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Und täglich wächst die Zahl der grünen Fonds

Nachhaltig ausgerichtete Produkte sind ein echter Wachstumsmarkt Scope stellt in der Praxis keine Performance-Einbußen fest Von Werner Rüppel Wenn diese grüne rendite erscheint, sind die hier aufgeführten Zahlen bereits veraltet. Denn mit der...

Und täglich wächst die Zahl der grünen Fonds

Nachhaltig ausgerichtete Produkte sind ein echter Wachstumsmarkt Scope stellt in der Praxis keine Performance-Einbußen festVon Werner RüppelWenn diese grüne rendite erscheint, sind die hier aufgeführten Zahlen bereits veraltet. Denn mit der Entwicklung des nachhaltigen Investierens vom Nischenthema hin zum Mainstream geht die kontinuierliche Auflegung neuer Produkte einher. Nachhaltigkeit ist in aller Munde und täglich werden auf dieses Thema fokussierte aktive Fonds und ETFs begeben. “Die Anzahl der auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Investmentfonds wächst stetig”, stellt Simone Schieg, Senior Analystin bei Scope Analysis, fest. Und mit der Zahl der Produkte steigen auch die nachhaltig verwalteten Gelder.Laut Scope-Datenbank ist die Zahl der deutschen Anlegern zur Verfügung stehenden Investmentfonds mit nachhaltiger Ausrichtung von 433 Mitte 2017 bis auf 789 Produkte per Ende März 2019 geklettert. Während das Volumen dieser nachhaltigen Fonds Mitte 2017 knapp 85 Mrd. Euro betrug, hat es sich inzwischen mehr als verdoppelt und beträgt knapp 200 Mrd. Euro. Nachhaltige Fonds stellen also einen echten Wachstumsmarkt dar. Ganz klar, dass alle großen Assetmanager an dieser Entwicklung teilhaben wollen. Keine wesentlich höheren KostenVor diesem Hintergrund ist Nachhaltigkeit vom Angebot her auch für Privatanleger keine Nische mehr. Wer nachhaltig anlegen will, der findet inzwischen ein für ihn passendes Produkt. Dies gilt ebenfalls für börsennotierte Indexfonds (ETFs). Denn auch hier haben die führenden Anbieter ihre Palette in den vergangenen Monaten deutlich ausgeweitet. Nachhaltige Fonds und ETFs weisen übrigens auch keine wesentlich höheren Kosten als herkömmliche Produkte auf. Dies macht Nachhaltigkeit jetzt praktisch für jeden investierbar.Hinzu kommt, dass Nachhaltigkeit in der Praxis nicht, wie noch vor Jahren mitunter befürchtet, mit Performance-Einbußen verbunden ist. Scope-Analystin Schieg hat die nachhaltige Aktien-Peergroups Europa und Welt mit ihren nicht-nachhaltigen Pendents verglichen und kommt zu dem Ergebnis: “Im Durchschnitt lassen sich über fünf Jahre keine signifikanten Unterschiede bei Aktienfonds feststellen. Die nachhaltigen Peergroups können im Betrachtungszeitraum sogar leichte Performancevorteile verbuchen.” Hinzu kommt noch die Gewissheit, mit einem Investment die Umwelt zu bewahren sowie das Zusammenleben der Menschen zu befördern, die soziale Komponente eben.Aufgrund der Auflegung etlicher nachhaltiger Produkte in den vergangenen Monaten bietet BlackRock mit 40 derzeit die meisten Fonds mit Nachhaltigkeitsbezug am deutschen Investmentmarkt an, so eine Auswertung von Scope Analysis für rendite (Daten per 31. März). Es folgt BNP Paribas Asset Management mit 37 Fonds vor Union Investment, Candriam und Swisscanto mit 28, 25 und 22 Produkten. BNP Paribas führendDer Anbieter mit dem höchsten Volumen in Nachhaltigkeitsfonds ist hingegen im Moment BNP Paribas mit verwalteten Geldern von 24,3 Mrd. Euro vor Comgest mit 16,8 Mrd. Euro und Union Investment mit 11,9 Mrd. Euro. Es folgen Pictet Asset Management mit 7,4 Mrd. Euro und BlackRock mit 7,2 Mrd. Euro. Auf den Plätzen sechs bis zehn rangieren: UBS mit 5,8 Mrd. Euro, Robeco mit 5,1 Mrd. Euro, die DWS mit 5,0 Mrd. Euro, Amundi mit 4,9 Mrd. Euro und Vontobel mit 4,3 Mrd. Euro.Angesichts der Fülle neuer Produkte in den vergangenen Monaten mag der Eindruck entstehen, Nachhaltigkeitsfonds seien etwas Neues. Dies trifft aber nicht zu. Denn schon in den 1980er und 1990er Jahren wurden einige Produkte mit nachhaltiger Ausrichtung aufgelegt und schon damals waren grüne Investments ein von den Medien stark beachtetes Thema. Auch in den 2000er Jahren wurden etliche Nachhaltigkeitsfonds auf den Markt gebracht. Allerdings haben die grünen Fonds früher eher eine Nische dargestellt. Dies