Transaktion sofort wertschaffend
Die Spatzen pfiffen es schon von den Dächern, nun ist es amtlich: Die Aareal Bank stemmt mit der WestImmo den zweiten Zukauf binnen eines Jahres. Die Transaktion ist geschickt eingefädelt, was die Anleger mit einem kräftigen Kursplus von 6% honorieren.bg Frankfurt – Die Aareal Bank hat sich im Bieterkampf um die WestImmo durchgesetzt und erhält den Zuschlag für einen Kaufpreis von 350 Mill. Euro. Das Closing der Transaktion soll noch im ersten Halbjahr stattfinden. Die Herauslösung von Funding und Garantien der zur WestLB-Bad-Bank Erste Abwicklungsanstalt (EAA) gehörenden WestImmo findet per Pre-Closing Carve-out schon vorher statt, indem Refinanzierungsverbindlichkeiten und Finanzgarantien von der Aareal Bank, die eine Liquiditätslinie von deutlich über 1 Mrd. Euro bereitstellt, abgelöst werden. Zudem sollen noch WestImmo-Assets im Umfang von rund 700 Mill. Euro an die EAA übertragen werden. EinmalertragDie Aareal Bank setzt für die Akquisition ihr Überschusskapital ein, kann damit aber “vom ersten Tag an Wert für die Aktionäre” schaffen, so Vorstandschef Wolf Schumacher. Denn die bislang auf Abwicklung gestellte WestImmo ist operativ profitabel und bringt auf Käuferseite mit Closing einen Zugangsgewinn von 150 Mill. Euro als Einmalertrag. Dieser negative Goodwill ergibt sich nach der Überleitung vom HGB- auf das niedriger anzusetzende IFRS-Eigenkapital der WestImmo per Ende März – Abzugspositionen sind erwartete ergebniswirksame Marktveränderungen von Darlehen. Grundlage für die Transaktion ist damit ein IFRS-Eigenkapital von 500 Mill. Euro, die Differenz zum Kaufpreis beträgt 150 Mill. Euro und kann als Einmalertrag (siehe Grafik) verbucht werden. Eine solche Konstruktion hatte sich für die Aareal Bank schon beim Erwerb der Corealcredit ergeben, als nur 46 % des Eigenkapitals bezahlt wurden.Konkret stellt die Aareal in Aussicht, dass die Ergebnisbeiträge der WestImmo den Gewinn je Aktie im vergrößerten Konzern kumuliert über drei Jahre um mehr als 3 Euro je Aktie erhöhen werden. Bestätigt wird das Ziel einer mittelfristigen Konzern-Eigenkapitalrendite vor Steuern von rund 12 %, die harte Kernkapitalquote sollte zum Jahresschluss bei 11,8 % liegen. CFO Hermann Merkens geht davon aus, dass ein substanzieller Teil der mit der WestImmo-Akquisition hinzugekommen Risikoaktiva (RWA) von 3,3 Mrd. Euro bereits bis 2017 freigesetzt wird. Als Wermutstropfen will Merkens den zumindest temporären RWA-Aufbau nicht verstanden wissen, stehe diesen RWA doch eine profitable Asset-Basis gegenüber sowie der Zugangsgewinn. Bis 2017 soll der RWA-Effekt “neutralisiert werden”, sagt Merkens. Zugleich verspricht der CFO, dass die Dividendenpolitik mit einer Ausschüttungsquote von mindestens 50 % (ohne negativen Goodwill) fortgesetzt werde.Zu möglichen Synergien im operativen Geschäft wollen sich Schumacher und Merkens, die aber eine zügige Einbindung ankündigen, noch nicht konkret äußern – für die in der gewerblichen Immobilienfinanzierung (CRE) tätigen Mitarbeiter mit ausgeprägter internationaler Expertise könnten sich aber im Aareal Bank Konzern neue Perspektiven ergeben. Aus einer zu übertragenden Bilanzsumme von 8,1 Mrd. Euro zählen 4,3 Mrd. Euro zu CRE. 1,6 Mrd. Euro entfallen auf das Privatkundengeschäft sowie 0,8 Mrd. Euro auf die Finanzierung für die öffentliche Hand. Diese beiden Portfolien wird die Aareal auf Ablauf stellen, potenzielle Risiken bei den privaten Krediten wie Rückforderung von Bearbeitungsgebühren werden vom Verkäufer gedeckt, ist einer Präsentation zu entnehmen. Nahe beieinanderMittelfristig solle zumindest eine “signifikante Anzahl von Arbeitsplätzen” bei der WestImmo erhalten bleiben, sagt Schumacher. Im Kreditportfolio von Aareal und WestImmo gibt es große Überschneidungen, womit die Zukunft der rund 280 WestImmo-Mitarbeiter ungewiss ist: Beide Institute bieten gewerbliche Immobilienfinanzierungen in Europa und Nordamerika an, die Aareal hat zusätzlich Asien im Portfolio. Auch mit ihrem Hauptsitz liegen beide Banken nahe beieinander: Aareal sitzt in Wiesbaden, die WestImmo in Mainz.Von Seiten der Aareal heißt es, man habe der EAA “über den Kaufpreis hinaus weitere Vorteile gebracht”, indem man es der EAA habe ermöglichen können, sofort die Verbindung zur WestImmo zu kappen, weil man mit dem eigenen Funding einspringe. Finanzinvestoren hatten sich in der Vergangenheit immer wieder Brückenfinanzierungen ausbedungen, so dass ein Risiko beim Verkäufer blieb. Zudem habe die Aareal bei der Buchprüfung davon profitiert, dass man einen Großteil des WestImmo-CRE-Portfolios als Immobilienfinanzierer gut beurteilen könne. Wie schon beim Corealcredit-Erwerb übernehme man ein CRE-Portfolio, bei dem im Rahmen der Due Diligence mehr als 80 % der Kreditrisiken gründlich analysiert wurden, sagt Merkens. Analysten heben den DaumenAnalysten zeigten sich durchaus angetan von den Eckdaten der Transaktion und hoben hervor, dass es den Wiesbadenern gelungen sei, ihr Kerngeschäft weiter abzurunden. Die meisten Experten gehen davon aus, dass eine zusätzliche Ausschüttung an die Aktionäre im kommenden Jahr ausfallen wird. Doch ab dem Folgejahr werde diese mit der zu erwartenden Kapitalerholung wieder ein Thema. Zudem könnte die reguläre Dividende wegen des positiven Ergebnisbeitrags der WestImmo steigen. Die WestImmo gehörte einst zur WestLB, die in der Finanzkrise in Schieflage geraten war und Mitte 2012 zerschlagen wurde. Seither durfte die WestImmo kein Neugeschäft mehr tätigen.