Timing als A und O der Unternehmensfinanzierung

Fresenius: Langweilig ist sexy - Schaeffler: Vorbereitung zählt - Rothschild: Polarisierung und Flucht in die Qualität

Timing als A und O der Unternehmensfinanzierung

Als dominierender Erfolgsfaktor habe sich noch stärker als früher das richtige Timing entwickelt, sagte Sturm: “Wenn ich Eigenkapital brauche, dann nutze ich das nächste Fenster.” Das Eigenkapital von 1 Mrd. Euro für die Übernahme der Rhön-Klinikum habe er in der Tasche – mit positiven Kursavancen für Investoren. Ob er die avisierten 3 Mrd. Euro Fremdmittel benötige, werde sich zeigen, wenn die Ergebnisse des Übernahmeangebots vorlägen. Zu den Erfolgsaussichten wollte er sich nicht äußern, die meisten Insider gehen davon aus, dass Fresenius die nötige Annahmequote von über 90 % verfehlt hat. Benötige er das Eigenkapital nicht für die Akquisition, könne er die Kapitalstruktur anpassen. Bei seinem Amtsantritt 2005 habe es geheißen, es gebe keinen langweiligeren Job als den des Chief Financial Officer (CFO) einer nicht verschuldeten Firma. Heute wisse er: “Langweilig ist sexy.” Fresenius mit dem stabilen Geschäft generiere Anleihen mit Equity Returns.Martin Reitz, Deutschlandchef der Investmentbank Rothschild, beobachtet vor dem Hintergrund einer grundsätzlich sehr guten Kapitalausstattung deutscher Unternehmen eine starke Polarisierung zwischen Dax-ähnlichen und Dax-Gesellschaften einerseits, die hervorragenden Zugang zu Kapital haben, und Unternehmen schwächerer Bonität andererseits, die es bei Investoren und Banken deutlich schwerer hätten. Die ohnehin vorhandene Differenzierung habe sich enorm verstärkt. Es gebe eine klare “Flucht in die Qualität”. Zur Qualität zählt Sturm natürlich auch Fresenius, die knapp unter Investmentgrade liegt. Er strebe dies gerade an, um mit günstigerem Fremdkapital die gewichteten Kapitalkosten zu senken.Rosenfeld betonte, dass es gerade bei einem Neuling am Kapitalmarkt darauf ankomme, die ganze Bandbreite zu nutzen – Fristigkeiten, Währungen und Investoren: Banken, Anleihegläubiger und institutionelles Geld. Gestern hatte sich Schaeffler zudem ans Retailpublikum gewandt. Schaeffler sei es auf Basis operativer Stärke gelungen, Vertrauen zurückzugewinnen.Während Reitz IPOs als “singuläres Event” für Unternehmen auch im zweiten Halbjahr als schwierig einstuft, betont er: “Es gibt Fenster im Eigenkapitalmarkt” für Platzierungen. Dazu müssten sich Unternehmen wappnen, um den richtigen Zeitpunkt nutzen zu können. Die Diskussion vermittelte den Eindruck, dass die Zeiten wenn nicht rosig, so doch spannend und auch unterhaltsam sind.—– Bericht zu Schaeffler Seite 11