US-Banken profitieren von überraschendem Wahlergebnis
sp New York – Die führenden US-Banken profitieren von der regen Handelsaktivität nach dem für viele überraschenden Ausgang der US-Wahlen vor einem Monat. J.P. Morgan Chase, Bank of America und Citigroup haben für das Schlussquartal ein ordentliches Ertragsplus im Handelsgeschäft in Aussicht gestellt. Da die Aktien der Großbanken auch in Erwartung von Erleichterungen im regulatorischen Umfeld in den vergangenen Wochen kräftig gestiegen sind, prüfen einzelne Institute die Möglichkeit einer Sonderdividende statt Aktienrückkäufen.Die Zuwächse im Handelsgeschäft von J.P. Morgan werden im Schlussquartal verglichen mit dem Vorjahr oberhalb von 15 % liegen, kündigte CEO und Chairman Jamie Dimon am Dienstag bei einer Veranstaltung in New York an. Brian Moynihan, der Chef von Bank of America, der auf derselben Veranstaltung sprach, rechnet im Anleihehandel zum Jahresschluss mit Wachstum in ähnlicher Größenordnung, machte aber keine Angaben zum gesamten Handelsgeschäft des zweitgrößten US-Instituts. Bei der Citigroup liegen die Einnahmen im Handelsgeschäft im laufenden Quartal bisher um 20 % über dem Niveau des Vorjahreszeitraums, sagte Finanzchef John Gerspach am Mittwoch auf derselben Investorenkonferenz.Schon im dritten Quartal hatten die US-Banken im Anleihehandel die Erwartungen übertroffen und Zuwächse von bis zu 50 % gezeigt. Für das vierte Quartal war Dimon aber noch im Oktober von Erträgen auf dem Niveau des Vorjahres ausgegangen. Global sind die Banken nach Einschätzung von Marktbeobachtern auf dem besten Weg, zum ersten Mal seit vier Jahren die Erträge im Anleihehandel zu steigern.Nicht ganz so rund läuft es für Bank of America derzeit im Investment Banking. Die Erträge entwickelten sich solide, würden im Schlussquartal aber maximal 1,2 Mrd. Dollar erreichen und damit unter den 1,3 Mrd. Dollar aus dem Vorjahr erwartet, sagte Moynihan. Dimon kündigte an, dass der Erfolg einer seit August mit attraktiven Prämien beworbenen Kreditkarte das Ergebnis von J.P. Morgan im Schlussquartal um 300 Mill. Dollar schmälern wird. Analysten trauen der größten US-Bank von Oktober bis Dezember einen Gewinn oberhalb von 5 Mrd. Dollar zu. Die neue Kreditkarte, für die Kunden von J.P. Morgan eine jährliche Gebühr von 450 Dollar bezahlen, werde allerdings erst in fünfeinhalb Jahren den Break-even schaffen, rechnet Sanford C. Bernstein in einer Studie vor.Dimon, der vor der Berufung des ehemaligen Goldman-Sachs-Bankers Steven Mnuchin als Kandidat für das Amt des Finanzministers in der Regierung des designierten Präsidenten Donald Trump gehandelt wurde, sprach sich für eine Überarbeitung des Dodd-Frank Act aus und schloss dabei auch die Volcker Rule ein, die Banken den Eigenhandel verbietet. “Wir schlagen nicht vor, Dodd-Frank insgesamt über den Haufen zu werfen”, sagte Dimon. Allerdings sei es immer vernünftig, große Gesetzesvorhaben noch einmal zu prüfen und zu “rekalibrieren”.Trump hatte im Wahlkampf regulatorische Erleichterungen in Aussicht gestellt. Nicht zuletzt deshalb haben die Aktien von J.P. Morgan seit der Wahl knapp 20 % zugelegt, während Bank of America um bald 30 % gestiegen sind. Dimon, der von der Marktreaktion “ziemlich überrascht” wurde, überlegt deshalb, die Aktionäre mit einer Sonderdividende zu vergüten und für den Moment auf Aktienrückkäufe zu verzichten. Moynihan äußerte sich nicht zu solchen Plänen, wobei die Papiere von Bank of America trotz der rasanten Aufholjagd im Vergleich zu den Konkurrenten immer noch günstig bewertet sind. Citigroup hat sich bereits entschieden und ihr Aktienrückkaufprogramm im November trotz der Banken-Rally seit den Wahlen um 1,75 Mrd. Dollar aufgestockt. Dimon berät TrumpZu seiner Mitarbeit in einem Panel von Wirtschaftsgrößen, das Donald Trump ab Februar beraten wird, sagte Dimon, der im Wahlkampf als eine von wenigen Wall-Street-Größen Partei für Hillary Clinton ergriffen hatte, er sei Patriot und wolle seinem Land helfen zu wachsen. “Ich glaube, ich werde dabei von außen eine bessere Rolle als von innen spielen können”, sagte Dimon. Dem Panel, dem der republikanisch gefärbte Blackstone-Chef Steve Schwarzman als Chair vorsteht, gehört unter anderen auch BlackRock-Chef Laurence Fink an, der wie Dimon eher in Richtung Demokraten tendiert.