SEC nimmt Morgan Stanley in den Fokus

US-Banken geraten wegen Cash-Sweep-Konten unter Druck

Führende Wealth Manager wie Morgan Stanley und Wells Fargo ziehen mit niedrigen Zinsangeboten den Unmut ihrer Kunden auf sich. Nun nimmt auch die Börsenaufsicht SEC die sogenannten Cash-Sweep-Programme unter die Lupe.

US-Banken geraten wegen Cash-Sweep-Konten unter Druck

Morgan Stanley wegen Zinspraktiken im Wealth Management unter Druck

Auch Konkurrentin Wells Fargo muss sich mit Investorenklagen herumschlagen – Börsenaufsicht SEC nimmt sogenannte Cash-Sweep-Konten unter die Lupe

xaw New York

Amerikas Wealth Manager geraten wegen ihrer blutarmen Zinsangebote an Investmentkunden unter Druck. So sieht sich nach Wells Fargo und der in Minneapolis ansässigen ehemaligen American-Express-Sparte Ameriprise auch Morgan Stanley mit Klagen hinsichtlich ihrer sogenannten Cash-Sweep-Programme konfrontiert. In deren Rahmen werden nicht angelegte liquide Mittel aus Brokerage- oder Investment-Accounts auf Bankkonten umgeleitet werden, wo sie als Einlagen Zinsen abwerfen sollen.

Doch während die Finanzinstitute infolge der restriktiven Geldpolitik selbst deutlich höhere Raten auf Kredite verlangen können, halten die Renditen, die Investoren über die Cash-Sweep-Programme einfahren können, damit keineswegs Schritt.

Morgan Stanley hat sich dem Unmut der Kunden zuletzt schon teilweise gebeugt. Das New Yorker Geldhaus kündigte im vergangenen Monat an, dass Cash-Sweep-Teilnehmer mit einer Einlagensumme von mindestens 250.000 Dollar ab August 2% Zinsen erhalten werden. Zuvor waren es 0,01%. Wells Fargo vermeldete nach öffentlichem Druck bereits Anfang Juli eine ähnliche Anhebung – zuletzt lagen die Cash-Sweep-Zinsen bei der Bank je nach Umfang der Depositen zwischen 0,05% und 0,5%. Dabei galt die minimale Rate noch bis zu einer Einlagensumme von 1 Mill. Dollar.

Erträge sacken ab

Die zuletzt beschlossene Erhöhung wird den Nettozinsertrag von Wells Fargo nach Mitteilung des Instituts aus San Francisco im laufenden Jahr um 350 Mill. Dollar drücken. Im zweiten Quartal ging die wichtige Kennzahl in der Wealth-Management-Sparte bereits um 10% auf 906 Mill. Dollar zurück. Das drittgrößte US-Geldhaus verwies dabei auf Belastungen durch höhere Einlagenzinsen, da Kunden Mittel in Alternativen mit höheren Renditen verschöben. US-Geldmarktfonds werfen aktuell beispielsweise mehr als 5% ab.

Aus Investorensicht stellen die niedrigen Cash-Sweep-Zinsen eine Verletzung der Treuhandpflichten der Banken dar. Morgan Stanley muss sich deshalb gleich mit zwei angestrebten Sammelklagen herumschlagen, wie aus aktuellen regulatorischen Einreichungen hervorgeht. Die erste bezieht sich auf die 2020 übernommene Brokertochter E-Trade, die nach der Akquisition Kunden mit individuellen Altersvorsorge-Konten keine adäquaten Zinsen gezahlt haben soll. Morgan Stanley will die Klage abweisen lassen.

Die zweite, im Juni in New York eingereichte Klage dreht sich um die Muttergesellschaft und peilt ebenfalls einen Class-Action-Status an – in beiden Verfahren drängen die Kläger auf nicht näher spezifizierte Schadenersatzzahlungen.

Alarmierte Analysten

Analysten reagieren alarmiert auf den zunehmenden Druck, höhere Zinsen im Wealth Management zu zahlen. Die UBS rechnet mit einem „tiefgreifenden Effekt“, sollte sich die Entwicklung in der Branche weiter ausbreiten. Schließlich gilt die Vermögensverwaltung und Anlageberatung für vermögende Kunden als wichtiger Stabilisator der Einnahmen von US-Geldhäusern und entscheidende Möglichkeit, sich unabhängiger vom volatilen Investmentbanking zu machen.

Insbesondere Morgan Stanley mauserte sich nach den Verwerfungen der Finanzkrise 2008, in deren Zuge der Börsenwert des Instituts erodierte, durch einen engeren Fokus auf das Wealth Management über das folgende Jahrzehnt hinweg zum Anlegerliebling. Die Analysten von Goldman Sachs erwarten bei veränderten Zinspraktiken „materiellen Druck“ insbesondere auf stärker spezialisierte Vermögensverwalter. Das werde die Wettbewerbssituation sowie Marktanteile in der Branche beeinflussen und sich auf die Profitabilität auswirken.

Aufseher prüfen Praktiken

Morgan Stanley steht nun nicht nur bei Kunden unter Druck – auch Regulatoren nehmen die Cash-Sweep-Praktiken genauer unter die Lupe. So forderte die Vollzugsabteilung der Börsenaufsicht SEC bereits im April Informationen zu den Programmen an, wie aktuelle Dokumente zeigen. Die Behörde prüft nun, ob diese mit dem für Anlagegesellschaften maßgeblichen Investment Company Act von 1940 in Einklang stehen. Das Ergebnis der Untersuchung könnte bedeutende Folgen für die Gewinnaussichten der New Yorker entwickeln.

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