Zahlungsverkehr

Tests für DLT-Infrastruktur im Interbankenmarkt nehmen Form an

Es geht voran bei der Erkundung von DLT-Systemen für das Settlement von Wertpapiertransaktionen. Die großen Tests finden im ersten und zweiten Quartal 2024 statt.

Tests für DLT-Infrastruktur im Interbankenmarkt nehmen Form an

Die Arbeiten der Wertpapierbranche zur Integration eines Settlements über DLT-Infrastruktur schreiten voran. Beim jüngsten Treffen der EZB-Kontaktgruppe zum Wholesale Digital Euro sei festgelegt worden, welche Themen näher erkundet werden sollen, berichtet das Branchenmedium "Ledgerinsights". Aus der Branche gebe es ein großes Interesse für das sogennante "atomic settlement", heißt es. Dieses erlaubt eine unmittelbare Abwicklung der Transaktion per Distributed Ledger Technology (DLT) und soll auch die regulatorische Anforderung an "Settlement Finality" erfüllen. Zudem könnte sich über Smart Contracts die Möglichkeit für programmierbare Zahlungen ergeben, was attraktiv wäre für den voluminösen Interbanken-Zahlungsverkehr.

Abgefragt wird von der EZB auch, ob eine solche Interbanken-Lösung rund um die Uhr zur Verfügung stehen solle, was mit Blick auf grenzüberschreitende Geschäfte mit den USA und Asien, die eigene Cut-off-Zeiten haben, ratsam erscheint. Und schließlich will die Notenbank wissen, ob die Banken sich über die DLT-Plattform anschließen oder bei der Interoperabilitäts-Lösung andocken wollen.

Drei Optionen stehen zur Wahl

Zur Verfügung stehen drei unterschiedliche Payment-Optionen. Erstens die von der Bundesbank pilotierte Trigger-Lösung, bei der sich die DLT-Infrastruktur mit einer separaten "trigger chain" verbindet, um die Zahlung in das Brutto-Settlement-System (RTGS) von Target anzustoßen. Die "trigger chain" kommuniziert das Update der Wertpapier-Eigentümerschaft mit Bestätigung aus dem RTGS zurück an die Basis-DLT.

Italienische Lösung erfordert Hinterlegungsmechanismen

Eine zweite Trigger-Lösung stammt von der Bank of Italy, die konventionelle Zahlungen über eine TIPS-Hash-Link-Lösung anstößt. TIPS, das ist das Instant-Payment-System der Notenbanken. Eine solche Lösung wurde bislang vom jüngst ausgeschiedenen EZB-Direktor Fabio Panetta, der den Zahlungsverkehr verantwortete, favorisiert. Bei "Ledgerinsights" heißt es, die Lösung der italienischen Notenbank benötige Hinterlegungsmechanismen in Zentralbankgeld, also Arrangements für die Stellung von Sicherheiten, und unterscheide sich in der Funktionsweise deutlich von der Lösung der Bundesbank.

Französische Lösung bezieht CBDC-Token ein

Die dritte Lösung stammt von der Banque de France. Diese läuft allein über DLT-Infrastruktur unter Einbeziehung eines CBDC-Token, sprich einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC), die direkt von der Notenbank gemanagt wird. Eine solche Lösung erscheint am konsequentesten. Zur Verfügung steht dieser digitale Euro nur über einen speziellen CBDC-Ledger (DL3S), also ein Register der Banque de France. Das Settlement soll dann über die Interoperabilität mit anderen DLT-Infrastrukturen erfolgen.

In Kürze dürften die Tests auch mit echtem Geld sowie in Zusammenspiel mit dem produktiven Target2-System als "Delivery versus Payment" (DvP) stattfinden. Ende Oktober hatte ein weiteres Treffen der "New Technologies for Wholesale settlement Contact Group" stattgefunden, in der die Geschäftsbanken zusammen mit den Notenbanken Technologie und Payment-Prozesse erproben.

Nur Intraday-Tests

Einer Präsentation ist zu entnehmen, dass die Tests für die Verbindung von Target-Diensten mit DLT-Plattformen im ersten und zweiten Quartal 2024 stattfinden sollen. Dabei sollen Transaktion ausschließlich im Intraday-Zeitfenster von 9 bis 14 Uhr verprobt werden. Für eine zweite Welle an Tests steht dann noch ein zweites Zeitfenster im Juli zur Verfügung. Im November 2024 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Wertberichtigt Seite 2

Tests für DLT-Einsatz im Interbankenmarkt schreiten voran

Drei Optionen werden erprobt – Bundesbank-Lösung dabei – Banque de France bringt einen CBDC-Token ein

bg Frankfurt
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