US-Banken verdienen und verdienen und verdienen

Großinstitute lassen Europas Konkurrenz weit hinter sich - Auch an der Börse sind hiesige Häuser schwach

US-Banken verdienen und verdienen und verdienen

jsc Frankfurt – Europas Großbanken fallen hinter der US-Konkurrenz immer weiter zurück: Während der Gewinn diesseits des Atlantiks seit Jahren nahezu stagniert, bauen die zehn größten Institute in den USA ihre Gewinne aus und haben im ersten Halbjahr umgerechnet 69,1 Mrd. Euro verdient, zeigt ein Vergleich der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Seit 2012 haben die US-Banken die Finanzkrise weitgehend überwunden. Der Gewinn betrug zuletzt mehr als das Zweieinhalbfache der europäischen Häuser. “Es spricht viel dafür, dass die US-Banken zumindest in diesem Jahr dank ihres starken Heimatmarktes Rekordgewinne einfahren werden”, sagt Claus-Peter Wagner, Managing Partner von EY für Finanzdienstleistungen in Deutschland.Als Ursache benennt der Manager die Konjunktur in den USA, während die Wirtschaftsentwicklung in Europa nach Einschätzung von Dirk Müller-Tronnier, Partner und Leiter für Banking & Capital Markets, noch immer “fragil” ist. Auch die Struktur des Bankgeschäfts unterscheidet sich: Der Markt in Europa ist auf etliche Länder aufgeteilt, die Niedrigzinspolitik der EZB lässt wenig Spielraum für Erträge, der Wettbewerb ist intensiv, Altlasten und die Staatsschuldenkrise sind noch nicht vollständig verdaut. Deutsche Bank hinkt hinterherEinmal mehr zeigt sich auch die Schwäche der Deutschen Bank: Kein anderes Institut der europäischen Top 10 hat im ersten Halbjahr so wenig verdient. Während der deutsche Branchenprimus 481 Mill. Euro erzielte, weisen die jeweils ähnlich großen Konkurrenten Barclays in Großbritannien und Santander in Spanien mit 921 Mill. und 3,8 Mrd. Euro jeweils deutlich mehr aus. Selbst die seit Jahren in der Krise steckende Royal Bank of Scotland hat sich im laufenden Turnus mit mehr als 1,2 Mrd. Euro wacker geschlagen.An der Spitze in Europa steht die britische HSBC mit 6,5 Mrd. Euro. Die unter vollem Namen als Hongkong & Shanghai Banking Corporation bekannte Adresse hat einen Schwerpunkt in Asien und ist auch gemessen an der Bilanzsumme das größte Geldhaus auf dem europäischen Kontinent. Doch auch HSBC verblasst gegen die US-Konkurrenz: So haben J.P. Morgan und Bank of America in der ersten Jahreshälfte umgerechnet 14,6 Mrd. und 11,7 Mrd. Euro verdient. Auch Wells Fargo und Citigroup werfen mit 8,8 Mrd. und 7,8 Mrd. Euro deutlich mehr ab.Die unterschiedliche Entwicklung zeigt sich auch in den Börsenkursen: Um 12 % sank die Marktkapitalisierung der zehn größten Adressen in Europa seit Jahresbeginn bis Anfang August, während die US-Häuser um 1,5 % zulegten. Europas Geldhäuser bringen somit 561 Mrd. Euro an Börsenwert auf die Waage, die US-Adressen 1 307 Mrd. Euro. Besonders schwach zeigt sich auch hier die Deutsche Bank: Seit Jahresbeginn hat der Kurs bis zum gestrigen Mittwochabend um 38 % nachgegeben. Mit 9,87 Euro je Aktie ist die Bank insgesamt 20,4 Mrd. Euro schwer.