Lieferkettenfonds

UBS will Geensill-Geschädigte kompensieren

Der finale Niedergang der Credit Susse hat zwei Namen: Archegos und Greensill. Im Fall von Archegos verspekulierte die CS das Geld der Bank. Im Fall von Greensill waren es Fondskunden, die Milliarden verloren haben.

UBS will Geensill-Geschädigte kompensieren

UBS will Greensill-Geschädigte kompensieren

Investoren von Lieferkettenfonds der Credit Suisse können sich restliche Anteile zu 90 Prozent erstatten lassen – UBS kostet der Schritt 2 Mrd. Dollar

Der finale Niedergang der Credit Suisse hat zwei Namen: Archegos und Greensill. Im Fall von Archegos verspekulierte die CS das Geld der Bank. Im Fall von Greensill waren es Fondskunden, die Milliarden verloren haben. Die UBS will diesen, aber auch sich selbst helfen, das Debakel abzuschließen.

dz Zürich

Die UBS will eine schwerwiegende Altlast der Credit Suisse rasch aus der Welt schaffen. Die Bank offeriert Investoren einen eleganten Ausstieg aus den sogenannten „Supply Chain Finance Funds“ der Credit Suisse, welche diese im März 2021 mit dem Argument von Bewertungsunsicherheiten und ausgebliebener Versicherungsdeckung geschlossen hatte.

Von wegen „risikoarm“

Die Credit Suisse hatte die Fonds ab 2017 in Zusammenarbeit mit dem australischen Financier Lex Greensill lanciert und damit unter rund 1.000 institutionellen Anlegern etwas über 10 Mrd. Dollar eingesammelt. In den Fonds lagen und liegen teilweise immer noch verbriefte Forderungen gegenüber Unternehmen, die sich den Verkauf ihrer Waren und Leistungen gegen einen Preisabschlag vorfinanzieren ließen. Credit Suisse hatte die Fonds als „risikoarm“ vermarktet – allerdings nur im Kreis von sogenannten „qualifizierten“ Anlegern.

Die Fonds wurden dem Marketingversprechen nicht gerecht. Seit deren Schließung vor mehr als drei Jahren konnten Forderungen in einer Gesamthöhe von 2,6 Mrd. Dollar noch nicht wieder eingetrieben werden. Die Investoren haben erst 7 Mrd. Dollar ihrer ursprünglichen Investition zurückerhalten. 400 Mill. Dollar liegen in bar zur Auszahlung bereit.

Die UBS offeriert den geschädigten Investoren nun, die offenen Forderungen zu 90% zu entschädigen. Maßgebend für die Kompensationsleistung ist der Nettoinventarwert der Fonds, wie er unmittelbar vor deren Schließung Ende Februar 2021 bestanden hatte. Das Angebot gilt bis Ende Juli. Wer es annimmt, muss sich verpflichten, auf jegliche rechtliche Ansprüche gegenüber der Credit Suisse beziehungsweise ihrer Rechtsnachfolgerin UBS zu verzichten.

Offensichtlich will die UBS mit dem Angebot nicht nur „den Fondsanlegern Sicherheit geben“, wie es in der Medienmitteilung heißt, sondern auch für sich selbst eine möglichst große Zahl von offenen Rechtsfällen beiseite räumen. In verschiedenen Jurisdiktionen sind Zivilklagen gegen die Credit Suisse beziehungsweise gegen Manager und Organe der Bank hängig, heißt es im jüngsten Quartalsbericht der UBS. Die Kläger machen missbräuchliche Verkaufspraktiken und Verstöße gegen Treuepflichten geltend.

Zudem führt die Zürcher Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen unlauteren Wettbewerbs gegen vier ehemalige Credit-Suisse-Banker. Die Untersuchung geht auf eine Anzeige der Schweizer Wettbewerbskommission zurück, der sich gemäß UBS-Quartalsbericht mehrere Fondsinvestoren als interessierte Parteien angeschlossen hätten.

Unabhängigkeit kompromittiert

Ein namentlich nicht genannt sein wollender Vertreter eines deutschen Fondsinvestors kritisierte gegenüber dieser Zeitung schon vor einiger Zeit, die CS sei trotz guter Entlohnung ihrer treuhänderischen Verantwortung gegenüber den Fondskunden nicht nachgekommen und habe sich auf verschiedenen Ebenen in das riskante Geschäftsmodell mit Lex Greensill und seiner längst insolventen Finanzgesellschaft eingelassen. So habe die Bank ihre eigene Unabhängigkeit als Vermögensverwalterin kompromittiert. Zu einem ähnlich lautenden Befund war im vergangenen Jahr auch die Finanzmarktaufsicht im Rahmen eines umfangreichen Enforcement-Verfahrens gegen Credit Suisse gelangt. Die Behörde hatte daraufhin auch vier Verfahren gegen CS-Manager eingeleitet.

Credit Suisse bzw. UBS stehen ihrerseits in rechtlichen Auseinandersetzungen mit diversen Versicherungsgesellschaften, welche mit der Verweigerung zur Deckung der finanziellen Forderungen der Fonds zu deren Schließung beigetragen haben. Die Bank steht auch im Rechtsstreit mit den drei wichtigsten säumigen Zahlern der Fonds, dem Stahlunternehmen GFG Alliance, dem US-Bergbauunternehmen Bluestone Resources und dem amerikanischen Generalbauunternehmen Katerra, die den Fondsinvestoren zusammen noch 2,3 Mrd. Dollar schuldig sind.

UBS hat vorgesorgt

Das Rücknahmeangebot löst bei der UBS AG per Ende Juni eine Rückstellung von 0,9 Mrd. Dollar aus. Auf konsolidierter Basis habe die Bank aber bereits zum Zeitpunkt der Übernahme von Credit Suisse Vorsorge getroffen, heißt es in einem Agenturbericht. Unter der Annahme einer 100-prozentigen Annahme des Rücknahmeangebotes müsste die UBS den geschädigten Fondsinvestoren rund 2,34 Mrd. Dollar auf eigene Rechnung und auf eigenes Risiko auszahlen. Die Chancen, dass sich die Bank über Regress-Forderungen am Ende doch noch schadlos halten kann, sind schwer einzuschätzen. Das Problem hätte auch die Credit Suisse ereilt, die sich eine ausreichende Rückstellung im Zustand vor der Übernahme kaum mehr hätte leisten können.

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