Unicredit hebt Prognose für das Gesamtjahr erneut an
Unicredit hebt Prognose erneut an
HVB-Mutter legt Zahlen weit über den Erwartungen vor – Kosten weiter gesenkt
bl Mailand
Nach einem starken Ertrags- und Gewinnanstieg im ersten Halbjahr erhöht die HVB-Mutter Unicredit ihre erst im Mai angehobenen Prognosen für das Gesamtjahr erneut deutlich und will mehr Kapital an die Aktionäre ausschütten als bisher geplant. CEO Andrea Orcel zeigte sich bei der Vorstellung der Quartalszahlen auch für die künftige Entwicklung zuversichtlich: „Trotz der Unsicherheit über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung sind wir mit unserer klaren Strategie, einem gut diversifizierten Geschäftsmix und der kontinuierlichen Verbesserung der operativen Effizienz gut für die Zukunft gerüstet.“
Die Bank übertraf die Erwartungen der Analysten, die unisono Kaufempfehlungen geben, klar. Der Aktienkurs, der am Dienstag ein neues Fünfjahreshoch erreicht hatte, legte weiter zu. Analysten von Jefferies sehen weiteres Aufwärtspotenzial insbesondere beim Zinsüberschuss, der Haupttreiber der positiven Entwicklung war. Jefferies glaubt, dass Unicredit für den Zeitraum 2021 bis 2024 über 18 Mrd. Euro ausschüttet – deutlich mehr als die geplanten gut 16 Mrd. Euro.
Für das erste Halbjahr weist Unicredit einen Rekordgewinn von 4,4 (i.V. 2,3) Mrd. Euro aus. Orcel, der aller Voraussicht nach vor einer Verlängerung seines im April 2024 auslaufenden Vertrags steht, hob hervor, dass „viel erreicht“ worden sei, „die Reise aber noch nicht beendet ist“.
Er hob die Jahresprognose für den Nettogewinn von bisher über 6,5 auf mindestens 7,25 Mrd. Euro an und erwartet nun Erträge von mehr als 21,5 (statt 20,3) Mrd. Euro. Die Aktionäre sollen davon in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen im Umfang von mindestens 6,5 (5,75) Mrd. Euro profitieren. Zwar könnten Fusionen und Übernahmen das Wachstum beschleunigen, so Orcel, „und unter den richtigen Bedingungen werden wir sie prüfen“. Doch derzeit sei dafür nicht der richtige Zeitpunkt. Aktienrückkaufprogramme seien die bessere Investition.
Hauptgrund für den Gewinnanstieg waren neben dem Zinsüberschuss weitere Kostensenkungen sowie die sehr starke Rückführung der Risikovorsorge. Orcel erwartet keinen massiven Anstieg des Volumens fauler Kredite und sieht weiteres Potenzial für Kosteneinsparungen. Neue Impulse sollen vom Ausbau des Wealth Management, des Versicherungsgeschäfts, aber auch aus dem Bereich Zahlungssysteme kommen, wobei dabei teilweise mit Partnern gearbeitet wird. Das Engagement in Russland soll weiter reduziert werden. Trotz Kritik bleibt die Bank aber in Russland präsent.
An der positiven Entwicklung hatte auch die deutsche HVB einen gewichtigen Anteil. Dank eines Anstiegs nicht nur des Zinsüberschusses, sondern auch des Provisionsergebnisses, Kostensenkungen von fast 5% sowie einer extrem niedrigen Kreditrisikovorsorge wies die drittgrößte deutsche Geschäftsbank für das zweite Quartal einen Nettogewinn von 504 (450) Mill. Euro aus. Die Aufwandsquote wurde auf 43 (i.V. 53,1)% verbessert, stieg aber gegenüber dem ersten Quartal um knapp drei Prozentpunkte. Die Erträge nahmen um 17,3% auf 1,4 Mrd. Euro zu. Das Deutschland-Geschäft ist etwa halb so groß wie das italienische.