Unicredit hebt Jahresprognose nach Rekordquartal an
Unicredit weit über Erwartungen
Unicredit hebt Jahresprognose nach Rekordquartal an
Aktionäre sollen wegen Gewinnsprung höhere Dividende erhalten – Konzern verspricht mehr Geschäft für das Gesamtjahr
bl Mailand
Die italienische Großbank Unicredit hat nach dem besten Quartalsergebnis ihrer Geschichte den Ausblick auf das Gesamtjahr angehoben. Außerdem sollen die Aktionäre des Instituts eine höhere Ausschüttung erhalten. Die vorgelegten Zahlen lagen weit über den Erwartungen von Analysten.
Für das Gesamtjahr rechnet die Mutter der HypoVereinsbank nun mit Erträgen von mindestens 20,3 (bisher: 18,5) Mrd. Euro, einem Zinsüberschuss von mindestens 12,6 (11,3) Mrd. Euro und einem Nettogewinn von mindestens 6,5 (5,2) Mrd. Euro. Die Anteilseigner sollen mindestens 5,75 (5,25) Mrd. Euro erhalten. Der Aktienkurs reagierte auf die Quartalsergebnisse mit einem Kurssprung.
Die erste Tranche des Aktienrückkaufprogramms von 2,34 Mrd. Euro hat bereits begonnen. Im zweiten Halbjahr soll ein weiteres Rückkaufprogramm im Umfang von etwa 1 Mrd. Euro folgen. Obwohl gleichzeitig eine Ausschüttung an die Aktionäre erfolgte, wuchs die schon solide harte Kernkapitalquote auf mehr als 16%.
CEO Andrea Orcel zeigt sich für den weiteren Jahresverlauf optimistisch. Er sieht demnach nur geringe Risiken und will durch die beschleunigte Digitalisierung, Automatisierung und Vereinfachung von Prozessen die Effizienz verbessern und die Kostenbasis reduzieren. Orcel setzt auf die Stärkung der Kernkompetenz und will im Versicherungsgeschäft durch Partnerschaften etwa mit der Allianz oder im Fondsgeschäft mit Azimut vorankommen.
Übernahmen steht er zurückhaltend gegenüber. Angesichts der Ergebnisse sehe er „viel mehr Wert im Rückkauf unserer Aktien als in irgendwelchen Fusionen und Übernahmen“. Es gebe zwar eine Reihe von Möglichkeiten für Akquisitionen, die aber keinen Sinn ergäben. Die Bank prüfe Optionen, „wenn sich die Bedingungen in Zukunft ändern. Aber im Moment ist die Situation so, wie sie ist.“ Es gab zuletzt Gerüchte, Unicredit wolle den 2016 an Amundi verkauften Vermögensverwalter Pioneer ganz oder teilweise zurückkaufen.
Im ersten Quartal profitierte Unicredit sowohl von einer anhaltenden geschäftlichen Dynamik als auch von den deutlich höheren Zinsen, einer massiven Reduzierung der Kreditrisikovorsorge und einer Kostensenkung. So stieg der Nettogewinn bei deutlich höheren Erträgen auf 2,1 Mrd. (i.V. 274 Mill.) Euro. Analysten hatten mit 1,3 Mrd. Euro gerechnet. Der starke Gewinnanstieg könnte Diskussionen in Italien über eine Sondersteuer für Bankengewinne anheizen.
Die Kreditrisikovorsorge fiel im Jahresvergleich deutlich. Vor einem Jahr hatte noch die Verkleinerung des Russland-Geschäfts belastet. Ein Großteil der Risikovorsorge in Höhe von 1,3 Mrd. Euro entfiel im Startquartal 2022 auf Russland. Unicredit profitierte aber auch vom deutlichen Zinsanstieg, der sich in einem höheren Zinsüberschuss widerspiegelt, und von Kostensenkungen, die teilweise Ergebnis des Personalabbaus waren, teilweise auf Effizienzgewinne zurückzuführen waren. Die Aufwandsquote sank auf unter 40%, womit sich die Bank im europäischen Spitzenfeld wiederfindet.
Orcel rechnet mit weiteren Zinsschritten der EZB und erwartet keinen wesentlichen Anstieg fauler Kredite. Das Volumen der Problemdarlehen fiel auf brutto 2,7% und netto 1,4% – bei einer Abdeckungsquote von 48 (45)%.