Orderflow-Provider

Tradegate erweitert Wertschöpfungskette

Mit Tradegate.direct wird der Market Maker Orderflow-Provider. Damit verlängert Tradegate-Chef Karsten Haesen die Wertschöpfungskette seines Hauses und fordert die Branche heraus.

Tradegate erweitert Wertschöpfungskette

Tradegate erweitert Wertschöpfungskette

Berliner Market Maker fordert mit neuem Angebot die Branche heraus

spe Stuttgart

Mit der App „Tradegate.direct“ wird es möglich, 10.000 Wertpapiere aus den Anlageklassen Aktien, ETPs und Mini Futures an der Tradegate Exchange direkt und gebührenfrei zu handeln. „Damit verlängern wir unsere Wertschöpfungskette“, sagt Karsten Haesen, Vorstand der Tradegate AG Wertpapierhandelsbank in Berlin mit Blick auf den Umstand, dass sein Unternehmen über die neue App einen eigenen Kundenstamm aufbauen will.

Üblicherweise haben Market Maker keine direkten Endkundenkontakte. Nachdem aber laut Haesen zahlreiche Banken und Neobroker bislang über keinen Anschluss an die Tradegate Exchange verfügen, soll Tradegate.direct diese Lücke schließen. „Insofern treten wir mit unseren B2B-Kunden auch nicht in Konkurrenz“, so Haesen. Alle bisherigen Orderflow-Provider (OFPs) würden auch weiterhin gebraucht und seien Tradegate wichtig. Mit Tradegate.direct komme ein weiterer OFP hinzu.

Auf den direkten Handel zugeschnitten

Als Ergänzung zu ihrer bestehenden Bankverbindung bietet Tradegate Privatanlegern mit der neuen App ein Depotkonto, das ausschließlich auf den direkten Handel an der Tradegate Exchange zugeschnitten ist.

Da die neue App gebührenfrei ist, muss die Tradegate AG ihre Erträge über den Spread, also die Geld-/Briefspanne an der Tradegate Exchange, generieren. Allgemein wird von Börsianern der Preisqualität an der Tradegate Exchange ein gutes Niveau zugeschrieben.

Indessen wird in der Branche der Launch von Tradegate.direct mit Interesse beobachtet. „Im Grunde öffnet hier der Market Maker und mittelbar auch die Börse Tradegate Exchange sich dem Endkunden und wird damit quasi auch zu einem Orderflow-Provider“, sagt dazu Thomas Ruppelt, Partner von Metis Management Consulting. Dieses Set-up sei die Fortführung der Tradegate Story, die nicht zuletzt mit dem eigenen Handelssystem, dem Aufbau eines umsatzstarken Handelsplatzes und der Gründung einer eigenen öffentlich-rechtlichen Börse immer wieder für Aufsehen gesorgt habe.

„Disruptive Veränderung“

Mit der erstmaligen B2C-Lösung – sieht man von den Kryptobörsen ab – integriert nun der Market Maker ein weiteres Stück der Wertschöpfungskette - „eine Lösung mit Potenzial für eine disruptive Veränderung“, wie Ruppelt meint. Schließlich geht mit Tradegate.direct ein Modell an den Markt, das den Market Maker von Kick-back-Zahlungen freihält, gebührenfrei ist und erstmalig den Endkunden an einen Market Maker bindet.

Gewöhnlich haben Orderflow-Provider wie Online- oder Neo-Broker aufgrund ihrer direkten Kundenkontakte eine starke Position gegenüber Market Makern und Börsen, weshalb Rückvergütungen für den Orderstrom der OFPs in der Branche nicht unüblich sind. Die Frage ist für Ruppelt nun, inwieweit OFPs Tradegate.direct nur als einen weiteren OFP sehen, der im Wettbewerb erst einmal um die Kunden werben muss, oder die neue Konkurrenz als Bedrohung ihres Geschäftsmodells betrachteten.

Wieviel Kunden Tradegate per App gewinnen will, möchte Haesen nicht verraten. Nur so viel: Der hohe Aufwand für das neue Angebot kann durchaus so gedeutet werden, dass Tradegate einen großen Wurf geplant hat. 

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