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Treuhänder fremden Vermögens

Börsen-Zeitung, 11.3.2016 Die Sparkassen stehen verstärkt in der öffentlichen Diskussion. Die Geschäftsstrategien vor Ort, aber auch die Ausschüttungspolitik oder die Verwendung von Mitteln für das gesellschaftliche Engagement beschäftigen Land auf...

Treuhänder fremden Vermögens

Die Sparkassen stehen verstärkt in der öffentlichen Diskussion. Die Geschäftsstrategien vor Ort, aber auch die Ausschüttungspolitik oder die Verwendung von Mitteln für das gesellschaftliche Engagement beschäftigen Land auf und Land ab Kunden, Politik und Öffentlichkeit. Im Spannungsfeld herausfordernder Marktbedingungen, neuer Kundenanforderungen sowie öffentlicher und politischer Erwartungen braucht es vor allem eins: ein klares Koordinatensystem für die strategische Ausrichtung jedes einzelnen Instituts und ein gemeinsames Verständnis aller Akteure über die Notwendigkeiten einer ausbalancierten Geschäftspolitik. HausbankfunktionDie Sparkassen sind öffentlich-rechtliche Institute mit einem öffentlichen Auftrag. Dieser definiert sich nach den Sparkassengesetzen der jeweiligen Bundesländer. Sparkassen haben insbesondere die Versorgung der Bevölkerung mit geld- und kreditwirtschaftlichen Leistungen in ihrem jeweiligen Geschäftsgebiet sicherzustellen und dem Gemeinwohl zu dienen. Dieses Modell der Sparkassen hat als Hausbank für den deutschen Mittelstand und Privathaushalte eine wichtige Funktion für Deutschland. Dieses Modell hat sich als stabil und erfolgreich erwiesen und es hat politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Umbrüche gemeistert.In der Finanzmarktkrise hat sich das Geschäftsmodell der Sparkassen bewährt. In den schwierigen Jahren waren die Sparkassen der Stabilitätsanker in einem brüchigen Finanzsystem. So haben sie die Kunden und breite Kreise der Öffentlichkeit wahrgenommen. Konzentration setzt sich fortDie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind seitdem für Sparkassen nicht einfacher geworden. Die seit Jahren anhaltende Niedrigzinsphase und der hohe Regulierungsaufwand setzen die Ertragslage der Sparkassen unter Druck. Mit einer weiteren Konzentration durch Fusionen auf allen Ebenen des Verbundes ist zu rechnen. Es werden sich vor allem auch kleinere Häuser weiterhin aus verschiedenen Geschäftsfeldern, etwa aus dem Wertpapiergeschäft, zurückziehen – insgesamt ein fataler Trend.Die Frage ist, wie können Sparkassen auch in Zukunft ihrem öffentlichen Auftrag gerecht werden und sich gegen die herausfordernden Rahmenbedingungen immunisieren? Dafür ist ein klares Koordinatensystem, ein klarer Kompass unerlässlich. Die Stadtsparkasse Düsseldorf hat Eigenständigkeit, Arbeitsplatzsicherheit und Ausschüttungsfähigkeit als Richtschnur verantwortlichen Handelns ausgegeben. Alle drei strategischen Ziele sind miteinander verbunden. Die Umsetzung verlangt immer ein Ausbalancieren der Interessen der verschiedenen Anspruchsgruppen – seien es Kunden, Mitarbeiter, der Träger oder die Gesellschaft insgesamt. Dieses ist vor allem folgender Tatsache geschuldet: Die Sparkassen gehören, entgegen der landläufigen Meinung, nicht dem Träger, der aber über den Verwaltungsrat in der Organstruktur eingebunden ist. Das RollenverständnisDaraus folgt ein besonderes Rollenverständnis: Sparkassenvorstände sind Treuhänder fremden Vermögens und tragen dementsprechend eine besondere Verantwortung:1.Als Treuhänder fremden Vermögens sollten Sparkassenvorstände ein eher konservatives Risikoverständnis haben. Sparkassen besitzen nach den Landesgesetzen einen öffentlichen Auftrag. Hieraus ergibt sich eine besondere unternehmerische Verantwortung, die sich anders darstellt als beispielsweise die eines Hedgefonds. Nicht die Gewinnmaximierung steht im Vordergrund, sondern das Gemeinwohl. Nachhaltige Risikostrategie2.Eine nachhaltige Risikostrategie ist unablässig, um langfristig gleichermaßen Eigenständigkeit, Arbeitsplatzsicherheit und Ausschüttungsfähigkeit zu garantieren. Das heißt nicht nur, sich auf das Kerngeschäft im Geschäftsgebiet zu konzentrieren. Das bedeutet vor allem, die Stärkung der Eigenkapitalbasis zu betreiben. Die Sicherstellung der Risikotragfähigkeit ist vom Gesetzgeber gewünscht, etwa durch die Bildung offener Reserven nach § 340 g HGB, die für Transparenz sorgen und das Vertrauen der Marktteilnehmer in die Stabilität der Kreditinstitute verbessern. Das liegt auch im Interesse des Trägers.Ein Großteil des erwirtschafteten Gewinns sollte deshalb in die Eigenkapitalreserve fließen. Sparkassen können sich nämlich nicht am Markt Zugang zu frischem Eigenkapital verschaffen, weil sie nicht börsennotiert sind. Sie müssen daher so wirtschaften, dass sie vernünftig finanziert sind, um Risiken beherrschen und Wachstum aus eigenem Gewinn generieren zu können, ohne die Grundsubstanz zu gefährden.3.Wenn Sparkassen zukunftssicher aufgestellt sind und erfolgreich wirtschaften, sind sie in der Lage, der Gesellschaft zurückzugeben und die Region im Interesse des Gemeinwohls zu unterstützen: zum einen mit ihrer Bürgerrendite, in Form von Spenden- und Sponsoringengagements, der Gewerbesteuer, als Auftraggeber für die mittelständische Wirtschaft sowie als Arbeitgeber und als Ausbildungsbetrieb. Zum anderen über die Ausschüttung an den Träger. Dadurch zeigt die Sparkasse ihre besondere Verbundenheit mit der jeweiligen Region. Verlässlicher PartnerSparkassen sind moderner und notwendiger denn je. Mit einer klaren Geschäftspolitik und dem richtigen Verständnis für die notwendigen Bedingungen für eine nachhaltige Ausrichtung werden sie auch in der Zukunft verlässlicher Finanzpartner in den Regionen sein – und weiterhin mehrfach Nutzen stiften: für ihre Kunden, ihre Mitarbeiter, ihre Träger und die Menschen in ihrer Region.—-Arndt M. Hallmann ist Vorsitzender des Vorstands der Stadtsparkasse Düsseldorf.In dieser Rubrik veröffentlichen wir Kommentare von führenden Vertretern aus der Wirtschafts- und Finanzwelt, aus Politik und Wissenschaft.——–Von Arndt M. HallmannUm ihrem öffentlichen Auftrag auch künftig gerecht zu werden, brauchen die Sparkassen ein klares Koordinatensystem.——-