US-Banken senden divergente Signale
bn Frankfurt
In einem schwieriger werdenden Umfeld haben vier Größen des US-Bankensektors an Gründonnerstag unterschiedliche Signale in den Markt gesendet. In den Reihen der Universalbanken übertraf Citigroup auch nach einem 46-prozentigen Gewinneinbruchs noch die Konsenserwartung, während Wells Fargo mit ihren Erträgen im Startquartal hinter der Prognose zurückblieb. Auf Seiten der Dealer-Broker überraschten wiederum Goldman Sachs und Morgan Stanley auf Grund eines florierenden Handelsgeschäfts positiv. Im US-Handel gegen Mittag lagen Aktien von Citigroup und Morgan Stanley in einem schwächeren Gesamtmarkt 1,4% sowie 1,2% vorn, Titel von Goldman Sachs und Wells Fargo dagegen 0,5% sowie 4,2% hinten.
Umfassender Schwenk
Nachdem tags zuvor die nach Assets größte US-Bank J.P. Morgan über einen knapp 6 Mrd. Dollar schweren Swing binnen Jahresfrist in der Risikovorsorge berichtet hatte, meldete Citigroup, die globalste der US-Großbanken, nach Nettoauflösungen im Vorjahreszeitraum nun Rückstellungen von 755 Mill. Dollar und damit einen Schwenk von annähernd 3 Mrd. Dollar. Dieser umfasst 1,9 Mrd. Dollar an Vorsorge mit Blick auf das Russland-Exposure des Instituts und „die breiteren Auswirkungen des Konflikts in der Ukraine auf das makroökonomische Umfeld“, wie es hieß. Den Angaben zufolge hat die Bank ihr Russland-Exposure seit Dezember um 2 Mrd. Dollar auf 7,8 Mrd. Dollar reduziert, ihre Schätzung für ihre maximale Belastung in einem Negativszenario zugleich von fast 5 Mrd. auf 3 Mrd. Dollar.
Im Investment Banking nahm das Haus im Startquartal 43% weniger ein als im Vorjahreszeitraum, nachdem der Boom der Börsengänge von Spacs abgeebbt ist. Den konzernweiten Gewinneinbruch auch infolge höherer Ausgaben und sinkender Erlöse bremste die Geschäftseinheit Treasury and Trade Solutions etwas ab. Deren Einnahmen zogen angesichts wachsender Einlagen und Zinsspannen um 18% an.
Wells Fargo zeigt derweil zwar einen Gewinnrückgang binnen Jahresfrist um nur ein Fünftel, hat die Aktionäre jedoch mit einem breit angelegten Ertragsrückgang um 5% vergrätzt, obwohl die Bank aus San Francisco im Startquartal Risikovorsorge auflöste, davon 1,1 Mrd. Dollar allein unter Verweis auf schwindende Unsicherheit, wie sich die Pandemie auf das Kreditportfolio auswirkt. Während die Erträge im Massengeschäft stagnierten, trugen höhere Zinsen in der Sparte Commercial Banking zu einem Ertragsplus binnen Jahresfrist um 12% bei.
Märkte in Bewegung
Bei Goldman Sachs hat derweil ein infolge des Kriegs in der Ukraine reger Handel 4% mehr Einnahmen als vor Jahresfrist ermöglicht. Vor allem das Geschäft mit Währungen und Rohstoffen zog in der wichtigen Sparte Global Markets an. Marktauguren hatten einen 23-prozentigen Einbruch erwartet. Dessen ungeachtet hat sich die Eigenkapitalrendite der Bank im Vergleich zum außerordentlich ertragsstarken Vorjahresquartal auf 15% glatt halbiert.
Auch Morgan Stanley hat die Einnahmen aus dem Handel mit Aktien und Festverzinslichen wider Erwarten leicht steigern können. Vor Jahresfrist hatte allerdings das Archegos-Debakel die Zahlen belastet, so dass nun ein zehnprozentiges Ertragsplus im Aktiengeschäft unterm Strich stehen blieb. Zwar sind die Einnahmen insgesamt um knapp 6% gefallen. Mit 14,8 Mrd. Dollar aber steht noch immer der bisher zweitbeste Wert zu Buche, wie die Bank mitteilt.
Unterdessen hat der Wertpapierverwahrer State Street dank Kostensenkungen aus einem 4-prozentigen Anstieg der Erträge auf 3,08 Mrd. einen 16-prozentigen Gewinnsprung auf 604 Mill. Dollar gemacht. Das verwahrte Vermögen zog binnen Jahresfrist um 12% auf 41,724 Bill. an.
US-Banken im Vergleich | ||||||
Kennzahlen nach US-GAAP | ||||||
1. Quartal | Citigroup | Wells Fargo | Goldman Sachs | |||
in Mill. Dollar | 2022 | 2021 | 2022 | 2021 | 2022 | 2021 |
Nettoerträge | 19 186 | 19 667 | 17 592 | 18 532 | 12 933 | 17 704 |
Verwaltungsaufwand | 13 165 | 11 413 | 13 870 | 13 989 | 7 716 | 9 437 |
Risikovorsorge 1 | 755 | − 2 055 | –787 | – 1 048 | 561 | − 70 |
Operativer bzw. Vorsteuergewinn | 4 325 | 7 977 | 4 509 | 5 591 | 4 656 | 8 337 |
Steueraufwand | 941 | 2 332 | 707 | 901 | 717 | 1 501 |
Nettogewinn | 4 306 | 7 942 | 3 671 | 4 636 | 3 939 | 6 836 |
Gewinn je Aktie (Dollar) | 2,02 | 3,62 | 0,88 | 1,02 | 10,76 | 18,6 |
Eigenkapitalrendite (%) | 9,0 | 17,2 | 8,4 | 10,3 | 15,0 | 31,0 |
Harte Kernkapitalquote (%) | 11,4 | 11,6 | 10,5 | 11,8 | 14,6 | 14,9 2 |
Bilanzsumme | 2 394 100 | 2 314 300 | 27 454 | 28 339 | 1 589 000 | 1 464 000 2 |
Beschäftigte (Anzahl) | 228 000 | 211 000 | 246 577 | 264 513 | 45 100 | 40 300 |
1) Minus: Auflösung; 2) per Ende 2021Börsen-Zeitung |