Unicredit schreibt wieder schwarz

CEO Mustier erwartet höhere Kreditausfälle - Aktionäre sollen 2021 Ausschüttung erhalten

Unicredit schreibt wieder schwarz

Unicredit-CEO Jean Pierre Mustier sieht Anzeichen für eine Erholung. Die HVB-Mutter ist im zweiten Quartal 2020 in die Gewinnzone zurückgekehrt. Der Konzernchef will für 2020 eine Dividende ausschütten und peilt dabei eine Pay-out-Quote von 50 % an. Er rechnet aber mit höheren Kreditausfällen.bl Mailand – Die italienische Großbank Unicredit hat im zweiten Quartal wieder schwarze Zahlen geschrieben und die Erwartungen der Analysten übertroffen. CEO Mustier schloss angesichts der Übernahme von Banca Ubi durch die Intesa Sanpaolo eine Übernahme erneut aus. “Unser Plan basiert auf organischem Wachstum. Italien braucht sehr starke Banken. Wir sind eine sehr starke Bank”, sagte er Agenturen.Der Bankchef erkennt seit dem Ende des Quartals “erste Signale für die Erholung in einem Großteil der für uns wichtigen Märkte”. Mustier zeigte sich optimistisch, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Empfehlung, keine Dividende zu zahlen, nächstes Jahr aufheben wird. Mustier peilt für 2021 eine Ausschüttungsquote von 50 % an die Aktionäre an. 40 % davon sollen im Rahmen eines Aktienrückkaufprogramms an die Anteilseigner fließen. Der bereinigte Nettogewinn soll 2021 auf 3 bis 3,5 Mrd. Euro steigen.Der Nettogewinn lag zwar mit 420 Mill. Euro um 77 % unter dem Wert der Vorjahresperiode, übertraf aber die Analystenerwartungen deutlich. Mustier betonte, dass mit Ausnahme des Commercial Banking in Österreich, das wegen Sonderbelastungen einen Verlust verbuchte, alle Sektoren wieder schwarze Zahlen schrieben. Der Aktienkurs brach jedoch nach gutem Start im Tagesverlauf ein: Das Papier, das seit Jahresanfang mehr als 40 % seines Wertes verloren hat, schloss gestern mit 7,676 Euro (- 5 %).Bei allem grundsätzlichen Optimismus bleibt Mustier aber vorsichtig. Für das Gesamtjahr kalkuliert das Institut mit Rückstellung für Kredite in Höhe von 100 bis 120 Basispunkten – deutlich mehr als die 77 Basispunkte des zweiten Quartals. Der CEO erwartet höhere Kreditausfälle vor allem im Consumer-Kreditgeschäft und bei Kleinunternehmen, die derzeit noch von Kreditmoratorien und Stundungsregelungen profitieren, die jedoch in den nächsten Monaten auslaufen. Damit werde auch das Volumen ausfallgefährdeter Kredite, dessen Anteil brutto zuletzt auf 3,4 % und netto auf 1,4 % gesunken ist, wieder ansteigen.Im Berichtszeitraum standen einem rückläufigen Zinsüberschuss (minus 4,5 %) und einem stark gesunkenen Provisionsergebnis (minus 11,8 %) leicht sinkende Kosten gegenüber. Bei Einnahmen von 4,17 (Vorjahr: 4,52) Mrd. Euro ergab sich ein operativer Gewinn von 1,73 (2,07) Mrd. Euro. Die Aufwand-Ertrags-Relation verschlechterte sich im Quartal auf 58,6 %. Die harte Eigenkapitalquote (CET 1) war mit 13,85 % komfortabel.Das Commercial Banking der HVB trug im zweiten Quartal 172 (192) Mill. Euro zum operativen Gewinn bei. Es bündelt das Privatkunden- und Firmenkundengeschäft, bildet aber nicht das vollständige Geschäft in Deutschland ab. Der Nettogewinn sank auf 86 (156) Mill. Euro, während die Einnahmen mit 584 (589) Mill. Euro gegenüber der Vorjahresperiode annähernd stabil blieben. Dabei stiegen die Kosten wegen Pensionskosten und höherer Aufwendungen in Verbindung mit der Coronaviruskrise um 3,6 %. Die Rückstellungen für Kredite lagen mit 32 Basispunkten deutlich unter den 69 Basispunkten des ersten Quartals.Für das Gesamtjahr geht die Bank von einer Bandbreite zwischen 40 und 60 Basispunkten für das CB Deutschland aus – deutlich weniger als die für Italiens Commercial Banking erwarteten 200 bis 240 Basispunkte.