Trend zum Homeoffice lässt Büronachfrage kalt
tl Frankfurt – Der Trend zum Homeoffice hat zumindest bisher kaum Auswirkungen auf die Nachfrage nach Büroflächen. Dies legen die Ergebnisse einer Umfrage nahe, die das Beratungsunternehmen Rueckerconsult im September 2020 bei Büromietern in Deutschland durchgeführt hat.Rund 60 % der 210 Unternehmen vor allem aus der Immobilienwirtschaft, die geantwortet haben, gaben an, dass sie keine Änderung ihrer Bürogrößen aufgrund von Covid-19 planen (s. Grafik). Nur 13 % möchten ihre Flächen reduzieren, 8 % wollen ihre Flächen vergrößern, damit Mindestabstände eingehalten werden können. 14 % haben sich noch nicht entschieden, hieß es gestern bei der Vorstellung der Befragung im Rahmen einer Videokonferenz.Das Homeoffice ist im Moment stark verbreitet. Nur 14 % der Befragten ermöglichen ihren Mitarbeitern kein mobiles Arbeiten. Die Produktivität scheint dabei aber ein gewisses Problem zu sein. Ein knappes Viertel der Verantwortlichen gibt an, dass die Produktivität des Unternehmens unter der verstärkten Homeoffice-Nutzung leidet. Andererseits stellt ein Zehntel eine höhere Produktivität fest, während etwas mehr als die Hälfte (54 %) keine Veränderung erkennt.”Das Mietpreisniveau stagniert, der Vermietungsumsatz liegt etwa 50 % unter Vorjahr”, beschreibt Ken Kuhnke, Leiter Vermietungsmanagement bei HIH Real Estate, das aktuelle Vermietungsgeschehen in Deutschland. Beim an sich schon niedrigen Leerstand gebe es kaum Veränderungen, überzählige Mietflächen werden untervermietet. In der täglichen Arbeit konstatiert Kuhnke verlangsamte Entscheidungsprozesse: “Es dauert sehr lange, bis man sich dann doch entscheidet, neue Flächen anzumieten.” Vereinzelt gebe es auch Absagen bei Verhandlungen, deren erfolgreichem Abschluss man sich eigentlich sicher war. Verstärkt würden Bestandsmieter sowie Neuinteressenten kürzere Laufzeiten anfragen – zwei oder drei statt fünf Jahre. Viele Mieter ließen sich bezüglich neuer Raumkonzepte beraten. “Mietfreie Zeiten sind wieder ein Thema in den Verhandlungen”, sagt Kuhnke.”Büros bleiben auch in der modernen Arbeitswelt unersetzlich. Sie sind Garant für persönlichen Austausch, für Kreativität und Produktivität am Arbeitsplatz. In Zukunft wird das Homeoffice eine Rolle spielen, aber nach Corona deutlich an Bedeutung verlieren”, sagt Mathias Gross, Vorstand der Polis Immobilien AG. “Das Büro der Zukunft muss ein wenig Homeoffice-Qualität haben, in dem man sich wohl fühlt, und wo man gerne hinfährt”, ergänzt Kuhnke.Etwas mehr als ein Drittel der Unternehmen beschäftigt sich nicht mit Covid-19-Schutzmaßnahmen im Büro. “Bezüglich der Flächenberatung sehen wir noch eine Marktlücke”, sagt Michael Schöneich, Commercial Director der ISG. Schon jetzt lasse sich ohne weiteres ein Corona-konformes Büro realisieren.