Unicredit warnt vor den Folgen einer Zinswende

Analyse: Um Problemkredite abzubauen, sind niedrige Sätze für Banken wichtig - Halbierung bis 2020

Unicredit warnt vor den Folgen einer Zinswende

jsc Frankfurt – Europas Banken sind beim Abbau ausfallgefährdeter Kredite aus Sicht der Unicredit auf ein weiterhin günstiges Zinsniveau angewiesen. Ein scharfer Anstieg der langfristigen Sätze würde die Erholung der Bankbilanzen in Italien und in sogenannten Peripherieländern gefährden, warnen die Analysten der italienischen Großbank in einem Prognosebericht zum Bestand fauler Kredite in der Eurozone. Demnach hängt der Anteil der Non-Performing Loans (NPL) vom Wirtschaftswachstum, von der Arbeitslosenquote und den Immobilienpreisen ab, insbesondere aber von der Entwicklung langfristiger Zinssätze nach Abzug der Inflation. Trotz Unsicherheit machen die Autoren dabei insgesamt eine Erholung aus.Die Analyse zeigt deutlich, dass die Lage der Banken stark durch die Konjunktur geprägt wird: Auf Basis der Entwicklung der Quote fauler Kredite und weiterer wirtschaftlicher Daten in 14 Euro-Ländern hat die Bank den Einfluss auf Grundlage der Jahre 1998 bis 2015 geschätzt. Sowohl für die Zeit vor als auch ab Beginn der Finanz- und Schuldenkrise zeigt sich ein enger Zusammenhang zwischen den wirtschaftlichen Rahmendaten und der Entwicklung der Quote der Problemdarlehen.Steigt die Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes um 1 Prozentpunkt, sinkt die Rate an faulen Krediten am Gesamtbestand um ungefähr 0,5 Prozentpunkte ab, und zwar zeitverzögert um zwei bis vier Jahre, wie die Analysten schätzen. Die jüngste wirtschaftliche Erholung in Italien zeige sich daher noch nicht in den Büchern. Eine Senkung der Arbeitslosenrate um 1 Prozentpunkt wirkt sich ebenfalls mit 0,5 Prozentpunkten aus, allerdings nur um rund ein Jahr verzögert.Der Effekt des Zinssatzes bei zehnjähriger Laufzeit, bereinigt um Inflation, ist allerdings stärker: Ein Rückgang um 1 Prozentpunkt drückt demnach die Quote der faulen Kredite um 1,2 Prozentpunkte nach unten, und zwar nach ein bis drei Jahren. Niedrige Zinsen entlasten Schuldner, was sich in der Quote bemerkbar macht, wie der Bericht festhält.Lagen die Quoten in den Euro-Ländern vor der Finanzkrise eng beieinander, haben sie sich seither weit auseinanderbewegt (siehe Grafik). Der Effekt der EZB-Politik auf das Zinsniveau dürfte daher gerade Banken in Griechenland, Italien, Irland und Portugal entlasten, während für die deutschen Institute der Nachteil niedriger Zinsen – also insbesondere eine verschlechterte Ertragslage – überwiegen dürfte. Zurück auf NormalniveauAllerdings sind die Chancen gut, dass die Unterschiede zwischen Nord und Süd bis 2020 schrumpfen werden. Bei überwiegend moderat steigenden realen Zinsen und einer Fortsetzung gemäßigt positiver Wachstumsraten sinkt die Quote fauler Kredite der Prognose zufolge europaweit ab: in Griechenland von 35 auf 22 %, in Italien von 18 auf 14 %, in Irland von 15 auf 7,5 % und in Portugal sogar von 12 auf 4,5 %. In Deutschland, das wie Frankreich aus Autorensicht “grundsolide” Werte ausweist, steigt der Wert im laufenden Jahr zwar auf mehr als 3 %, fällt dann aber bis 2020 auf unter 2 %. Insgesamt erwartet die Unicredit einen Rückgang der Quote um knapp die Hälfte, von annähernd 6 auf knapp 3 %. Eine Trendwende liege endlich in Reichweite, schreiben die Autoren.—– Wertberichtigt Seite 8