Unternehmensübergaben erfordern individuelle Lösungen

Jede Nachfolgesituation und Firmenübernahme ist anders - Speziell ausgebildete und erfahrene Experten begleiten den oft mehrjährigen Prozess

Unternehmensübergaben erfordern individuelle Lösungen

Bis 2018 stehen deutschlandweit über 135 000 familiengeführte Unternehmen in allen Branchen vor der altersbedingten Übergabe an die Nachfolgegeneration. Der Anteil mittelständischer Unternehmer im 55. Lebensjahr oder darüber ist heute mit über 40 % doppelt so hoch wie noch vor zehn Jahren. Die Suche nach einer geeigneten Nachfolgelösung für das unternehmerische Lebenswerk wird dadurch für viele Unternehmer zum entscheidenden Thema. Firmenübernahmen und -verkäufe sowie Gesellschafter- und Eigentümerveränderungen nehmen stetig zu. Corporate-Finance-Lösungen spielen dabei eine zentrale Rolle. Frühzeitig planenDie Planung von Nachfolge und Übergabe sollte in jedem Unternehmen frühzeitig in Angriff genommen werden. Dafür sprechen mehrere Gründe. Grundsätzlich gilt Verunsicherung über die Zukunft eines Unternehmens als Investitionsbremse, die durch eine ungeklärte Nachfolgesituation weiter verstärkt wird. Des Weiteren zeigt sich, je älter Unternehmer werden, desto weniger investieren sie in der Regel. Anstehende Investitionen werden nicht selten auf die lange Bank geschoben. Laut Statistik ist von den über 55-jährigen Firmeninhabern nur mehr knapp jeder Zweite bereit, in das eigene Unternehmen zu investieren. Und wenn, dann vornehmlich in den Erhalt, kaum mehr in die Erweiterung.Mit zunehmendem Alter des Unternehmers droht ein Investitionsstau bis hin zum Substanzverlust des Unternehmens. Infolgedessen sinkt die Unternehmensbewertung, und möglicherweise ergeben sich negative Auswirkungen auf den erzielbaren Verkaufspreis, eine Entwicklung, die nicht im Sinne des Senior-Unternehmers ist. Letztlich haben auch alle anderen Stakeholder vom Mitarbeiter bis zu den Kapitalgebern Interesse an der langfristigen Zukunftsfähigkeit und dem generationsübergreifenden Erhalt des Unternehmens.Darüber hinaus wird es schlicht immer schwieriger, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Denn je älter die Unternehmer werden, desto geringer wird auch die Zahl geeigneter Nachfolgekandidaten. Statistiken der Deutschen Industrie- und Handelskammer belegen, dass die Zahl potenzieller Nachfolger heute rund ein Drittel kleiner ist als die Zahl der Unternehmer mit anstehender Firmenübergabe. Dahinter steckt selbsterklärend der demografische Wandel oder – in markanten Worten – die Überalterung des Unternehmertums.Gleichzeitig verschieben sich bei der jüngeren Generation zunehmend die Präferenzen im Hinblick auf die eigene Karriere. Die Bereitschaft, ein etabliertes Unternehmen zu führen und sich unternehmerischen Risiken auszusetzen, hat nachgelassen. Ein gut bezahltes und sicheres Angestelltenverhältnis oder die Kreativität der Gründer-/Start-up-Szene werden oftmals vorgezogen. Das heißt zum einen, es war sicherlich noch nie so einfach, sich als Unternehmer in Deutschland zu betätigen. Andererseits klafft die Schere zwischen übergebender Generation und potenziell Übernahmewilligen immer weiter auseinander.Die Rolle der Hausbank besteht darin, über den Firmenkundenberater gemeinsam mit dem Senior-Unternehmer beziehungsweise Übernehmer eine vorausschauende und erfolgreiche Strategie für die Übergabe zu entwickeln. Dabei ist das detaillierte Wissen einer Bank um die jeweilige Finanzsituation im Unternehmen, über die ökonomischen und finanziellen Rahmenbedingungen sowie die Expertise im entsprechenden Branchen- und Kapitalmarktumfeld ausschlaggebender Erfolgsfaktor bei der Umsetzung von Übergabe- oder Nachfolgetransaktionen.Das Firmenkundengeschäft spielt eine zentrale Rolle bei Nachfolgen und Übernahmen – insbesondere durch die Vermittlung zwischen allen beteiligten Partnern innerhalb des regionalen Netzwerks des Unternehmens und der Bank – beginnend bei Steuerberatern, Rechtsanwälten bis hin zu Drittbanken und potenziellen Investoren. Das Corporate-Banking-Netzwerk sowie das