Direktbank ausschied, die er seit August 2003 geführt hatte. Parallele zu heute: Auch damals hatte das niemand auf der Rechnung gehabt. Die Bank brauchte monatelang, bis sie mit Roland Boekhout den Nachfolger präsentieren konnte. Tellings selbst wurde dann von der niederländischen Konzernmutter der Aufsichtsratsvorsitz bei der ING-DiBa anvertraut, was seinerzeit den Verdacht widerlegte, es könne größere Differenzen zwischen Frankfurt und Amsterdam gegeben haben. Damals war dann vermutet worden, Tellings – verheirateter Vater zweier Töchter – sei mit Rücksicht auf sein durch langjährige Auslandsaufenthalte auch in Polen, Spanien und Frankreich zu kurz gekommenes Familienleben aus dem operativen Geschäft ausgeschieden. An der Erfolgsgeschichte der ING-DiBa hat Tellings kräftig mitgeschrieben. 2002 war er in den Vorstand der Bank eingetreten, deren Kundenzahl in jenem Jahr die Marke von 1 Million überschritten hatte. Als er 2010 als Vorstandschef abtrat, hatten die Holländer mehr als 7 Millionen Kunden. Neben organischem Wachstum trugen auch Übernahmen (Bank Girotel, Entrium) zu der rasanten Expansion bei. Zugleich entwickelte sich die vermeintliche Ein-Produkt-Bank (“Extra-Konto”) unter Tellings auch qualitativ entscheidend weiter. So stieg die ING-DiBa zum Marktführer auch im Baufinanzierungsneugeschäft auf.Tellings ließ jetzt nur erklären, er wünsche der ING-DiBa und ihren Mitarbeitern weiterhin eine erfolgreiche Zukunft im deutschen und österreichischen Bankenmarkt. Ralph Hamers, CEO der ING Group, teilte mit: “Im Namen des Executive Board der ING möchte ich mich bei Ben für seine langjährige ausgezeichnete Arbeit als Vorsitzender des Aufsichtsrats und als CEO der ING-DiBa bedanken.” Bis zur Bekanntgabe eines Nachfolgers wird Rüdiger Köppel, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, die Aufgaben des ausgeschiedenen Tellings übernehmen.