ändert sich jetzt, wie neben den Nachhaltigkeitsinitiativen führender Assetmanager nebst wachsender Zahl der Produkte auch die stark steigenden Volumina der grün verwalteten Gelder zeigen. Nachhaltige Investments sind inzwischen nicht mehr nur etwas für institutionelle Anleger, sie erreichen auch zunehmend die privaten Investoren.Bei der Analyse, welche nachhaltigen Fonds besonders gut abschneiden, müssen die zuletzt aufgelegten Fonds außen vor bleiben. Für sie gibt es eben noch keinen so genannten Track Record. In den unten stehenden Tabellen sind daher nur nachhaltige Fonds aufgeführt, die mindestens fünf Jahre alt sind. Viele gute nachhaltige FondsUnd sowohl bei den Aktienfonds, bei den Impact-Aktienprodukten wie auch bei den Anleihefonds finden sich eine Reihe von Produkten, die eine überdurchschnittliche Performance erzielt haben und die von Scope mit einer positiven Note bewertet werden. Auch dies zeigt wieder: Nachhaltige Ausrichtung steht einem hohen Wertzuwachs nicht entgegen. Doch gibt es – wie bei den herkömmlichen Fonds – in diesem Segment auch Produkte, die in den vergangenen Jahren enttäuscht haben. Bei den nachhaltigen Aktienfonds zählt der 1,5 Mrd. Euro schwere General Global von Lombard Odier zu den von Scope mit der Top-Note A (die Noten des Analysehauses reichen von A bis E) bewerteten Produkten. Der weltweit investierende Aktienfonds kombiniert im Research Nachhaltigkeitskriterien mit einer fundamentalen Aktienanalyse. Das Portfolio besteht aus 30 bis 60 Mid und Large Caps. Über fünf Jahre überzeugt der Aktienfonds mit einem Wertzuwachs von 15,5 % pro Jahr.Zu den von Scope mit A bewerteten Nachhaltigkeitsfonds zählt auch der LGT Sustainable Equity Fund Global. “Wir glauben, dass Nachhaltigkeit, sprich die Anwendung der so genannten ESG-Kriterien, einen Mehrwert für den Anleger schafft”, erklärt Fondsmanager Christian Scherrer. “Nicht nachhaltig arbeitende Unternehmen bergen in der Regel wesentlich höhere Risiken.” Das rund 600 Mill. Euro schwere weltweit investierende Produkt hat in den vergangenen fünf Jahren eine Performance von 13,0 % pro Jahr erzielt. Und das bei einer im Vergleich zu anderen Aktienfonds relativ niedrigen Volatilität.Auch Union Investment hat mit dem UniNachhaltig Aktien Global bereits seit 2009 einen weltweit anlegenden Aktienfonds im Angebot, der von Scope mit der guten Note B eingestuft wird. Einer der Assetmanager, die seit vielen Jahren auf Nachhaltigkeit setzen, ist auch Robeco. Der Sustainable European Equities wurde bereits 1991 aufgelegt. Ziel des Fonds ist es, die Vorreiter im Bereich der Nachhaltigkeit in jedem Marktsektor zu finden. Die Performance des von Scope mit der Spitzennote A bewerteten Fonds beträgt 5,7 % p.a. auf Sicht von fünf Jahren. Sie fällt aufgrund der europäischen Ausrichtung des Produkts niedriger aus als die der Fonds mit globalem Fokus. ETFs mit positiver BewertungDoch nicht nur aktive Nachhaltigkeitsfonds, auch einige passive Aktienprodukte erfahren eine gute Bewertung. Dazu zählt zum Beispiel der knapp 600 Mill. Euro schwere iShares MSCI Europe SRI Ucits ETF, der von Scope ebenfalls mit A eingestuft wird. Auch die UBS und Vanguard haben seit mehreren Jahren jeweils Nachhaltigkeits-ETFs im Angebot. Beide in der Tabelle auf Seite 24 aufgeführten Produkte werden von Scope mit der Note B bewertet.Bei den Rentenfonds stehen ebenfalls seit mehreren Jahren eine Reihe von nachhaltigen Produkten zur Verfügung. Einen Top-Fonds, der von Scope mit A und von Morningstar mit 5 Sternen bewertet wird, stellt der rund 1,3 Mrd. Euro schwere Deka-Nachhaltigkeit Renten dar. Das Produkt investiert weltweit nur in Anleihen, die nach dem Grundsatz der Nachhaltigkeit ausgewählt werden. Basis ist eine umfassende ESG-Analyse. Der mit einer Volatilität von 3,5 % p.a. risikoarme Fonds hat in den vergangenen fünf Jahren eine Performance von 4,2 % p.a. erzielt.Bei den passiven Produkten bietet zum Beispiel der Xtrackers ESG EUR Corporate Bond ETF eine nachhaltige Ausrichtung bei auf Euro lautenden Unternehmensanleihen. U.a. werden dabei Bonds von Unternehmen ausgeschlossen, die in den Bereichen Alkohol, Tabak, Glückspiel, Kernkraft, zu viel Schusswaffen und Militärwaffen tätig sind. Nachhaltig