US-Banken streichen unvermindert Stellen

Auch Hoffnung auf Trump stoppt Abbau nicht

US-Banken streichen unvermindert Stellen

Bloomberg New York – Bankaktien haben zuletzt angesichts von Erwartungen zugelegt, dass die Gewinne der Finanzbranche nach dem Sieg von Donald Trump bei den US-Wahlen steigen dürften. Doch für jene, die in dem Sektor arbeiten, wird es wohl nicht einfacher werden, den Job zu behalten. Zwar könnten niedrigere Steuern, höhere Zinsen und weniger Regulierung unter Trump dabei helfen, die Gewinne der US-Banken 2018 im Median um 22 % zu steigern.Gleichzeitig dürften die US-Banken aber weiter ihre Kosten senken, indem sie Händler und Filialen durch neue Technologien ersetzen, erklären Analysten von Morgan Stanley. Und höhere Zinsen können zwar die Margen der Banken erhöhen, gleichzeitig aber auch die Nachfrage nach neuen Hypotheken und den Verkauf von Unternehmensanleihen bremsen. Das bedeutet unter dem Strich, dass weniger Mitarbeiter benötigt werden. “Mir fällt es schwer, mir einen Ausbau von Arbeitsplätzen im Finanzbereich vorzustellen”, sagt Fred Cannon, Analysechef bei Keefe, Bruyette & Woods. Gewinne aus “höheren Zinsen werden in die Einnahmen fließen ohne eine Ausweitung der Kosten”. Jobkiller AutomatisierungDie Zahl der Beschäftigten bei den großen US-Banken ist seit der Finanzkrise rückläufig. Zunächst lag das an einer Konsolidierung in der Branche, später dann an hohen Rechtskosten und stagnierenden Erträgen. Seither hat sich das Tempo der Entlassungen branchenweit verlangsamt. In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres ging die Zahl der gestrichenen Jobs auf weniger als 19 400 zurück. Doch Analysten zufolge ist noch immer keine Erholung in Sicht angesichts des Trends hin zur Automatisierung. Finanzkonzerne wie Bank of America Corp und Morgan Stanley befinden sich inmitten von Programmen zur Kostensenkung, die sie wahrscheinlich nicht aufgeben werden, obwohl die Trump-Rally höhere Erlöse signalisiert. Die Wahl des Milliardärs zum US-Präsidenten im November veranlasste viele Analysten dazu, ihre Prognosen zu ändern. Noch zu Beginn des Jahres waren die Kurse von Banken gefallen. Jetzt verkünden Analysten wie Paul Miller von FBR Capital Markets & Co, dass sie mit Blick auf die Bankaktien optimistischer eingestellt seien als zu jedem anderen Zeitpunkt in den vergangenen zehn Jahren. Trotz des 22-prozentigen Anstiegs des KBW Bank Index seit den US-Wahlen gibt es seiner Meinung nach Raum für weitere Kursanstiege, während die Maßnahmen der neuen US-Regierung Gestalt annehmen würden.Zwar dürften Banken Stellen von Mitarbeitern in Filialen abbauen, doch Kreditmanager und andere Banker würden eingestellt, falls sich die Nachfrage infolge des Wirtschaftswachstums erhöhe, meint Analyst Kevin Barker von Piper Jaffray. Seinen Worten nach heuern die Unternehmen auch mehr Programmierer und Cybersecurity-Mitarbeiter an. “Banken müssen weiter zu den technologischen Fortschritten im Bereich Fintech aufschließen, ob es nun um Bezahlvorgänge oder Online-Kreditvergabe geht”, erklärt Barker. Es bestehe das Risiko, dass die Euphorie rund um Bankaktien nur von kurzer Dauer sei. Niemand weiß, wie stark die Regierung von Trump die Finanzregulierung letztlich eindämmen wird.