Immobilienmarkt

Umfrage zeigt Kaufzurückhaltung und ESG-Trends

Bei Profianlegern sind ESG-Kriterien fest verankert. Das ist ein Ergebnis einer Anlegerumfrage. Es zeige sich, dass mittlerweile Investments auf Basis von Risiko, Ertrag und ESG-Impact bewertet würden: Generell sind die Befragten bei neuen Immobilienkäufen zurückhaltender .

Umfrage zeigt Kaufzurückhaltung und ESG-Trends

„Enorme Anstrengungen“

Immobilieninvestoren halten sich stärker zurück – Umfrage von Patrizia zu Trends und ESG

Bei Profianlegern sind ESG-Kriterien fest verankert. Das ist ein Ergebnis einer Anlegerumfrage von Patrizia. Es zeige sich, dass mittlerweile Investments auf Basis der drei Dimensionen Risiko, Ertrag und ESG-Impact bewertet würden: Generell sind die Befragten bei neuen Immobilienkäufen zurückhaltender als 2022.

wbr Frankfurt

Institutionelle Investoren haben ESG-Kriterien bei Entscheidungen fest verankert. Das ist ein Ergebnis einer Anlegerumfrage von Patrizia, einem auf Immobilien fokussierten Assetmanager. Die diesjährige Umfrage zeigt aber auch, dass Investoren ihre Immobilienallokation nur noch mit Zurückhaltung ausbauen wollen angesichts der Unsicherheit im aktuellen Marktumfeld. 55% der Investoren beabsichtigt, die Allokation konstant zu halten. Rund ein Fünftel plant, den Bestand aufzustocken, und 28% planen eine Verringerung in den nächsten fünf Jahren. Im vergangenen Jahr wollten noch 60% ihre Immobilienanteile ausbauen.

Sinkende Renditen erwartet

Mehr als die Hälfte der Investoren geht davon aus, dass die Gesamtrenditen in den nächsten zwölf Monaten sinken werden, zwei Drittel rechnen zudem mit noch weniger Transaktionen. 64% glauben allerdings, dass die Mieten im Laufe des Jahres steigen werden, was dem Anstieg der Finanzierungskosten entgegenwirkt.

Ein Schwerpunkt der Umfrage liegt auch dem Bereich Nachhaltigkeit. 85% der Investoren erwarten beispielsweise, dass „Brown to Green“-Entwicklungen in den nächsten zwölf Monaten zunehmen werden, wobei fast ein Viertel der Befragten sogar einen deutlichen Anstieg erwartet. Gleichzeitig rechnen zwei von drei Investoren mit einem Zuwachs der Investitionsausgaben und Modernisierungsprogramme.

Patrizia hat zudem einen weiteren Anstieg bei der Nutzung von ESG-Daten festgestellt. Nahezu 90% der Investoren erfassen und nutzen ESG-Daten für ihre Investments. „Das ist eine ermutigende Entwicklung. Die Zahlen unterstreichen zudem, dass es im Markt einen großen Bedarf an ESG-Daten gibt“, sagt Mathieu Elshout, Head of Sustainability & Impact Investing bei der Gesellschaft. Auch die Regulierung treibe Investoren dazu, dass sie mehr Daten haben wollten. „Allerdings hat man als Eigentümer nicht auf alle Daten Zugriff, zum Beispiel aus Datenschutzgründen. Besonders schwierig ist es oft, ESG-Daten von Mietern zu bekommen.“

Dass 70% der Befragten ESG-Kriterien im Investmentprozess nutzen, bedeutet eine Steigerung um 10 Prozentpunkte im Vergleich zu 2022. „Das klingt viel, aber dieser Anteil wird weiter steigen und vermutlich auf längere Sicht 100% erreichen“, so die Erwartung von Elshout. Der Trend sei dabei definitiv getrieben durch die Regulierung. Bemerkenswert an den Ergebnissen sei zudem, dass mittlerweile Investments auf Basis von drei Dimensionen, Risiko, Ertrag und ESG-Impact, bewertet würden; beim Impact geht es im Wesentlichen um Umwelt und Soziales. „Damit kann es auf Dauer zu einem Trade-off nicht nur zwischen Risiko und Ertrag, sondern zwischen allen drei Zielen kommen.“

Energieverbrauch an erster Stelle

Bei den einzelnen ESG-Faktoren (KPIs) steht der Energieverbrauch weiter an erster Stelle. Auffällig ist aber, dass das Interesse der befragten Investoren an CO2-Emissionen stark wächst. Das zeigt sich bei den steigenden Zustimmungswerten bei Scope 1, aber auch bei Scope 2 und Scope 3. Bei Letzteren geht es um die Emissionen, die der Mieter kontrolliert. Der Trend zeigt klar, dass das Interesse sich inzwischen auf die gesamten Emissionen eines Gebäudes richtet.

Ungeachtet der großen Zustimmung zu ESG- und Umweltthemen sind die Aufgaben im Immobiliensektor gewaltig, um Emissionsziele zu erreichen. Derzeit sind nach Einschätzung von Patrizia nahezu 75% der bestehenden Immobilien noch nicht energieineffizient. Gleichzeitig dürften heute bereits rund 85 bis 95% der Gebäude gebaut sein, die noch im Jahr 2050 stehen werden und dann die Vorgaben erfüllen müssten.

„Wenn man sich vor Augen führt, dass nur etwa 1% der Immobilien pro Jahr renoviert werden, werden die enormen Anstrengungen und Chancen deutlich, die vor uns liegen“, sagt Elshout. Der Druck auf die Eigentümer in Richtung Energieeffizienz und Net Zero komme dabei aber nicht nur aus Brüssel, sondern auch von den Mietern, die ihre eigenen Klimaziele erfüllen wollten.

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