ausgerichtete Investmentfonds gibt es in verschiedenen Varianten. Über die Anwendung der ESG-Kriterien (Environment, Social und Governance) hinausgehen die Impact-Produkte. Diese Fonds wollen mit ihren Investments direkt Einfluss nehmen, sprich die ökologische oder bzw. und die soziale Rendite rückt in den Mittelpunkt. Beispiele für Produkte mit einer sozialen Rendite sind die Mikrofinanzfonds, die in dieser grünen rendite ausführlich auf den Seiten 30 bis 33 dargestellt sind. Zu den Impact-Fonds zählen auch Produkte, die auf das knappe Gut sauberes Wasser abzielen. Diese sind in dem Artikel zu nachhaltigen Megatrends auf den Seiten 40 bis 45 aufgeführt.Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Fonds, die mit ihren Investments direkt Einfluss auf Umwelt und Weltklima nehmen wollen (vgl. hierzu auch die Tabelle unten). Hierzu zählt der 2008 aufgelegte und inzwischen rund 1,1 Mrd. Euro schwere Nordea Global Climate and Environment. Der weltweit investierende Fonds wird von Scope mit der Top-Note A bewertet und hat in den vergangenen fünf Jahren eine Performance von 9,1 % pro Jahr erwirtschaftet. Produkte gegen globale ErwärmungMit A von Scope eingestuft wird auch der bereits Anfang 2007 begebene Global Warming von der LBBW. Der Fonds will an den Chancen partizipieren, die sich aus der Bekämpfung des Klimawandels ergeben. Indirekt soll so mit dem Produkt etwas gegen die globale Erderwärmung (Global Warming) getan werden. Die größten Positionen des weltweit investierenden Fonds, der in den vergangenen fünf Jahren eine Performance von 8,6 % p.a. erwirtschaftete, sind übrigens Danaher, Boston Scientific, Thermo Fisher Scientic, PayPal und American Water Works.Eine ähnliche Ausrichtung wie der Global Warming weist der Global Climate Change Equity von Schroders auf. Auch hier stehen Aktien im Mittelpunkt, die von den Bemühungen profitieren, die Auswirkungen des globalen Klimawandels zu bewältigen. Der Fonds, der von Scope ebenfalls mit der Top-Note A eingestuft wird, kommt auf Sicht von fünf Jahren auf eine Performance von 8,5 % pro Jahr. Triodos-Fonds am nachhaltigstenBei den nachhaltigen Fonds gibt es eine Vielzahl von Varianten und Ausschlüssen. Oft taucht dabei die Frage auf, was eigentlich die nachhaltigsten Produkte sind. Diese ist allerdings schwerlich zu beantworten. Ein Ansatz dabei ist es, genau auf die Ausschlüsse und auch deren Anzahl zu schauen. Für rendite hat Scope Analysis ermittelt, welche Fonds denn die nachhaltigsten in dem Sinne sind, dass sie die meisten Neagtivkriterien (auch Ausschlüsse genannt) aufweisen. Das Ergebnis ist in der Tabelle unten aufgeführt. Auch hier zeigt sich, dass eine sehr nachhaltige Ausrichtung nicht zu einer deutlich niedrigeren Performance der Produkte führt. Grün ist also kein Performancekiller. Als am nachhaltigsten schneidet bei Scope der Sustainable Equity Fonds der Triodos Bank eingestuft. “Geld ganz bewusst eingesetzten, um Gutes in der Welt zu bewirken”, so lautet die Mission des Geldinstituts. Die Nachhaltigkeitsanalysen für den Aktienfonds werden dabei vom eigenen Triodos Research Team durchgeführt. Ausgeschlossen werden u.a. Atomenergie, Kinderarbeit, Rüstung, Glücksspiel oder Gentechnik. Der Fonds wurde auch vom Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) mit dem FNG-Siegel 2019 ausgezeichnet.Exzellente Nachhaltigkeitswerte weist auch der bereits 1996 aufgelegte ÖkoVisionClassic von Ökoworld auf. Der knapp 1 Mrd. Euro schwere Aktienfonds investiert nicht in Atomindustrie, Chlorchemie, Gentechnik, Raubbau, Tierversuche, Kinderarbeit und Militärtechnologie. Die laufenden Kosten des Produkts betragen allerdings 2,45 % pro Jahr, die Performance der vergangenen fünf Jahre beläuft sich auf 7,7 % pro Jahr. Berater gefordertDem Privatanleger steht jetzt zwar ein breites Angebot an nachhaltigen Fonds zur Verfügung. Gleichwohl empfinden viele Anleger grüne Fonds angesichts der Vielzahl von Varianten und Ausrichtungen noch als eher unübersichtlich. Hier sind nicht zuletzt Berater gefordert, sich mit dem Thema eingehend auseinanderzusetzen. Dann können sie beim Anleger mit umfassenden Informationen punkten. Denn möglichst grün anlegen, das wollen inzwischen die meisten Menschen.