Trade Republic schreibt vorübergehend schwarze Zahlen
Trade Republic schreibt schwarze Zahlen
Broker verwaltet 35 Mrd. Euro von 4 Millionen Kunden und steigt ins Kartengeschäft ein
phh Frankfurt
Mit einer Bewertung von zuletzt 5 Mrd. Euro ist Trade Republic eines der wertvollsten deutschen Fintechs. Anlässlich seines fünfjährigen Firmenjubiläums gewährte der nicht unbedingt für große Transparenz bekannte Neobroker Einblicke in seine Geschäfts- und Kundenzahlen. So verwaltet die Sparplattform inzwischen laut eigenen Angaben ein Vermögen von rund 35 Mrd. Euro von 4 Millionen Kunden – davon 2,5 Millionen in Deutschland. Letztmals kommuniziert hatte der Broker im April 2021 mehr als 1 Million Kunden.
Damit hat Trade Republic nun mehr Kunden als vergleichsweise Scalable Capital, die offiziell rund 16 Mrd. Euro von 600.000 Kunden verwalten, aber weiterhin weniger als die Neobank N26, die auf 8 Millionen Kunden kommt. Für Christian Hecker kommt es bei der Kundenzahl auf die Qualität an. „Der durchschnittliche Trade-Republic-Kunde verwaltet über 8.000 Euro – im Gegensatz zu wenigen Hundert Euro bei Neobanken“, sagte Hecker in einem Zeitungs-Interview.
Trade Republic hat Marketing-Ausgaben gekürzt
Zudem habe Trade Republic das gebrochene Geschäftsjahr 2022/23 sowie das Kalenderjahr 2023 profitabel abgeschlossen. „Nach Steuern haben wir im letzten Geschäftsjahr einen Gewinn im deutlich zweistelligen Millionenbereich erzielt“, so Mitgründer Christian Hecker im Interview mit dem „Handelsblatt“.
Im vorherigen Geschäftsjahr hatte das Unternehmen aufgrund hoher Investitionskosten einerseits und belastender Faktoren wie dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs andererseits 145 Mill. Euro Verlust geschrieben. Zur Entwicklung des Trading-Volumens und zum Provisionsergebnis äußerte sich Trade Republic auf Nachfrage weiterhin nicht.
Dass das Unternehmen die Gewinnschwelle damit schon nachhaltig überschritten hat, darf bezweifelt werden. Laut Hecker hat Trade Republic 2022 das Marketing umstrukturiert und Investitionsprojekte aufgeschoben und deshalb erstmals schwarze Zahlen geschrieben. Im Fokus stehe aber weiterhin Wachstum, und man werde im laufenden Geschäftsjahr wieder erheblich investieren. „Wenn wir auf Jahressicht wieder Verluste schreiben, ist das einkalkuliert“, so Hecker, demzufolge das Kerngeschäft schon immer gesund gewesen ist.
Trade Republic steigt ins Kartengeschäft ein
In neue Produkte zu investieren, ist auch nötig, da eine wichtige Einnahmequelle künftig wegbrechen könnte: Rückvergütungen für die Weiterleitung von Kundenorders an Partner. Diese sogenannten Payments for Orderflow machen laut Hecker aktuell noch rund ein Drittel der Einnahmen aus, sollen in der EU künftig aber verboten werden. Mithilfe neuer Produkte will Hecker die Abhängigkeit vom Rückvergütungsgeschäft verringern.
Im September startete der Neobroker ein Bond-Produkt, über das Kunden direkt in Anleihen investieren können. Mit einer neuen Visa-Debitcard will Trade Republic außerdem „das Bezahlen mit dem Sparen kombinieren“. Hinter der Karte steht eine Cashback-Logik. Heißt: Kunden sollen für jede Kartenzahlung 1% des gezahlten Betrags als Prämie erhalten, die sie in einen frei wählbaren Sparplan investieren und automatisch aufrunden können, wodurch der Neobroker Geld verdienen würde.
Hohe Zinsen bescheren Trade Republic Geldzuflüsse
Einst als reiner Broker gestartet, erweitert Trade Republic – die seit Dezember auch über eine Vollbanklizenz verfügt – damit die Produktpalette um immer mehr Bankdienstleistungen. So zahlt Trade Republic Kunden 4% auf deren nicht investierten Gelder, was sicherlich auch ein Grund für den zuletzt deutlichen Anstieg des verwalteten Vermögens sein dürfte. Wie hoch die genaue Cash-Quote der berichteten 35 Mrd. ist, wollte das Unternehmen auf Nachfrage nicht verraten. Hecker sagte lediglich, dass 75% der Kunden auch im Wertpapiergeschäft aktiv seien.
Geld für weitere Investitionen sei vorhanden. „Wir können damit die nächsten zehn Jahre sicher operieren, wenn wir wollen“, so Hecker. Insgesamt hat Trade Republic über mehrere Finanzierungsrunden 1,3 Mrd. Dollar bei Investoren eingesammelt – zuletzt 250 Mill. Euro beim kanadischen Pensionsfonds Ontario Teachers als Erweiterung der 2021 von Sequoia angeführten Serie-C-Finanzierungsrunde, als der Sparplattform 900 Mill. Dollar zugeflossen waren.