Die italienische Großbank Unicredit denkt über eine Übernahme der drittgrößten italienischen Bank BPM nach. In Mailänder Finanzkreisen wurde gegenüber der Börsen-Zeitung bestätigt, dass das Projekt schon konkret sei. „Offen ist noch der Preis und ob es sich um eine freundliche oder feindliche Übernahme handelt“, sagte ein Insider.

Ein Unicredit-Sprecher wollte einen entsprechenden Bericht der Zeitung „Il Messaggero“ auf Nachfrage nicht kommentieren. Dass die HVB-Mutter später gegenüber italienischen Zeitungen nachschob, „Unicredit prüft in Übereinstimmung mit dem Strategieplan 2022–24 alle möglichen strategischen Optionen“ und werde „den Markt über jede konkrete Entwicklung unterrichten“, wurde am Markt als Bestätigung für ein Interesse gewertet. Laut Unicredit ist keine außerordentliche Verwaltungsratssitzung geplant.

Vor dem Hintergrund dieser Nachrichtenlage wurde die BPM-Aktie am Freitag kräftig nach oben getrieben. Nachdem das Papier am Vormittag drei Stunden von der Notierung ausgesetzt war, schloss es schließlich mit einem Plus von 9,8% bei 3,551 Euro. Unicredit gaben um 1% auf 15,69 Euro nach.

Unicredit hatte im Herbst Gespräche über eine Übernahme großer Teile der mehrheitlich staatlichen Monte dei Paschi di Siena (MPS) ergebnislos beendet. Mit einer Übernahme der Mailänder BPM, die auf eine Bilanzsumme von 200,5 Mrd. Euro kommt und den bereinigten Nettogewinn im vergangenen Jahr gegenüber den vorausgegangenen zwölf Monaten um 114,9% auf 710 Mill. Euro gesteigert hatte, würde Unicredit Analysten von Equity Sim zufolge den Marktanteil in Italien von 11% auf 18% steigern, vor allem im Norden.

Die meisten Analysten sehen eine Übernahme als sinnvoll an. J.P. Morgan verweist darauf, dass Unicredit 4 bis 6 Mrd. Euro an Kapitalreserven habe. Die Unicredit-Aktie hat binnen zwölf Monaten um 83,5% zugelegt, BPM um 63,3%. Unicredit kommt auf eine Kapitalisierung von 34 Mrd. Euro, BPM auf 4,8 Mrd. Euro.