Universal-Investment verdrängt DekaBank
Mit Riesenschritten kommt die Universal-Investment voran. Innerhalb eines Jahrzehnts hat sich ihr Geschäft mehr als verfünffacht. Damit hat sie die DekaBank vom dritten Platz geschubst. Die Gesellschaft profitiert vom Boom der Assetmanager sowie von zunehmendem Anlagedruck und Transparenzpflichten der Investoren.Von Silke Stoltenberg, FrankfurtDie niedrigen Zinsen, die von den Notenbanken aufgeblähten Märkte und die verschärfte Regulierung treiben bei Universal-Investment das Geschäft immer schneller an. Die auf Fondsadministration und andere Dienstleistungen im Assetmanagement spezialisierte Gesellschaft sammelte im laufenden Geschäftsjahr seit Oktober 2014 bis Ende Juni 10 Mrd. Euro ein – fast doppelt so viel wie im Vorjahr mit 5,4 Mrd. Euro. Da Investoren und Assetmanager umfangreicheren Transparenzpflichten unterliegen, verstärkt zu alternativen Assets und komplexeren Investments greifen sowie immer mehr auf ein gutes Risikomanagement angewiesen sind, hat sich das verwaltete Vermögen von Universal innerhalb eines Jahrzehnts verfünffacht.Das administrierte Volumen der Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) erreichte zuletzt 254,3 Mrd. Euro. Die durchschnittliche Jahreswachstumsrate seit 2004 betrug 15,3 %. Am deutschen Markt hat sich Universal mit 204,5 Mrd. Euro mittlerweile auf den dritten Platz nach Allianz Global Investors und Deutscher Bank hochgearbeitet, vor die DekaBank. Damit ist bald ein Zehntel des Marktes fest in der Hand des Fondsdienstleisters, der die Privatbanken Berenberg und Lampe als Gesellschafter hat.”Wir sind die einzige Master-KVG, die konzernunabhängig ist, was wir als Unternehmens-DNA betrachten, und die als Komplettanbieter innerhalb der Kernkompetenz Master-KVG alle Produkte, Dienstleistungen und Strukturen in Deutschland und Luxemburg abdeckt”, zählt Bernd Vorbeck, Sprecher der Geschäftsführung, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung als Gründe für den Erfolg auf. Sein Haus arbeitet für institutionelle Investoren, Fondsinitiatoren und für andere KVGs als Anbieter von Outsourcing-Dienstleistungen. Neben der klassischen Administration und dem Reporting gehören auch die Strukturierung von Assets in diverse Fondshüllen oder das quantitative Portfoliomanagement zum Angebotsspektrum. Universal ist der führende Anbieter von Master-KVG, die für mehrere Spezialfonds eines Investors die überwachende Administration übernimmt. Plattform für AlternativeLuxemburg ist dabei die wichtigste Plattform für das Geschäft mit alternativen Anlageformen wie Infrastruktur, Private Equity, Verbriefungen, Dach-Hedgefonds oder Rohstoffe. Solche Assets sind bei den Profiinvestoren immer mehr gefragt, da die niedrigen Zinsen sie zwingen, nach Renditequellen jenseits der üblichen Vermögensklassen zu suchen. Im Nachbarland sind die Assets under Administration von Universal daher innerhalb von nur fünf Jahren von 6,5 auf 20,3 Mrd. Euro hochgeschnellt. Mehr als die Hälfte davon liegt in alternativen Anlageformen. Praxisorientierter”Luxemburg bietet schon länger die nötigen Rechtsformen und Vehikel für alternative Anlageformen, dort sind Gesetzgeber und Aufsicht mit Blick auf Investoren und Assetmanager praxisorientierter als in Deutschland”, so Vorbeck, der seit 1999 in der Geschäftsführung und seit 2007 deren Sprecher ist. Die komplexen alternativen Anlagen setzten meist eine individuelle Strukturierung voraus, betont Vorbeck. Luxemburg ist zugleich der Ausgangspunkt des internationalen Geschäfts der Universal, nämlich der europaweite Vertrieb für Fondsinitiatoren aus aller Herren Länder.Mit 176 Mrd. Euro sind die Spezialfonds und damit die Anlage für Institutionelle Schwerpunkt des Geschäfts. Hinzu kommen 26 Mrd. Euro