Ubi-CEO Massiah schmeißt hin
bl – Victor Massiah ist mit sofortiger Wirkung als CEO von Italiens viertgrößter Bank Ubi Banca zurückgetreten. Nur wenige Tage nachdem 90,2 % der Ubi-Aktionäre ein Übernahmeangebot von Intesa Sanpaolo angenommen hatten und kurz nach der Präsentation der sehr ordentlichen Quartalszahlen zog der angesehene Banker damit die Konsequenzen aus der Niederlage im Übernahmekampf. Massiah (61) hatte sich bis zuletzt gegen den Verlust der Selbständigkeit des Instituts gewehrt. Seinen Rücktritt, den viele Beobachter erwartet hatten, gab er am Ende einer Analystenkonferenz bekannt, in der er sich bei den Anwesenden für die vielen persönlichen Treffen bedankte.Der Verwaltungsrat sprach ihm im Namen des gesamten Management-Teams und aller Beschäftigten seinen “allerherzlichsten Dank” für die elfjährige Tätigkeit an der Spitze des Instituts, insbesondere auch in der schwierigen Phase der Coronavirus-Krise aus. Geboren in Tripolis (Libyen) hatte der italienische Manager nach dem Wirtschaftsstudium an der römischen La Sapienza-Universität seine Berufslaufbahn bei Andersen Consulting begonnen. Anschließend wechselte er zu McKinsey. 1997 kam er zur Banco Ambrosiano Veneto, wo er später an der Fusion mit Cariplo zur Intesa beteiligt war. 2002 wurde er Generaldirektor der Banca Lombardo e Piemontese und ging 2007 dann zu Ubi Banca.Massiah galt 2016 als sehr aussichtsreicher Kandidat für den Chefposten bei Unicredit, der dann aber an den Franzosen Jean Pierre Mustier ging. Intesa-Sanpaolo-Chef Carlo Messina schätzt ihn sehr, weil er Ubi zu einer der stabilsten und besten Banken Italiens geformt hat, die in vielerlei Hinsicht Intesa Sanpaolo ähnelt und viele Privat- und Unternehmenskunden in der wirtschaftsstarken Region um Bergamo und Brescia hat. Der Verwaltungsrat hob hervor, dass die Ergebnisse des zweiten Quartals über den Erwartungen gelegen hätten.Messina wollte Massiah einen wichtigen Posten in dem neuen Institut anbieten. Doch offenbar hat es der langjährige Ubi-Chef nicht verwunden, nicht frühzeitig über Messinas Pläne informiert worden zu sein: Er wurde von der Offerte Mitte Februar in London überrascht, wo er in einer Investorenkonferenz gerade seinen Strategieplan vorstellte. Massiah hat Intesa Sanpaolo immerhin dazu bewogen, das Übernahmeangebot mit einer Barkomponente um 650 Mill. Euro aufzustocken. Er hielt seine Bank damit aber immer noch für zu gering bewertet.