UBS holt sich neuen Kronprinzen ins Haus
Von Daniel Zulauf, ZürichDie seit Anfang Juli kursierenden Spekulationen um die Zukunft des ehemaligen Credit-Suisse-Spitzenmanagers Iqbal Khan sind beendet. Der 43-jährige Schweizer mit pakistanischen Wurzeln wird auf Anfang Oktober Ko-Chef der UBS-Division Global Wealth Management. Dort zeichnet Khan für das weltweite Geschäft mit Ausnahme Amerikas verantwortlich. Es handelt sich um das Flaggschiff der Großbank. Weltweit größte PrivatbankMit einem verwalteten Kundenvermögen von rund 1,2 Bill. sfr genießt Khans Abteilung den Ruf als weltweit größte Privatbank. Die rund 10 000 Mitarbeiter generieren in der Regel mehr als die Hälfte und in guten Zeiten sogar bis zu zwei Drittel des Gewinns, den der Gesamtkonzern mit seinen über 60 000 Angestellten erwirtschaftet. Kein Wunder also, dass dem Chef dieses Kraftwerkes immer auch der Nimbus des Kronprinzen für die Position des CEO zukommt. Das ist auch bei Iqbal Khan nicht anders, wie der amtierende UBS-Chef Sergio Ermotti gestern der NZZ sagte: “Ich glaube, wir haben mindestens drei gute interne Kandidaten, und wenn jemand das Kerngeschäft als Ko-Chef führt, liegt es auf der Hand, dass diese Person auch das Potenzial haben sollte.”Doch seit der Tessiner im Herbst 2011 die Führung der UBS von Oswald Grübel übernommen hat, ist deren Vermögensverwaltungsdivision kein Karrieresprungbrett mehr. Im Dezember 2017 hatte sich der Berner Jürg Zeltner als heißester Kandidat für den Top-Job überraschend verabschiedet. Die Gründe für den unerwarteten Rücktritt wurden nie vollends bekannt. Es gab Spekulationen, dass der Manager seine Ambitionen auf den Chefposten Ermottis allzu deutlich zum Ausdruck gebracht habe und von diesem deshalb hinausbefördert worden sei.Mit dem Deutschen Martin Blessing ersetzte Ermotti seinen wichtigsten Manager durch eine Person, die im Kerngeschäft der UBS über wenig Erfahrung besaß. Blessing, der früher die Commerzbank geleitet hatte und 2016 als Chef des Schweizer Geschäfts zur UBS stieß, blieb der Erfolg in der neuen Position versagt. Stagnationstendenzen in der Ertrags- und Gewinnentwicklung führten bei vielen Aktionären zu Unzufriedenheit, was nicht zuletzt auch im enttäuschenden Verlauf des Aktienkurses zum Ausdruck kommt. Jetzt verlässt Blessing die Bank in unbekannter Richtung. Von seinem Nachfolger erwartet Ermotti, dass er helfen werde, “das Wachstum und die Profitabilität von UBS nachhaltig zu steigern”.Diese Hoffnung gründet auf Khans Leistungen, die ihn in den rund sechs Jahren bei der Credit Suisse zunächst vom Finanzchef zum CEO der internationalen Vermögensverwaltungsdivision führten. Auch Khan soll allzu offensiv sein Interesse an einer Nachfolge von Konzernchef Tidjane Thiam angemeldet und sich mit diesem überworfen haben. Jedenfalls war auch Khan, ähnlich wie Zeltner, Anfang Juli völlig überraschend bei der UBS-Rivalin ausgeschieden.Der Rücktritt provozierte sofort Spekulationen, dass Khan bei UBS den Chefposten übernehmen könnte. Dies, nachdem UBS-Präsident Axel Weber im Februar in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg aus heiterem Himmel die Diskussion um Ermottis Nachfolge lanciert hatte. Seither geht die Rede, dass zwischen Ermotti und Weber ein Machtkampf tobt. Nicht der einzige KandidatKhan ist nicht der einzige Kandidat, den Ermotti für seine Nachfolge ins Spiel gebracht hat. Dazu gehört auch die 52-jährige deutsch-schweizerische Doppelbürgerin Sabine Keller . Die Betriebswirtschafterin erhält neben ihrer aktuellen Funktion als Chief Operating Officer auch die regionale Verantwortung für das Geschäft in Europa, im Nahen Osten und in Afrika. Sie beerbt damit den 57-jährigen deutschen Ulrich Körner, der die Bank nach fünf Jahren ebenfalls in unbekannter Richtung verlassen wird. Körners derzeitige Hauptaufgabe als Chef des UBS-Fondsgeschäftes (Asset Management) übernimmt die Amerikanerin Suni Harford, die seit 2017 für UBS tätig ist und davor während 24 Jahren bei der Citigroup gearbeitet hatte.