Unicredit schließt Umbau bald ab
Die italienische Großbank Unicredit steht unmittelbar vor dem Abschluss ihres umfassenden Umbaus. Für das zweite Quartal legte das Mailänder Institut Zahlen vor, die überwiegend deutlich über den Erwartungen lagen. Der Aktienkurs reagierte positiv und legte bis zum Nachmittag um 3,66 % auf 14,89 Euro zu.bl Mailand – Unicredit-CEO Jean-Pierre Mustier will nach dem Abarbeiten des Restrukturierungsprogramms “Transform 2017-2019” im kommenden Jahr einen neuen Plan vorstellen. Die Beteiligungsverkäufe seien weitgehend abgeschlossen. Zuletzt wurde der unmittelbar neben dem Firmensitz in einem Mailänder Wolkenkratzer gelegene Pavillon für 45 Mill. Euro veräußert. Das Atrium wurde vor allem für soziale und kulturelle Zwecke genutzt und ist regelmäßig Veranstaltungsort der Hauptversammlung. Mustier schloss erneut einen grenzüberschreitenden Zusammenschluss bis Ablauf des aktuellen Geschäftsplans 2019 aus.In der Berichtsperiode profitierte die Bank von deutlichen Kostensenkungen im Zuge des Personalabbaus und der Schließung von Filialen, die weitgehend abgeschlossen sind, sowie von einer geringeren Risikovorsorge für faule Kredite. Die operativen Kosten wurden im zweiten Quartal um 200 Mill. Euro reduziert. Für Kreditausfälle mussten 157 Mill. Euro weniger zurückgestellt werden als in der Vorjahresperiode. Die Risikokosten sanken im Quartal auf nur noch 45 Mill. Euro. Damit konnten die im zweiten Quartal um 3,9 % auf 5 Mrd. Euro gesunkenen Erträge, die vor allem auf das stark rückläufige Kapitalmarktgeschäft zurückzuführen waren, mehr als kompensiert werden. Im Quartal stieg der Nettogewinn um 7,9 % auf 1,8 Mrd. Euro. HVB enttäuschtDie deutsche Tochter HypoVereinsbank (HVB) verdiente weniger. Verantwortlich dafür waren Sondereffekte wie die Auflösung von Steuerrückstellungen im Vorjahr. Die Einsparungen reichten nicht aus, um das schwächere Geschäft zu kompensieren. Bei Einnahmen von 1,25 Mrd. Euro (-12,2 %) sank der Gewinn im Halbjahr um 59,6 % auf 142 Mill. Euro. Unter Herausrechnung der Sonderfaktoren erreichte der Gewinn etwa Vorjahresniveau. Den Anteil fauler Kredite hat Unicredit im zweiten Quartal in der Gruppe auf brutto 8,7 (i.V. 11,3) % gedrückt. Auch bei der Eigenkapitalrendite ist die Bank auf einem guten Weg. Für das Quartal weist sie 8,5 % aus. Ziel ist es, 2019 mehr als 9 % zu erreichen. Bei der Kapital-Ertrags-Relation steht das Institut mit 53,7 % sehr gut da. Die harte Kernkapitalquote blieb mit 12,5 % unter den 13,1 % des ersten Quartals und soll im Gesamtjahr zwischen 12,3 und 12,6 % liegen. Mustier begründet das auch mit dem Spread-Anstieg zwischen deutschen und italienischen Staatsanleihen, der mit 35 Basispunkten zu Buche geschlagen habe.Michael Hünseler, Leiter des Credit Portfolio Managements beim Münchner Vermögensverwalter Assenagon, beurteilt das vorgelegte Zahlenwerk positiv. “Ich bin recht angetan”, sagte er auf Anfrage. “Unicredit war sehr aktiv in Bezug auf Portfolio-Bereinigungen. Vor allem der Abbau der notleidenden Kredite ist beeindruckend.” Als “besonders beeindruckend” betrachtet er die niedrigen Risikokosten. Sehr positiv sei auch die Entwicklung der Kosten-Ertrags-Relation sowie der Eigenkapitalrendite: “Davon können einige deutsche Banken nur träumen.” Dass der Bankenregulator EBA derzeit keinen Grund sieht, die Unicredit-Kernkapitalquote wegen einer angeblich nicht korrekten Zuordnung von Wandelanleihen zu korrigieren, kann Hünseler nachvollziehen. Er gebe dem Hedgefonds Caius jedoch “in einigen Punkten” durchaus recht. “Das Thema ist zwar nicht aktuell, aber es wird sicher wieder auf die Tagesordnung kommen.”