US-Institute hängen Europa ab

Jenseits des Atlantiks sind die Gewinne doppelt so hoch - Strafen sinken

US-Institute hängen Europa ab

jsc Frankfurt – Die Großbanken der USA verdienen nach wie vor deutlich besser als die führenden Institute in Europa: Während die zehn größten Institute jenseits des Atlantiks im ersten Halbjahr ein Konzernergebnis von umgerechnet 59,1 Mrd. Euro erzielten, blieben bei den größten europäischen Banken unterm Strich lediglich 29,2 Mrd. Euro stehen, wie die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY berichtet. Die Eigenkapitalrendite liegt in den USA bei 11,3 % nach 9,9 % am Ende des ersten Halbjahres 2014, während sich die Europäer mit lediglich 6,7 % nach zuvor 4,5 % begnügen müssen. Die hiesigen Institute leiden aus Sicht der Berater noch immer unter dem Nachhall der Finanzkrise und müssen sich mitunter neu aufstellen. Die US-Riesen profitierten von einer guten Konjunktur, einer Erholung auf dem Immobilienmarkt und einem florierenden Investment- und Transaktionsgeschäft. Auch rechtliche Altlasten haben die US-Institute demnach weiter abgebaut. Deutsche Bank schwachTrotz der deutlichen Diskrepanz zwischen den USA und Europa zeichnet EY ein insgesamt positives Bild: Auf beiden Kontinenten gelang es den führenden Instituten demnach, ihre Gewinne deutlich zu erhöhen (siehe Grafik). Als Treiber nennt die Gesellschaft eine insgesamt robuste wirtschaftliche Entwicklung, steigende Börsenkurse und ein florierendes Geschäft mit Fusionen und Übernahmen. Auch belasteten Strafzahlungen Banken nicht mehr ganz so stark wie zuvor: Zwar fiel der Posten bei den untersuchten 20 Adressen mit insgesamt 12,7 Mrd. Euro noch immer üppig aus, doch hatten die Großbanken in der ersten Jahreshälfte 2014 noch 18,9 Mrd. Euro an Strafen gemeldet. Während im Vorjahr die französische BNP Paribas eine Belastung von 7,4 Mrd. Euro wegen Sanktionsverstößen bekanntgegeben hatte, fielen im ersten Halbjahr dieses Jahres die Deutsche Bank und Morgan Stanley mit jeweils 2,3 Mrd. Euro aus dem Rahmen. Während die US-Großbank für Hypothekengeschäfte aus der Zeit vor der Finanzkrise büßte, wurde die Deutsche Bank im April im Zuge des Zinsskandals zu einer Milliardenstrafe verdonnert.Auch beim Konzernergebnis konnte der deutsche Branchenprimus im Vergleich zu anderen Großbanken nicht überzeugen. Während europäische Konkurrenten wie UBS, Banco Santander und Barclays ihre Gewinne deutlich ausgebaut haben und die BNP Paribas sogar aus den tiefroten Zahlen weit ins positive Terrain vorstieß, blieb der Nettogewinn der Deutschen Bank mit einem den Aktionären und zusätzlichen Eigenkapitalbestandteilen zurechenbaren Ergebnis von 1,3 Mrd. Euro auf Niveau des Vorjahres. Die britisch-asiatische Großbank HSBC setzte sich hingegen mit 8,6 (i.V. 7,1) Mrd. Euro erneut an die Spitze in Europa. Noch besser schnitten die größten US-Adressen ab: J. P. Morgan kommt auf umgerechnet 11,0 (8,2) Mrd. Euro, während Wells Fargo 10,3 (8,5) Mrd. Euro erzielt hat. Eigenkapitalquote steigtInsgesamt übertrafen die zehn größten US-Institute das Niveau der Jahre 2006 und 2007, während die europäischen Banken nachhaltig an Kraft eingebüßt haben. Für die US-amerikanischen Adressen berechneten die Berater eine ungewichtete Eigenkapitalquote von 7,4 %, für die europäischen Banken jedoch nur von 5,6 %. Das Eigenkapital der US-amerikanischen Banken ist insgesamt höher, während ihre Bilanzsumme etwas unter jener der europäischen Banken liegt, wie aus den Daten hervorgeht. Und den US-Instituten kommt zugute, dass sie nach US-GAAP bilanzieren und anders als nach dem in Europa üblichen Standard IFRS bestimmte Derivateposten aus der Bilanzsumme herausrechnen können.Fortschritte beim Eigenkapital haben die Institute aber auf beiden Seiten des Atlantiks gemacht. Die Kapitalquote der US-Häuser brach zwar im Zuge der Finanzkrise von 7,6 % zur Jahresmitte 2009 auf 5,7 % im Folgejahr ein, legte seither aber wieder Schritt für Schritt zu. In Europa kamen die führenden Institute Mitte 2009 auf lediglich 3,6 %, verbesserten sich aber ebenfalls in den Folgejahren. Die zehn größten Banken Europas horten mittlerweile 870 Mrd. Euro Eigenkapital nach 569 Mrd. Euro im Jahr 2009, während die US-Institute im gleichen Zeitraum von umgerechnet 607 Mrd. auf 1,05 Bill. Euro zulegten. Damit seien die Banken heute stabiler aufgestellt und für künftige Krisen besser gewappnet, schreibt EY.Allerdings dämpften die Berater die Erwartungen auf das künftige Geschäft: Die historisch niedrigen Zinsen belasteten die Geldhäuser und dürften zumindest in Europa in naher Zukunft kaum steigen. “Ehrgeizige Sparprogramme werden auch in den kommenden Jahren an der Tagesordnung bleiben”, heißt es.