enge Vertrauensverhältnis zum Unternehmen können beispielsweise gerade dann hilfreich sein, wenn innerhalb der Familie kein geeigneter Kandidat für die Nachfolge in Sichtweite ist. Hoher BeratungsbedarfUnternehmensnachfolgelösungen werden in allen Branchen benötigt, sowohl für kleinere Geschäftskunden als auch bei großen mittelständischen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 50 Mill. Euro. Die in Frage kommenden Übertragungswege und Gesellschafterveränderungen sind dabei im Wesentlichen unabhängig von der Unternehmensgröße. Der Beratungs- und Finanzierungsbedarf für den Senior-Unternehmer durch die Bank wird maßgeblich durch den gewählten Weg der Firmenübergabe bestimmt. Dies kann sowohl innerhalb der Familie, durch den Verkauf eines Unternehmens an Dritte oder durch die Übernahme durch ein anderes Unternehmen erfolgen. Oft stoßen Übergaben innerhalb der Familie bei großen Unternehmen an die familieninternen Finanzierungsgrenzen. Dann sind – ebenso wie bei der Übernahme durch Dritte – in der Regel externe Mittel erforderlich. Vielzahl möglicher ModelleJede Nachfolgesituation und Firmenübernahme gestaltet sich anders. Bei einer Vielzahl möglicher Übergabemodelle sind individuelle Corporate-Finance-Lösungen – angepasst an die Bedürfnisse von Senior-Unternehmer, Nachfolger und möglichen externen Investoren – maßgeblich für den Erfolg. Die Bandbreite umspannt Barverkauf, Erbschafts-, Schenkungs- und Stiftungstransaktionen sowie Rentenlösungen (Earn-out-Modelle), wenn es um die Übernahme innerhalb der Familie oder den Verkauf an Dritte geht.Oft ist es sinnvoll, Förderinstitute und Bürgschaftsbanken mit in die Finanzierung einzubinden. Insbesondere bei größeren mittelständischen Unternehmen werden gemeinsam mit der Bank komplexere Akquisitionsfinanzierungen wie beispielsweise Management-Buy-out- oder Buy-in-Lösungen entwickelt. Auch anspruchsvolle strukturierte Finanzierungslösungen auf Käuferseite oder Financial Sponsor Solutions, zum Beispiel über private Eigenkapitalgeber, kommen zum Tragen. Die begleitende Bank ist dabei in allen wesentlichen Übergabephasen, beginnend mit der Übernahmevorbereitung über die Vertragsgestaltung bis hin zur Verkaufsabwicklung sowie darüber hinaus bei der Finanzierung und Fortführung des Unternehmens, involviert und stellt sicher, dass sowohl Senior-Unternehmer als auch Übergeber und Investoren genau die Lösungen und Unterstützung angeboten bekommen, die sie wünschen und benötigen. Strategischer PartnerUm den oft mehrjährigen Unternehmensübergabeprozess erfolgreich zu begleiten, bedarf es in der Bank speziell ausgebildeter und erfahrener Spezialisten, die den individuellen Beratungs- und Finanzierungsbedarf für den gesamten Themenkomplex umfassend abdecken. Nur so kann die beratende Bank ihrer zentralen Rolle als strategischer Partner des Unternehmers gerecht werden. Dabei stehen die Beratung des Verkäufers oder Übergebers und die Finanzierung der Übernahme beziehungsweise Nachfolge im Mittelpunkt.Corporate-Finance-Lösungen betreffen aber nicht nur klassische Kreditthemen. Neben der Finanzierung einer Unternehmensübergabe oder -nachfolge müssen die Spezialisten im Firmenkundengeschäft sowohl bei der Unternehmensbewertung als auch bei der Suche nach dem geeigneten Investor oder Nachfolger sowie bei der Vermittlung von möglichen Eigenkapitallösungen eine aktive Rolle einnehmen. Auch eine umfassende Beratung der Bank bei der Reinvestition des Verkaufserlöses des Senior-Unternehmers im Private Banking und Wealth Management muss ein Teil der Nachfolgelösungen im Corporate Banking sein.Unternehmen sollten sich folglich gut überlegen, welche Bank die Expertise, das Netzwerk und die Bandbreite an Corporate-Finance-Lösungen bietet, um die Unternehmensübergabe erfolgreich – sowohl für das Unternehmen als auch für den Unternehmer – zu begleiten, damit die Stabsübergabe im Unternehmen die Einleitung für ein weiteres erfolgreiches Kapitel der Unternehmensgeschichte wird.—Robert Schindler, Vorstandsmitglied der HypoVereinsbank und verantwortlich für die Unternehmer Bank