Unicredit trifft Vorsorge für den Notfall
bl Mailand – Die italienische Großbank Unicredit steht offenbar kurz davor, die Voraussetzungen für eine mögliche Ausgliederung ihres nicht-italienischen Bankengeschäfts in eine Unterholding zu schaffen. Nach Informationen der Börsen-Zeitung bereitet sich die Bank auf den derzeit unwahrscheinlichen Fall vor, dass sich die Finanzierungsbedingungen in Italien drastisch verschärfen sollten. Das ist angesichts der jüngsten Entspannung derzeit nicht aktuell. Das Land wird jedoch von den Ratingagenturen nur eine Stufe über dem Ramschanleihenniveau bewertet. Das “Belpaese” könnte etwa im Fall einer neuen Regierungskrise jederzeit wieder in eine schwierige Lage kommen.Die Bank selbst verwies auf Anfrage lediglich auf eine Pressemitteilung vom Mai, in der etwas verschwurbelt von der “Schaffung von Optionalitäten in der Unternehmensstruktur” die Rede ist. Gemeint ist damit aber offenbar nicht die Schaffung von teuren Doppelstrukturen durch die Bildung einer im Ausland angesiedelten Holding, von der die Wirtschaftszeitung “Il Sole 24 Ore” schreibt. Es geht wohl eher um eine Schachtel in Mailand, die im Bedarfsfall in ein Land mit stabilem Rating wie die Niederlande oder Deutschland verlagert werden könnte. Unicredit ist außerhalb Italiens in 13 Ländern stärker vertreten. Außer in Deutschland mit der HypoVereinsbank und in Österreich mit der Bank Austria sind das Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Slowenien, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Rumänien, Bulgarien, Russland sowie die Türkei.Die nichtitalienischen Aktivitäten umfassen etwa die Hälfte des gesamten Geschäftsvolumens. Für diese Geschäftsaktivitäten sollen auch im Fall eines drastischen Spread-Anstiegs in Italien stabile Finanzierungsbedingungen sichergestellt werden. Das laufende Geschäft wird laut Geschäftsbericht im jeweiligen Land aus den Einlagen und der Aufnahme von Fremdkapital dort finanziert. Auf der Kapitalseite nimmt die Gruppe die Mittel aber über die Holding auf, und zwar in Italien.Angesichts der langen Genehmigungs- und Umsetzungsverfahren für entsprechende Maßnahmen, die nach Ansicht von Bankenexperten zwölf bis 18 Monate in Anspruch nehmen, will Unicredit dem Vernehmen nach die notwendigen Schritte jetzt einleiten. Damit sei die Bank im Notfall schnell handlungsfähig. Details dazu könnte CEO Jean Pierre Mustier möglicherweise am 3. Dezember verkünden, wenn er den neuen Dreijahresplan vorstellt. Anlass für die Entwicklung der Pläne könnte gewesen sein, dass Unicredit im Frühjahr Probleme hatte, eine Anleihe unterzubringen.