IM GESPRÄCH: FEDERICO GHIZZONI

Unicredit-Chef erwartet starke Jahre

Trendwende im Blick - Eigenkapitalrendite soll auf 10 Prozent steigen - Angebot für polnische BGZ-Bank

Unicredit-Chef erwartet starke Jahre

Nach der vorerst abgewendeten Regierungskrise in Italien sieht Unicredit-Chef Federico Ghizzoni auch die Mailänder Großbank im Aufwind. Die Rosskur der vergangenen drei Jahre sei weitgehend ausgestanden, die Eigenkapitalrendite werde nun stark zulegen. Ob den Mailändern der anvisierte Kauf der polnischen BGZ-Bank gelingt, ist jedoch bislang offen.Von Thesy Kness-Bastaroli, MailandNachdem Italiens Ministerpräsident Enrico Letta am Mittwoch in zwei Abstimmungen im Parlament das Vertrauen erhielt, gibt sich auch Federico Ghizzoni, Chief Executive Officer (CEO) der Unicredit, optimistisch. Nicht nur Italien, sondern auch die Mailänder Großbank werde nun prosperieren. Mit ihrer Wachstumsprognose für Italien von 0,6 bis 0,7 % für 2014 ist die Konzernmutter der HypoVereinsbank optimistischer als der Internationale Währungsfonds, der 0,5 % voraussagt. “Eine Trendwende liegt in der Luft. Ich spüre das bei meinen Kundenkontakten”, sagt der Bankchef. Bereits im dritten Quartal sei nur eine langsame Zunahme der Problemkredite zu verzeichnen gewesen, die Nachfrage nach Unternehmensdarlehen und Verbraucherkrediten sei gewachsen. Die Aussichten seien gut, das Italien nun notwendige Reformen angehe.Nach einer dreijährigen Rosskur mit einer Kapitalerhöhung von 7,5 Mrd. Euro, der Überwindung der Schuldenkrise und dem zeitweiligen Vertrauensverlust der Aktionäre erwartet der Bankchef nun eine vergleichsweise ruhige Periode. Zuletzt hatte sich die Bank gut entwickelt: Bereits im zweiten Quartal schnitt Unicredit mit einer harten Kernkapitalquote von 10,97 % nach Basel III besser ab als von Analysten prognostiziert. Auch übertreffe die Liquidität die Erwartungen, und die Leverage Ratio liege mit 17,6 im europäischen Vergleich auf gutem Niveau, hebt Ghizzoni hervor.Die Kursentwicklung trägt offenbar verbesserten Wachstumsaussichten Rechnung. Die Kurse erreichten zur Wochenmitte mit 5,18 Euro ihr Jahreshoch und legten damit binnen zwölf Monaten um 51 % zu. Mit einer Kapitalisierung von 29,3 Mrd. Euro ist Unicredit am Mailänder Aktienmarkt nach dem Ölkonzern Eni das zweitgrößte Unternehmen.In den nächsten Jahren soll nun vor allem die Profitabilität gefördert werden. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagte der Bankchef, dass er dieses Ziel insbesondere durch einen weiteren Abbau der Kosten, durch Wachstum, durch mehr Investitionen und einen Fokus auf Innovationen umsetzen wolle. Das Filialnetz der Bank werde erneuert. In Italien solle die Zahl der Filialen von 3 700 in 2011 auf ungefähr 3 200 im Jahr 2015 fallen. Die Eigenkapitalrendite der Bank werde von derzeit 3,5 % “mittelfristig” auf 10 % steigen. Auf einen genauen Zeitraum wollte sich Ghizzoni jedoch nicht einlassen, bis 2014 werde Genaueres feststehen. International aufgestelltImpulse verspricht sich die Unicredit aber nicht nur von der Erholung Italiens, sondern auch von der geplanten Bankenunion. Als internationale Bankengruppe könne die Unicredit nur profitieren. Die geplante Asset Quality Review durch die Europäische Zentralbank werde für Italiens Banken, die bereits den rigorosen Regeln der Banca d’Italia unterlägen, keine wesentlichen Veränderungen bringen.Wachsen will die Unicredit schließlich im Ausland, etwa in Polen, Russland und der Tschechischen Republik. Ghizzoni bestätigte, ein unverbindliches Angebot für die polnische BGZ-Bank, Tochter der niederländischen Rabobank, präsentiert zu haben. Das Institut aus Warschau soll Kreisen zufolge etwa 1 Mrd. Dollar wert sein. An einer Übernahme sollen auch BNP Paribas, Crédit Agricole und ING interessiert sein. Gleichzeitig sondieren die Mailänder mögliche Investoren für die Ukrsotsbank in der Ukraine. “Es ist nicht einfach, aus diesen Ländern auszusteigen”, sagte er mit Blick auf Osteuropa. In Kasachstan habe es zwei Jahre gedauert, einen Käufer für die JSC Aftbank zu finden.