Unicredit leidet unter Türkei-Abschreibung

Sonderbelastungen drücken den Ertrag der HVB-Mutter - Auswirkungen auf die Dividende befürchtet

Unicredit leidet unter Türkei-Abschreibung

bl Mailand – Eine hohe Abschreibung von 846 Mill. Euro auf die Beteiligung an der türkischen Bank Yapi haben den Nettogewinn der italienischen Großbank Unicredit im dritten Quartal auf 29 Mill. Euro schmelzen lassen. Bereinigt um diesen Effekt ergab sich jedoch ein Gewinnanstieg um 4,8 % auf 875 Mill. Euro.Dass Bankchef Jean-Pierre Mustier reinen Tisch machte, kam überraschend. “Ich finde es eher positiv, dass er eine so unpopuläre Entscheidung trifft”, sagte auf Anfrage Michael Hünseler, Geschäftsführer und Bankenexperte des Münchener Vermögensverwalters Assenagon Asset Management. “Ein Nebeneffekt könnte jedoch sein, dass die Dividendenzahlung unter Umständen niedriger ausfällt als erwartet.” Die Börse reagierte negativ. Die Unicredit-Aktie gehörte mit einem Minus von 4,12 % auf 11,32 Euro zu den großen Verlierern in Mailand.Die Bank nahm außerdem Rückstellungen für mögliche Strafzahlungen in den USA wegen angeblicher Verstöße gegen US-Sanktionen vor. Man stehe diesbezüglich kurz vor einer Einigung, sagte Mustier.Im operativen Geschäft profitierte die Bank von einem sehr lebhaften Retail-Banking-Geschäft mit einer starken Ausweitung der Kreditvergabe, vor allem in Deutschland. Dadurch konnten deutliche Rückgänge im Handelsgeschäft mehr als ausgeglichen werden. Allerdings stiegen die Rückstellungen für Kredite gegenüber dem zweiten Quartal stark um 15 Basispunkte auf 60 Punkte. Im Commercial Banking Deutschland, das das Privatkunden- und Firmenkundengeschäft abbildet, reduzierte sich der operative Gewinn im Neunmonatszeitraum um 14,9 % auf 535 (Vorjahr: 628) Mill. Euro und der Nettogewinn um 59,2 % auf 201 Mill. Euro. Das lag auch daran, dass ein Großteil der Rückstellungen auf die Tochter HypoVereinsbank entfällt.Die guten Resultate im operativen Geschäft hängen auch mit der Reduzierung der operativen Kosten um 2,4 % auf 2,6 Mrd. Euro im Quartal und um 6,6 % auf 8 Mrd. Euro im Zeitraum Januar bis September zusammen. Dabei kam die Bank schneller voran als erwartet: Bis Ende 2019 ergeben sich daraus zusätzliche Einsparungen von 200 Mill. Euro. Das schlug sich in einer weiteren Reduzierung der Kosten-Ertrag-Relation auf 53,7 (i.V. 56,9) % nieder. Mustier strebt bis nächstes Jahr 52 bis 53 % an.Keine Angaben machte Mustier zur Höhe des Engagements in italienischen Staatsanleihen. Er kündigte “korrigierende Maßnahmen” zum Schutz des Eigenkapitals an, darunter weitere Kostensenkungen und Verkäufe nicht-strategischer Aktivitäten wie Immobilien. Damit wolle man die Abhängigkeit vom Zinsabstand (Spread) zwischen deutschen und italienischen Anleihen bis Ende 2019 um 35 Basispunkte reduzieren. Die harte Kernkapitalquote (CET1) der Bank, die von Goldman Sachs als einziges italienisches Institut eine Kaufempfehlung hat, ging gegenüber dem Vorjahresquartal um 1,7 Prozentpunkte auf 12,1 % zurück.Mustier musste zwar bei den Ertragszahlen Korrekturen vornehmen, peilt aber für 2019 weiter einen Nettogewinn von 4,7 Mrd. Euro an. Positiv bewertet Hünseler, dass Unicredit beim Abbau der faulen Kredite vorankam und die Bruttoquote der im Kreditportfolio auf 8,3 % senkte.