Unicredit hebt nach Gewinnsprung Ertragsprognose an
Unicredit hebt nach Gewinnsprung Ertragsprognose an
HVB-Mutter übertrifft Erwartungen und vermeidet durch zusätzliche Kapitalreserve Steuer auf "Bankenübergewinne"
bl Mailand
Die HVB-Mutter Unicredit hat einmal mehr die Erwartungen übertroffen und die Ertragsprognose für das Gesamtjahr angehoben. CEO Andrea Orcel, der vor der Verlängerung seines Mandats steht, zeigte sich bei der Vorstellung der Zahlen für das Quartal „zuversichtlich und enthusiastisch“ im Hinblick auf die Zukunftsaussichten. Die Fundamentaldaten seien besser als je zuvor.
Nach einem deutlichen Einnahme- und Gewinnplus, das klar über den Erwartungen der Analysten lag, hob die Bank die Ertragsprognose für das Gesamtjahr von bisher 21,5 auf 22,2 Mrd. Euro an. Die in diesem Jahr bereits zweimal angehobene Gewinnprognose blieb jedoch zunächst unverändert. Angepeilt werden für 2023 ein um Sondereffekte bereinigter Gewinn von mindestens 7,25 Mrd. Euro und eine Ausschüttung an die Aktionäre von mindestens 6,5 Mrd. Euro. Orcel schloss eine Anpassung auch dieser Parameter nicht aus. Der Aktienkurs, der sich seit dem Amtsantritt des CEO Mitte April 2021 annähernd verdreifacht hat, legte im Tagesverlauf zu. Das Institut weist inzwischen mit 41 Mrd. Euro eine ähnlich hohe Kapitalisierung wie Konkurrent Intesa Sanpaolo auf. Unicredit kündigte ein weiteres Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 2,5 Mrd. Euro an.
Kreditvergabe in Italien rückläufig
Der Ertrags- und Gewinnanstieg im Zeitraum Januar bis September wurde vor allem vom deutlich höheren Zinsüberschuss, weiteren Kostensenkungen und einer niedrigeren Kreditrisikovorsorge getrieben. Im dritten Quartal wurden die Rückstellungen für Kredite gegenüber dem Vorjahresquartal jedoch um 60% auf 135 Mill. Euro angehoben, was aber nicht ins Gewicht fiel. Die Kreditvergabe im Heimatmarkt ging zurück. Das Volumen fauler Kredite ist jedoch gegenüber Vorjahr eher leicht gesunken.
Besonders positiv war die Entwicklung in Osteuropa. Nach einer am Montag verkündeten Übernahme in Rumänien und Griechenland schließt Orcel weitere kleinere Akquisitionen in dieser Region nicht aus. Er sehe dort mehr Möglichkeiten als in anderen Ländern und man schaue sich weiter um, sagte Orcel. „Wenn sich Chancen in den richtigen Märkten und zu den richtigen Konditionen ergeben“, greife man zu.
Um die Zahlung der von der italienischen Regierung beschlossenen Sondersteuer auf „Bankenübergewinne“ zu vermeiden, bildet Unicredit stattdessen eine zusätzliche Kapitalreserve in Höhe von 1,1 Mrd. Euro als Puffer für mögliche künftige Verluste. Rom hatte die ursprünglichen Bestimmungen nach heftiger Kritik der Institute, deren Kurse nach der Ankündigung der Maßnahme kräftig eingebrochen waren, aber auch der Europäischen Zentralbank, dahingehend korrigiert.
Zu den Wachstumsfeldern des Instituts gehören die Vermögensverwaltung und das Versicherungsgeschäft. Die Bank hat derzeit 195 Mrd. Euro Assets under Management (AuM) und setzt im Bankassurance-Geschäft auf Partnerschaften etwa mit der Allianz sowie die Entwicklung eigener Angebote im Lebenbereich.
Analysten empfehlen Kauf
Analysten, die überwiegend auch schon zuvor Kaufempfehlungen abgegeben hatten, zeigten sich am Dienstag positiv überrascht von der Übererfüllung der Ziele und bestätigten ihre Kaufempfehlungen. Die Kursziele von Jefferies, J.P. Morgan und UBS mit 33,80 Euro, 32 Euro und 38,70 Euro bieten angesichts der derzeit bei etwa 23 Euro liegenden Notierung noch Potenzial nach oben. Von den 23 Analysten, die Unicredit derzeit beobachten, empfehlen 22 einen Kauf und einer Halten.