Trend und Erfolgsmodell: Nachhaltigkeit in der Vermögensverwaltung
Von Dr. Bernhard BrinkerBereichsvorstand Private Banking & Wealth Management bei der HypoVereinsbankFür viele Anleger spielen ökologische und soziale Kriterien eine entscheidende Rolle bei der Geldanlage. Sie wollen mit ihren Geldanlagen keine Unternehmen, Projekte oder Länder finanzieren, die mit den eigenen Lebensgrundsätzen oder Moralvorstellungen nicht übereinstimmen. Daher entscheiden sie sich bewusst für nachhaltige und ethische Finanzprodukte und erhoffen sich mit dieser Wahl nicht nur eine gute Rendite, sondern wollen auch einen positiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten. Wir bieten unseren Kunden diese Möglichkeit, und auch deshalb hat sich die Kundenzufriedenheit und die Kundennachfrage in der Vermögensverwaltung in unserem Private Banking & Wealth Management im ersten Halbjahr sehr erfreulich entwickelt. Denn während sich in den vergangenen Jahren hauptsächlich institutionelle Anleger für ein “grünes” Finanzprodukt entschieden haben, lässt sich dieser Trend mittlerweile auch bei privaten Anlegern erkennen: Unsere Kunden investierten im vergangenen Jahr deutlich stärker in nachhaltige und ökologische Geldanlagen – in Form nachhaltiger Mandatslösungen oder in die nachhaltige Variante der Vermögensverwaltung. Die gestiegene Nachfrage im Bereich nachhaltiger Geldanlagen bei unseren Kunden bestätigt einen Trend: Laut Marktbericht des Fachverbands “Forum Nachhaltige Geldanlagen” vom Mai 2016 für Deutschland, Österreich und die Schweiz ist der nachhaltige Anlagemarkt gegenüber dem Vorjahr um 65 Prozent gewachsen. Gerade in einem von anhaltenden Niedrigzinsen und einer hohen Volatilität geprägten Marktumfeld suchen Anleger nach alternativen Geldanlagen, die langfristig Renditemöglichkeiten bieten. Unsere Privatkunden haben verstärkt in aktiv verwaltete Mischfonds mit Nachhaltigkeitsaspekten investiert. Auch im Private Banking & Wealth Management, vor allem im Stiftungsmanagement, nutzen immer mehr Kunden die Möglichkeit, die Wertpapierauswahl in der Vermögensverwaltung nachhaltig zu gestalten. Insgesamt stieg das Volumen an nachhaltigen Geldanlagen in unserem Privatkundensegment im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel auf 2 Mrd. Euro.Nachhaltigkeit ist dabei nicht nur für das Investorengewissen ein wichtiger Aspekt, sondern kann auch bei den langfristigen Erfolgsaussichten des Portfolios durchaus eine Rolle spielen: Denn mit der Investition in nachhaltig agierende Unternehmen oder Länder reduzieren sich deren Kapitalbeschaffungskosten. Diese Unternehmen werden also für ihr nachhaltiges Handeln belohnt. Ressourcenknappheit, Bevölkerungswachstum und Klimawandel sind globale Trends, die die nachhaltige Entwicklung in Frage stellen. Unternehmen, die sich diesen Herausforderungen stellen und die sogar Lösungen bereitstellen können, werden langfristig nachhaltiger wachsen können als andere. Marken sind heutzutage von großem Wert für Unternehmen, denn sie ziehen Kunden an und fördern die Kundenbindung. Darüber hinaus sind Marken immaterielle Vermögenswerte in den Unternehmensbilanzen. Daher gilt es auch Reputationsrisiken zu vermeiden.Es gibt keine einheitlichen Kriterien, ab wann sich eine Geldanlage “nachhaltig” nennen darf. Grundsätzlich sollten daher immer die Details der Anlagestrategie hinterfragt werden, um zu beurteilen, ob diese aus persönlicher Sicht “nachhaltig” genug ist. Der Zusammenhang zwischen Rendite, Sicherheit und Liquidität bzw. Verfügbarkeit wird oft als das “magische Dreieck der Vermögensanlage” bezeichnet. Diese drei Grundziele der Geldanlage sind in ihren Maximal-ausprägungen nie gleichzeitig zu ha-ben. Wird ein Ziel höher gewichtet, geht dies in der Regel zulasten der anderen beiden Ziele. In nachhaltigen Anlagestrategien erweitert sich dieses Dreieck um das Ziel einer möglichst nachhaltigen Geldanlage. Umgesetzt wird die Anlagestrategie in den nachhaltig gemanagten Linien unserer Vermögensverwaltung überwiegend über Aktien und Anleihen von Unternehmen/Ländern, die sich in einem Auswahlverfahren der oekom research AG, München, als besonders nachhaltig erwiesen haben. Jede Branche sieht sich aufgrund unterschiedlicher Produkte und Dienstleistungen vor unterschiedliche soziale und ökologische Herausforderungen gestellt. Deshalb definiert oekom research etwa ein Drittel dieser Kriterien branchenspezifisch. Aus den Ergebnissen ergibt sich eine Rangliste der untersuchten Unternehmen innerhalb einer Branche. Daneben kommt auch ein Bewertungsverfahren für Länder zum Einsatz. In Zusammenarbeit mit Experten aus Wissenschaft und Forschung hat oekom research 150 Indikatoren für die Bewertung von Ländern identifiziert. Mit ihrer Hilfe werden die institutionellen Rahmenbedingungen und die Performance eines Landes in sozialen und ökologischen Bereichen bewertet. In Frage kommen nur die Länder mit den im Vergleich besten Bewertungen.Die selektierten Unternehmen und Länder fließen in die Anlagestrategie ein und werden hier um wirtschaftliche, fundamentale und technische Indikatoren der Anlageklassen, Märkte, Länder und Unternehmen ergänzt. Für bestimmte Anlageklassen können ergänzend zu den Aktien/Anleihen weitere Wertpapiere selektiert werden, wie Investmentfonds oder börsengehandelte Investmentfonds (ETF), insoweit diese eine nachhaltige Anlagestrategie verfolgen.Im Vergleich zu klassischen, benchmarkorientierten Anlagestrategien steht durch das nachhaltige Auswahlverfahren naturgemäß ein kleineres Anlageuniversum zur Verfügung. Auf bestimmte Anlageklassen (z.B. Direktinvestments in Rohstoffe) muss mangels nachhaltiger Anlagemöglichkeiten derzeit komplett verzichtet werden. Nachhaltige Portfolios erwirtschafteten in der Vergangenheit dennoch solide Ertrags- und Risikoergebnisse, auch im direkten Vergleich zu konventionellen Engagements. Das könnte nachhaltiges Geldanlegen auch aus Performancesicht durchaus interessant machen – die nachhaltigen Varianten unserer mandatierten Vermögensportfolios und unserer Vermögensverwaltung schnitten im bisherigen Performancevergleich durchaus positiv ab, dies auch risikoadjustiert.