in Risikomanagement-Mandaten. Weitere 4 Mrd. Euro stecken in Direktanlagen. Sourcing-Dienstleistungen für KVGs, Verwahrer und Assetmanager machen 49 Mrd. Euro aus. Die Private-Label-Fonds für Vermögensverwalter und Assetmanager summieren sich auf 25 Mrd. Euro.Bei Private-Label-Fonds habe sich das Volumen binnen sieben Jahren fast verfünffacht, berichtet Vorbeck. Dabei sind fast 60 % der 542 Produkte Mischfonds oder Asset-Allocation-Angebote. Universal ist in Deutschland und Luxemburg Marktführer bei Private-Label-Fonds mit mehr als einem Viertel des Volumens.Beim Risikomanagement gibt es neben dem klassischen Overlay für Währungs-, Zins- oder andere Risiken über die gesamten Fondsbestände eines Investors verstärkt die Tendenz zu Mandaten, die das Marktrisiko per passiver Indexabbildung oder über quantitative Verfahren abbilden, erzählt Vorbeck. “Eine passive Anlage, die indexnah Märkte abbildet, lässt sich einfacher absichern als stark individualisierte Portfolien, daher gibt es bei institutionellen Investoren einen Trend zu passiven Mandaten und Indexfonds.” Zudem sei insbesondere im laufenden Jahr die Nachfrage nach Overlay sprunghaft gestiegen, weil die Unsicherheiten wie Griechenland, China oder die Zinswende in den USA zunähmen.Das erst seit vier Jahren bestehende neue Geschäftsfeld Immobilien kommt nach Darstellung Vorbecks gut voran. Es gibt bereits zwölf Spezialfonds, ein weiteres Dutzend ist in der Pipeline. Mehr als 220 Immobilien wurden innerhalb kürzester Zeit gekauft. Das Bruttofondsvolumen inklusive Luxemburg lag zuletzt bei 4,1 Mrd. Euro – eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr. Eigenes StrukturierungsteamInsgesamt 10,4 Mrd. Euro wurden über das eigene Strukturierungsteam im Bereich der Real-Assets-Anlagen investiert. Davon stecken 7 Mrd. Euro in Beteiligungen inklusive Infrastruktur, 1,6 Mrd. Euro in Verbriefungen und 1,8 Mrd. Euro in Debt-Strukturen.Die neuen Angebote haben die Ertragsstruktur verändert. Mittlerweile machen Real Assets, Immobilien und quantitatives Management schon ein Fünftel der Erträge aus, während vor zehn Jahren noch 94 % allein auf die Wertpapier-Administration zurückgingen. Zum jüngsten Gewinn macht Vorbeck keine Angaben und betont lediglich: “Wir haben unterm Strich immer Geld verdient. Im vergangenen Geschäftsjahr 2013/14 konnten wir das Ergebnis vor Steuern prozentual deutlich zweistellig erhöhen. Unser Wachstum findet sich auch im Ergebnistrend für das aktuelle Geschäftsjahr wieder.” Im zuletzt im Bundesanzeiger veröffentlichten Abschluss für das Geschäftsjahr 2012/2013 war das Ergebnis vor Steuern von 12,3 auf 14,1 Mill. Euro gestiegen.Angesichts des flotten Wachstums im Geschäft hat sich seit 2007 auch die Zahl der Mitarbeiter von 217 auf 593 fast verdreifacht. Dabei ist besonders das Real-Assets-Geschäft personalintensiv und erfordert versierte Spezialisten. Für Risikomanagement, Strukturierung oder quantitative Strategien werden verstärkt Physiker eingestellt.Wegen der boomenden Aktienmärkte haben die Anleger in den Spezialfonds von Universal die Equity-Anlagen auf ein Rekordhoch getrieben. Der Anteil stieg zuletzt auf fast ein Drittel über alle Portfolien zusammen betrachtet. Dies ist deutlich mehr als 2012, als der Anteil gerade mal ein Fünftel betrug. Spiegelbildlich ist der Anteil der Renten von 57 auf 50 % gefallen. “Innerhalb der Rentenanlagen wird aktiv umgeschichtet”, so Vorbeck. Stark ausgebaut wurden die Unternehmensanleihen, so dass diese mit den Staatsanleihen gleichauf bei 29 % liegen.”Angesichts gesunkener Renditen bei Staatsanleihen sind auch die Renditen bei Corporate Bonds auf dem Rückmarsch. Aufgrund der seit fast zwei Jahren stabilen Risikoaufschläge sind sie für viele institutionelle Investoren