US-Banken vertreiben Sorgen trotz solider Zahlen nicht
Die US-Großbanken J.P. Morgan, Wells Fargo und Citi haben zum Auftakt der Berichtssaison solide Zahlen vorgelegt, die Sorgen von Investoren über die weiteren Aussichten aber nicht zerstreut. Die Regionalbank PNC Financial machte die Verunsicherung deutlich. Am Montag folgen die Zahlen von Bank of America.sp New York – Die US-Großbanken J.P. Morgan, Wells Fargo und Citi haben zum Auftakt der Berichtssaison teilweise positiv überrascht, die Sorgen vor einer Eintrübung des Geschäftsumfelds aber nicht zerstreut. Unter dem Strich steigerten die Institute mit Unterstützung der im Dezember verabschiedeten US-Steuerreform ihre Gewinne zwar erneut deutlich zweistellig. Weil steuerliche Erleichterungen im nächsten Jahr allerdings für keine neuen Impulse sorgen werden und Investoren angesichts des schwelenden Handelskonflikts mit China und steigender Zinsen in den USA vor einer Abkühlung der wirtschaftlichen Dynamik bange ist, reichten die mehrheitlich soliden Zahlen nicht, dem Sektor an der Börse zu einem Ausbruch nach oben zu verhelfen.J.P. Morgan notierten am Freitagmittag in New York 0,6 % schwächer, obwohl der Gewinn des Branchenprimus um knapp ein Viertel auf 8,4 Mrd. Dollar zulegte und die Bank abgesehen vom Handel mit festverzinslichen Wertpapieren in den meisten Geschäftsfeldern überzeugte. Wells Fargo lagen 0,8 % im Plus, weil die Bank überraschend auf den Wachstumspfad zurückkehrte, während der Gewinnsprung um knapp ein Drittel auf 6 Mrd. Dollar unter den Erwartungen lag. Im vergangenen Jahr hatte Wells Fargo 1 Mrd. Dollar Aufwand für Rechtskosten im Zusammenhang mit einer Reihe von Vertriebsskandalen verbucht, die die Bank seit zwei Jahren beschäftigen und das Wachstum dämpfen. Citi legten vor dem Wochenende 1,8 % zu, weil die Bank ein unerwartetes Comeback im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren schaffte und damit Schwächen im Verbrauchergeschäft ausglich. Unter dem Strich blieben 4,6 Mrd. Dollar hängen, womit Citi immerhin 12 % zulegte und außerdem die durchschnittlichen Erwartungen übertraf.Im bisherigen Jahresverlauf haben Citi an der Börse gut 8 % verloren, während der KBW Bank Index etwa auf dem Niveau vom Jahresanfang steht und der S&P Financials Index gut 5 % eingebüßt hat. Wells Fargo liegt 14 % im Minus und J.P. Morgan tritt bisher auf der Stelle. Innerhalb des S & P 500 gehören die Banken mit dieser Performance in diesem Jahr zu den schwächsten Sektoren.Wie groß die Nervosität unter Investoren ist, zeigte am Freitag PNC Financial, die zweitgrößte US-Regionalbank. Sie gab vor dem Wochenende bis zu 7 % ab, obwohl die Bank unter dem Strich die Erwartungen übertraf und mit 1,4 Mrd. Dollar ein Viertel mehr als vor einem Jahr verdient hat. Doch der Ausblick auf die Kostenentwicklung in den nächsten Monaten und das schwache Kreditwachstum im dritten Quartal sorgten für Verunsicherung. Dimon verweist auf RisikenJamie Dimon, CEO und Chairman von J.P. Morgan, der nach der Stabübergabe von Lloyd Blankfein an David Solomon bei Goldman Sachs der letzte Chef einer der großen Banken an der Wall Street ist, der bereits zum Start der Finanzkrise vor zehn Jahren auf seinem Posten war, ließ mit seinem Ausblick ebenfalls aufhorchen. “Es gibt acht oder neun Dinge da draußen”, sagte er mit Blick auf Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Neben eskalierenden Handelskonflikten verwies Dimon auf die Möglichkeit überraschend schneller Zinserhöhungen, einen ungeordneten Austritt Großbritanniens aus der EU, Probleme mit den italienischen Staatsschulden, wachsende Spannungen zwischen den USA und Saudi-Arabien und höhere Hypothekenzinsen, die dem Wachstum in den USA und weltweit zusetzen könnten.”Normalerweise bringen solche Sachen die US-Volkswirtschaft nicht aus der Spur”, sagte Dimon weiter. “Aber sie sind alle da draußen und niemand sollte überrascht sein, wenn auf dem Weg etwas passiert.” Sollte “etwas passieren”, wie Dimon sich ausdrückt, dürfte der Bankchef dem im Übrigen auch Positives abgewinnen können. Denn höhere Volatilität an den Märkten hilft J.P. Morgan verlässlich im Handelsgeschäft.Im dritten Quartal gehörte der Handel mit festverzinslichen Wertpapieren zu den Schwachstellen der größten US-Bank. Die Erträge rutschten um ein Zehntel ab und blieben damit unter den durchschnittlichen Erwartungen. Positiv überraschte J.P. Morgan dagegen im Kreditgeschäft, das zu einer Steigerung der Nettozinserträge auf 13,9 Mrd. Dollar beitrug. Den bisherigen Spitzenwert in diesem Geschäft hatte die Bank mit 13,8 Mrd. Dollar vor zehn Jahren erreicht. Die Gesamterträge kletterten 7 % auf 27,3 Mrd. Dollar.Wells Fargo, die größte US-Retailbank, überraschte im Kreditgeschäft zum Teil ebenfalls positiv und kehrte unerwartet auf einen Wachstumspfad zurück. Die Erträge kletterten um knapp 100 Mill. Dollar auf 21,9 Mrd. Dollar, während Analysten im Schnitt mit einem weiteren Ertragsrückgang gerechnet hatten. Es ist das erste Quartal in diesem Jahr, in dem die von den Folgen eines Vertriebsskandals belastete Bank ein Wachstum ausweist. Für CEO Tim Sloan, für dessen Nachfolge in US-Medien in den vergangenen Monaten bereits die Namen potenzieller Kandidaten herumgereicht wurden, könnte die Wende gerade noch rechtzeitig kommen. Allerdings verzeichnete die Bank erneut rückläufige Einlagen.Citi enttäuschte im Retailgeschäft mit Verbraucherkunden und verzeichnete im Conusmer Banking einen Ertragsrückgang um 1 % auf 5,1 Mrd. Dollar. Der unerwartet starke Handel mit festverzinslichen Wertpapieren und eine Aufwandsquote, die zum ersten Mal in diesem Jahr unter den für 2018 angepeilten 57 % lag, rückten das Gesamtbild in ein besseres Licht.—– Wertberichtigt Seite 6