Ungewissheit über Ende des Libor
fed Frankfurt – Finanzinstitute müssen absehbar noch einige Zeit mit der Ungewissheit leben, wann genau die Ermittlung des London Interbank Offered Rate (Libor) eingestellt wird. Der Administrator dieses Geldmarktleitsatzes, auf den sich weltweit Vermögenswerte von vielen Bill. Dollar beziehen, denkt darüber nach, den Stichtag um anderthalb Jahre zu verschieben. Die ICE Benchmark Administration habe angekündigt, über die Absicht zu beraten, “die Veröffentlichung des einwöchigen und zweimonatigen US-Dollar-Libor unmittelbar nach der Veröffentlichung am 31. Dezember 2021 und der verbleibenden Dollar-Libor-Sätze unmittelbar nach der Veröffentlichung am 30. Juni 2023 einzustellen”, heißt es in einer Information der International Swaps and Derivatives Association (ISDA) vom Montag. In dieser Vereinigung sind mehr als 900 Teilnehmer an den internationalen Terminmärkten zusammengeschlossen.Nach ISDA-Angaben habe die britische Finanzmarktaufsichtsbehörde FCA diese Überlegungen bestätigt. Bei den Benchmarksätzen, bei denen eine Vertagung der Einstellung bis Mitte 2023 im Gespräch ist, dürfte es sich um die drei-, sechs- und zwölfmonatigen Interbank-Kurse handeln.Zugleich macht die ISDA deutlich, dass ihre Information nicht als eine rechtswirksame protokollarische Erklärung misszuverstehen sei. Der Hinweis, dass über einen Aufschub nachgedacht werde, habe nur Informationszwecke. Allen Marktteilnehmer wird empfohlen, sich an Rechtsberater zu wenden – in anderen Worten: Die Sache ist vertrackt. Zumal die Regulierungsbehörden darauf dringen, dass der Abschied vom Libor möglichst zügig vonstattengeht.Manches spricht jedoch dafür, dass die umstrittene Geldmarkt-Benchmark noch einige Jahre ermittelt werden muss – möglicherweise zwar nicht mehr als offizieller Referenzzins, aber für all die Kredite und Schuldentitel, die mangels gangbarer Alternativen auch weiterhin daran gekoppelt werden.