immer noch interessanter als Staatsanleihen oder Pfandbriefe.” Massiv zurückgefahren wurden daher die Pfandbriefe auf nur noch 6 %. In den vergangenen zehn Jahren erreichten die Spezialfonds-Kunden von Universal eine jährliche Performance von 5,2 %. Auf Jahressicht lag diese zuletzt sogar bei 9,9 %.Aufgrund des sehr komplexen Geschäfts – Universal arbeitet mit weltweit mehr als 400 Assetmanagern und fast 40 Verwahrstellen zusammen – setzt die Gesellschaft schon lange auf IT-gestützte Prozesse und ist damit bei der Digitalisierung schon weit gekommen. Die Reportingplattform PowerPortal, die auch mobil abrufbar ist, zählt 3 000 Nutzer, eine Verdoppelung innerhalb von zwei Jahren. Hier können die Investoren jederzeit die Zusammensetzung ihrer Portfolien und die Allokation bis ins kleinste Detail sowie eine umfangreiche Performanceanalyse abrufen, um den eigenen Gremien oder der Aufsicht jederzeit Bericht erstatten zu können. Auch Probleminvestments wie etwa Exposure in Griechenland oder bei Heta sind ad hoc abrufbar. Portal mit RisikoanalyseDas Portal soll demnächst um die Risikoanalyse mit Ex-ante-Risikokennzahlen und Stresstests für das Portfolio erweitert werden. “Wir machen die Szenarioanalysen ohnehin für alle Portfolien, insofern liegt es nahe, dies den Investoren als eigenes Werkzeug anzubieten”, so Vorbeck. Die neuen Tools werden derzeit von einzelnen Kunden getestet und sollen innerhalb der nächsten zwölf Monate offiziell eingeführt werden.Angesichts der tagtäglichen Datenmenge bei Universal geht ohne eine riesige Hochleistungsrechnerabteilung gar nichts. “Wir investieren jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag in unsere IT.” Jeden Tag müssen die Computer 21 000 Transaktionen, mehr als 1 000 Fondspreisbewertungen, rund 134 000 Kursbewegungen oder 60 000 Anlagegrenzprüfungen bewältigen. Die Zahl der Wertpapiergattungen wird mit 18 000 beziffert, die offenen Derivatepositionen mit 2 300. Dabei gibt es für Deutschland, Luxemburg und Österreich nur eine einzige Plattform. Die Speicherkapazität ist auf unvorstellbare 770 Terabyte angewachsen. 30 bis 40 Terabyte kommen jährlich dazu.Universal plant, auch die anderen Frontend-Portale zu erweitern. Über das Portal Sirius beispielsweise können Fondsinitiatoren das komplette Spektrum des Portfoliomanagements ausüben. Daneben gibt es noch weitere Portale, die perspektivisch stärker vernetzt und noch mehr auf die mobile Nutzung getrimmt werden sollen. Keine Angst vor FintechsVon Fintechs oder Internetgiganten wie Google sieht sich Vorbeck nicht bedroht. Das komplexe und hoch spezialisierte Geschäft von Universal sei nicht so einfach mit einer App darstellbar wie etwa die Zahlungsdienste der Banken durch Paypal.Bei den Regulierungsvorhaben OGAW V und Mifid II mahnt Vorbeck eine baldige Ausgestaltung der Details und konkrete Definitionen an. Insbesondere bei OGAW V sei der Zeitraum bis zur Umsetzung viel zu knapp bemessen, kritisiert er. “Wir wünschen uns, dass wir den Höhepunkt der Regulierung hinter uns haben und die Welle abebbt. Ebenso wünschenswert wäre eine Bestandsaufnahme über die Wirksamkeit oder gar Widersprüche der bisherigen Regulierungsprojekte.”Für die nächsten fünf Jahre hat sich Vorbeck einiges vorgenommen. So soll nicht nur die Marktführerschaft bei Master-KVGs und Private Label ausgebaut werden, sondern auch das verwaltete Vermögen auf 300 Mrd. Euro steigen. Von zuletzt 20 % sollen die neuen Geschäftsbereiche auf ein Drittel der Gesamterträge kommen. Nicht zuletzt soll der Marktanteil bei Immobilien-Spezialfonds von aktuell 4 % auf einen zweistelligen Marktanteil steigen. “Wir haben unsere Strategie gefunden und rollen diese aus – mit uns ist zu rechnen”, lautet die Kampfansage von Vorbeck an die Mitbewerber.