Unicredit versetzt Börsianer in Feierstimmung
bl Mailand – Unicredit-CEO Jean Pierre Mustier treibt die Verschlankung und Optimierung der HVB-Mutter weiter konsequent voran. Nach dem Verkauf der als nicht strategisch betrachteten Beteiligung an der Investmentbank Mediobanca wird in Italien über einen Verkauf des indirekt gehaltenen Anteils von 41 % an der türkischen Yapi Kredi spekuliert.Die am Mittwochabend bekannt gegebene Veräußerung der 8,4-prozentigen Beteiligung an Mediobanca beschert Unicredit eine Einnahme von etwa 785 Mill. Euro, die laut Mustier in den Ausbau des Geschäfts mit den Kunden fließen soll. Der CEO begründete den Rückzug bei Mediobanca, bei der Unicredit seit 1946 engagiert war, damit, dass die 2018 vorgeschlagene Erneuerung des Aktionärspakts von den anderen Anteilseignern abgelehnt worden sei. Die Börse reagierte positiv auf den Mix aus Beteiligungsverkauf und Quartalszahlen, die besser ausfielen als erwartet. Das Papier legte in der Spitze um 6 % auf 12,82 Euro zu und hat den im August erreichten Tiefstwert von 9,118 Euro deutlich hinter sich gelassen.Kostensenkungen, Erlöse aus Verkäufen, eine geringere Risikovorsorge von 47 Basispunkten und die Auflösung von Rückstellungen für Risiken aus dem US-Geschäft bescherten der Bank im dritten Quartal trotz Niedrigzinsen einen Gewinnsprung. Bei um 2 % auf 4,7 Mrd. Euro steigenden Erträgen erhöhte sich der Nettogewinn um 25,7 % auf 1,1 Mrd. Euro. Bereinigt um die Sonderfaktoren ergab sich immerhin ein Anstieg um 7 %. Die Ziele des jetzt auslaufenden Dreijahresprogramms wurden alle erreicht oder übererfüllt. Unicredit reduzierte den Bestand fauler Kredite um 50 Mrd. Euro und weist jetzt eine Bruttoquote ausfallgefährdeter Darlehen von 5,7 % aus, wobei die Deckungsquote mit 61 % hoch ist. In den drei Jahren wurden in Westeuropa 14 000 Arbeitsplätze abgebaut.Die Kernkapitalquote (CET 1), die im zweiten Quartal auf 12,08 % geschrumpft war, ist auch dank des Verkaufs der Beteiligung an der Onlinebank Fineco stabilisiert worden und erreicht nun 12,6 %. Die Cost-Income-Ratio verbesserte sich auf 52,1 (54) %. Das Engagement in italienischen Staatsanleihen wurde wie angekündigt reduziert, und zwar um 3,6 Mrd. auf 44,9 Mrd. Euro.Mustier, der im Sommer das Ertragsziel für das Gesamtjahr reduziert hatte, bestätigte die Jahresziele. Er will am 3. Dezember einen neuen Strategieplan namens “Team 23” vorstellen. Angeblich sind weitere Stellenstreichungen geplant.Er räumte ein, dass die Bank die Bildung einer Unterholding prüft, die die nicht-italienischen Bankenaktivitäten umfasst. Er bestritt aber, dass diese ihren Sitz in Deutschland haben oder gar an die Börse gebracht werden soll. Nach Informationen der Börsen-Zeitung will die Bank für den Fall, dass sich die Finanzierungsbedingungen in Italien erneut drastisch verschlechtern sollten, Vorsorge betreiben. Demnach könnte eine Schachtel mit Sitz in Mailand gebildet werden, die im Bedarfsfall in ein Land mit stabilerem Rating transferiert werden könnte.Im Commercial Banking Deutschland, welches das Privatkunden- und Firmenkundengeschäft, aber nicht das vollständige Geschäft in Deutschland abbildet, gingen die Erträge leicht und das operative Ergebnis um 16,3 % auf 153 Mill. Euro zurück. Der Nettogewinn stieg um 57,7 % auf 88 Mill. Euro.