US-Bürofinanzierungen belasten Aareal Bank
US-Bürofinanzierungen belasten Aareal Bank
Konzernergebnis bricht auf 48 Mill. Euro ein – Notleidende Kredite werden beschleunigt abgebaut
tl Frankfurt
Die Aareal Bank hat im Jahr 2023 schlechter abgeschnitten als auch von ihr selbst erwartet. Das Konzernbetriebsergebnis lag mit 149 Mill. Euro nicht nur deutlich unter dem Vorjahreswert von 239 Mill. Euro, sondern auch unter der noch im November bestätigten Prognose vom unteren Ende der Spanne von 240 bis 280 Mill. Euro.
Überraschende Entscheidungen
Konzernchef Jochen Klösges begründete das mit der Entscheidung einiger Kreditnehmer von US-Büroengagements zum Jahresende 2023, die Schlüssel abzugeben. "Diese Entscheidungen waren für uns überraschend", sagte Klösges. Insgesamt erhöhte sich die im Konzern fast ausschließlich für US-Büroimmobilienengagements gebildete Risikovorsorge auf 441 (i.V. 192) Mill. Euro. Dazu kamen 69 Mill. Euro Risikovorsorge im Ergebnis aus Finanzinstrumenten (at fair value through profit or loss, fvpl) für Bewertungsanpassungen.
Aareal Bank | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | ||
Zinsüberschuss | 978 | 702 |
Risikovorsorge | 441 | 192 |
Provisionsüberschuss | 307 | 277 |
Verwaltungsaufwand | 645 | 571 |
Betriebsergebnis | 149 | 239 |
Ertragsteuern | 101 | 86 |
Konzernergebnis | 48 | 153 |
Harte Kernkapitalquote (%) | 19,4 | 19,3 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 0,69 | 2,32 |
Cost-Income-Ratio (%) | 31,7 | 40,3 |
Als Gründe für die schlechte Lage am US-Büromarkt nannte der CEO neben dem drastischen Zinsanstieg und Überkapazitäten insbesondere Homeoffice, das in den USA durch die längeren Anfahrtswege viel attraktiver sei als in Europa. Er rechnet auch deshalb nicht mit einem unveränderten Überschwappen dieses Trends nach Europa, verwies aber auch auf andere Eigentümerstrukturen (die längere Investitionsdauer erhöht die Bereitschaft, Schulden durch Eigenkapital zu tilgen) und andere Finanzierungsstrukturen (hier: Junior- und Mezzanine-Tranchen).
Die gesamte Toolbox
Insgesamt ergab sich aus 15 Kreditengagements im US-Bürobereich 2023 ein Netto-Zugang bei notleidenden Krediten (NPL) von 1,1 Mrd. Euro. Davon sollen im ersten Quartal dieses Jahres 500 Mill. Euro abgebaut werden. Dabei werde die gesamte "Toolbox" (Klösges) eingesetzt – von Verkäufen der Objekte oder der Darlehen bis zu gemeinsamen Lösungen in Form von Zugeständnissen des Kreditnehmers (wie Eigenkapitaleinschüsse) und der Bank (Zins- und/oder Tilgungsverzicht). Ob es dadurch Rückflüsse geben wird oder gar deren Höhe, wollte Klösges nicht sagen. "Wir rechnen für 2024 nicht mit der Auflösung von Risikovorsorge."
Vom gesamten Immobilienfinanzierungsportfolio von 32,5 Mrd. Euro (per 31.12.2023) stammen rund 9,4 Mrd. Euro aus Nordamerika, weit überwiegend den USA. Davon entfallen wiederum 4,2 Mrd. Euro auf Büros (der Rest sind Hotels, Logistik und Retail), von denen 1,1 Mrd. Euro leistungsgestört sind.
Das übrige Portfolio machte der Aareal Bank kaum Sorgen. 2023 kamen außerhalb der US-Büroimmobilien 0,2 Mrd. Euro NPL hinzu. In Europa erwähnte Klösges einen Fall aus dem Retailbereich über 100 Mill. Euro, der jüngst auch schon gelöst sei. "Wir haben kein Signa-Exposure und nahezu keine Finanzierung von Projektentwicklungen." Letztere hätten einen Anteil am Kreditportfolio von unter 1%.
Keine neuen NPL-Fälle
In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres seien keine neuen NPL-Fälle dazugekommen, so der Aareal-Chef weiter. "Wir stellen uns aber darauf ein, dass noch mehr kommen werden." Die Bank könne mit den Belastungen umgehen, weil die finanziellen Ressourcen vorhanden seien und die Mannschaft über entsprechende Erfahrungen aus mehreren Immobilienzyklen sowie die angemessenen Instrumente verfüge.
Für 2024 rechnet Finanzvorstand Marc Heß mit etwa 350 Mill. Euro neuer Risikovorsorge. Das Konzernergebnis soll sich mit 300 bis 350 Mill. Euro mehr als verdoppeln. Das Neugeschäft inklusive Prolongationen soll mit 8 bis 9 (10) Mrd. Euro leicht zurückgehen und das gewerbliche Kreditportfolio auf 33 bis 34 Mrd. Euro steigen.
Der Bereich Alternative Living, das sind beispielsweise Studentenwohnheime, wird weiter ausgebaut. Neuseeland ist als natürliche Ergänzung zu Australien als Markt dazugekommen. Dort werden Hotels und Alternative Living finanziert.
Deutlich ausgebaut werden soll der Anteil an grünen Krediten. Ende 2023 lag der Bestand bei 4,8 Mrd. Euro. Bis 2026 sollen es 6 bis 7 Mrd. Euro werden, kündigte Klösges an.
Die im Immobilienmanagement tätige IT-Tochter Aareon wurde 2023 kapitalmarktfähig gemacht – deutlich früher als geplant. Beschlüsse, an den Kapitalmarkt zu gehen, gebe es allerdings bisher nicht, betonte Klösges. Die Aareal Bank selbst gehört seit dem Vorjahr zu 95,3% den drei Finanzinvestoren Advent, Centerbridge sowie CPP Investments (gebündelt in der Atlantic Bidco) und ist seit November 2023 nicht mehr an der Börse notiert.
Der Immobilienfinanzierer Aareal Bank musste 2023 ein unerwartet hohes Volumen an notleidenden Krediten für US-Büroimmobilien verkraften. Das Konzernergebnis sackte auf 48 (i.V. 138) Mill. Euro ab. 2024 soll es aber deutlich aufwärtsgehen: Das Konzernbetriebsergebnis soll 300 bis 350 Mill. Euro betragen.