Nach Fusion mit der Credit Suisse

UBS drückt aufs Tempo

Die Schweizer UBS hat das dritte Quartal mit einem Verlust beendet. Die Übernehme der angeschlagenen Credit Suisse lastet weiterhin schwer auf der Rechnung der Großbank.

UBS drückt aufs Tempo

Grossbankenfusion

Die UBS drückt aufs Tempo

Integration der Credit Suisse und Kostensenkungen gehen rascher voran als geplant – Nicht alles liegt in der Hand des Managements

Von Daniel Zulauf, Zürich

Die Schweizer UBS hat das dritte Quartal mit einem Verlust beendet. Die Übernehme der angeschlagenen Credit Suisse lastet weiterhin schwer auf der Rechnung der Großbank. Obwohl die Integration rascher vorankommt als geplant, werden sich die UBS-Aktionäre aber noch länger in Geduld üben müssen.

Die Credit Suisse sei „strukturell defizitär“ und müsse so schnell wie möglich von der Landkarte der global systemrelevanten Banken verschwinden, sagte UBS-Chef Sergio Ermotti am Dienstag auf einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Der Grund für die Eile des CEO fällt dem Leser des vorliegenden Zwischenberichtes sofort ins Auge: Im dritten Quartal des laufenden Jahres hat UBS einen Verlust von 785 Mill. Dollar erlitten. Das Minus ist horrend.

Ein Jahr zuvor, als die Credit Suisse noch auf ein Überleben als eigenständige Bank hoffen konnte, hatte die UBS allein einen Quartalsgewinn von 1,7 Mrd. Dollar ausgewiesen. Dieser Gewinn wäre in diesem Jahr ohne Credit Suisse wohl noch deutlich höher ausgefallen – zumal der generelle Zinsanstieg den Banken seit einem Jahr laufend höhere Einnahmen aus dem Zinsengeschäft in die Kassen spült. Schuld an dem negativen Zwischenergebnis der UBS ist also allein die Credit Suisse. Auf Seite 70 des 120 Seiten starken Neunmonatsberichtes liest man unter dem Titel „Pro Forma Information“: Die Credit Suisse hat zwischen dem 12. Juni, dem Tag, an dem die Übernahme durch die UBS rechtlich vollzogen wurde, und Stichtag der vorliegenden Quartalsbilanz (30. September), einen Verlust von 2,9 Mrd. Dollar in die konsolidierte Rechnung der beiden Großbanken eingebracht.

Der Verlust ist umso schlimmer, wenn man ihn mit den in der gleichen Zeit von Credit Suisse erzielten Erträgen von 4,6 Mrd. Dollar vergleicht. Die Darstellung bedeutet, dass sich die Credit Suisse in jenen sechs Wochen zwischen Mitte Juni und Ende September jeden Dollar Umsatz mit einen Verlust von 63 US-Cent „verdiente“.

Gewiss, die Darstellung ist verzerrt. Viele außerordentliche Vorgänge haben die Rechnung der Bank in jener kurzen Zeit stark beeinflusst. So hat die UBS unmittelbar nach Vollzug der Fusion ein tiefgreifendes Kostensenkungsprogramm gestartet. Solche Programme haben es an sich, dass sie zu Beginn viel kosten.

Seit Ende Juni dieses Jahres haben 3.119 Mitarbeitende den fusionierten Schweizer Finanzkonzern verlassen. Vielen hat die Bank den Abgang mit Abfindungen und der Finanzierung von Sozialplänen erleichtert.

Nicht selten musste die Bank aber auch Geld in die Hand nehmen, um wichtige, aber wechselbereite Angestellte vor allem in den technischen Bereichen zu halten. Man haben die Stabilität des Betriebes gewährleisten müssen, erklärte UBS die Zahlungen.

Von den „Integrationskosten“ in Höhe von 2,1 Mrd. Dollar, die UBS im Berichtsquartal im Zusammenhang mit der Zusammenführung der beiden Banken hinnehmen musste, entfiel rund die Hälfte auf personelle Aufwendungen der beschriebenen Art.

Dennoch kommt die Restrukturierung schnell voran – sogar noch schneller, als selbst Ermotti und sein Team vor einigen Monaten erwartet hatten. Per Ende September habe die UBS Einsparungen von 3 Mrd. Dollar erreicht, im Vergleich zur aggregierten Kostenbasis der beiden Banken vor zwölf Monaten. In früheren Präsentationen hatte sich die UBS das Erreichen dieser Marke erst für Ende 2023 vorgenommen.

Aber der personelle Rückbau der Credit Suisse geht offensichtlich auch ohne Zutun der UBS-Führung rasant vonstatten. Der kombinierte Personalbestand der beiden Banken reduzierte sich zwischen Anfang 2023 und Ende September um nicht weniger als 13.000 auf 116.000 Vollzeitangestellte. 8.000 waren zur Jahresmitte selber von Bord gegangen, wie UBS im Sommer mitteilte. Die vorliegenden Zahlen lassen die Annahme zu, dass im Berichtsquartal nochmal 2.000 Leute freiwillig gekündigt haben.

Ermotti sagte man sei froh über die vielen ehemaligen Kollegen, die bei der Konkurrenz oder anderswo einen neuen Job gefunden hätten. Die entscheidende Frage für die UBS sei, wie viele Kunden die Abtrünnigen mitnähmen beziehungsweise wie viele Kundenvermögen bei der UBS verblieben.

Grund für Zuversicht sieht Ermotti in der Tatsache, dass die Credit Suisse im Berichtsquartal zum ersten Mal seit 18 Monaten wieder eine Zunahme von Kundengeldern von netto 3 Mrd. Dollar ausweisen konnte. Die Bank sei „stabilisiert“.

Von einer baldigen Rückkehr in die schwarzen Zahlen ist die Credit Suisse aber vermutlich noch ein gutes Stück entfernt. Während die existenzielle Krise ab Herbst 2022 der Bank einen gigantischen Kundenexodus bescherte und die gewaltigen Einnahmenausfälle bis heute nicht kompensiert werden konnten, sind die Kosten bei weitem nicht im gleichen Maß zurückgegangen.

Systemrelevanz kostet

Das hat viel mit dem Umstand zu tun, dass die Credit Suisse in vielen Jurisdiktionen, allen voran in den USA und in Großbritannien, immer noch als eine global systemrelevante Bank angesehen wird und viel Kapital vorhalten muss. Die UBS-Führung kann deshalb nur hoffen, dass die juristische Zusammenführung der Einheiten rasch vorangeht.

Gedulden müssen sich auch die UBS-Aktionäre, bis sie ihren Gewinn aus der CS-Übernahme in vollem Umfang einstreichen können. Die Zuversicht, dass dieser Tag näher kommt, wächst allerdings auch an der Börse. Am Dienstag legten die UBS-Aktien zeitweise fast 4% auf 23 sfr zu, mussten im Tagesverlauf einen Teil dieser Gewinne aber wieder preisgeben.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.