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US-Notenbank sucht Ersatz für einen Falken

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 12.1.2017 Der Präsident der Federal Reserve Bank of Richmond, Jeffrey Lacker, hat seinen Rücktritt angekündigt. Der Ableger der US-Notenbank in der Hauptstadt des Bundesstaates Virginia gab am...

US-Notenbank sucht Ersatz für einen Falken

Von Stefan Paravicini, New YorkDer Präsident der Federal Reserve Bank of Richmond, Jeffrey Lacker, hat seinen Rücktritt angekündigt. Der Ableger der US-Notenbank in der Hauptstadt des Bundesstaates Virginia gab am Dienstag bekannt, dass der 61-Jährige im Oktober zwei Jahre vor dem Ablauf seines Mandats von seinem Posten zurücktreten werde, den er seit 2004 innehat. Häufig nicht mit der MehrheitLacker gilt als einer der prominentesten Befürworter einer restriktiveren Geldpolitik innerhalb der US-Notenbank – als ein sogenannter Falke – und hat auch in den Jahren der Finanzkrise die Verantwortung der Notenbank für Preisstabilität betont. Als die Fed im November 2010 eine zweite Runde für das Quantitative Easing einläutete, äußerte Lacker bereits erste Bedenken, dass eine Ausweitung des Programms eine spätere Eindämmung der Inflation erschweren könnte.Er räumte später ein, dass seine Einschätzungen für den Aufschwung nach der Krise manchmal zu optimistisch gewesen seien. Dennoch wich Lacker auch bei anderen Gelegenheiten häufig von der Mehrheitsmeinung im Offenmarktausschuss der Fed ab, so etwa im Jahr 2012, als er in jeder Sitzung des Federal Open Market Committee (FOMC) für eine Zinserhöhung votierte. Den ersten Schritt in diese Richtung unternahm die Fed dann erst Ende 2015, fast zehn Jahre nach der bis dahin letzten Zinserhöhung. In der letzten Sitzung des abgelaufenen Turnus erhöhte die Notenbank den Leitzins noch einmal um 0,25 %.Ein Grund für die Demission des langjährigen Notenbankers vor dem Ablauf seiner Amtszeit wurde nicht mitgeteilt. Lacker wolle zurück in die Forschung, teilte eine Sprecherin der Fed Richmond lediglich mit. Die Präsidenten der regionalen Notenbanken können ihr Amt bis zum Alter von 65 Jahren ausüben. Sind sie bei ihrer Berufung älter als 55, können sie maximal zehn Jahre oder längstens bis 75 im Amt bleiben, je nachdem, welche Schwelle früher erreicht wird.Lacker, der seit 1989 für die Fed in Richmond arbeitet und 2004 mit 48 Jahren zu ihrem Präsidenten berufen wurde, hätte sein Amt noch bis Ende 2020 ausüben können. Neel Kashkari, der aktuell jüngste Präsident einer regionalen US-Notenbank, der im vergangenen Jahr im Alter von 42 an die Spitze der Fed Minneapolis berufen wurde, könnte entsprechend noch bis 2038 im Amt bleiben (siehe Tabelle). Voraussetzung dafür ist aber, dass er gleich mehrfach vom Federal Reserve Board in Washington bestätigt würde, der jeweils im Abstand von fünf Jahren die Berufung der regionalen Präsidenten im Fed-System erneuert. Bisher hat das Führungsgremium der Fed noch nie einen Präsidenten abberufen.Lacker wäre erst wieder im kommenden Jahr in dem für die Zinspolitik entscheidenden Offenmarktausschuss der Fed stimmberechtigt gewesen, nimmt aber auch 2017 wie alle Amtskollegen der regionalen Fed-Zweigstellen an dessen zinspolitischen Diskussionen teil. Nach den Ankündigungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump, die Konjunktur mit Investitionen in die Infrastruktur ankurbeln zu wollen, hatte Lacker zuletzt bereits angedeutet, dass nach seiner Einschätzung 2017 mehr als die von der Notenbank in Aussicht gestellten drei Zinsschritte nötig sein könnten, um die Preisstabilität sicherzustellen.Die Headhunter von Heidrick & Struggles sind mit der Suche eines Nachfolgers für Lacker betraut. Sie könnten dabei den Personalberatern der Fed Atlanta in die Quere kommen, die einen Nachfolger für ihren Präsidenten Dennis Lockhart sucht, der Ende Februar in den Ruhestand geht. Lockhart, der als Vertreter einer moderaten Geldpolitik gilt, hatte im März 2007 im Alter von 60 Jahren seinen Posten angetreten und scheidet wie vorgesehen nach zehn Jahren aus seinem Amt aus. Diversität in der Fed gefordertDie Fed und ihre zwölf Regionalbanken sind zuletzt immer wieder in die Kritik geraten, weil ihre Führungsgremien weiterhin von weißen Männern dominiert werden. Initiativen wie die Kampagne “Fed Up” fordern mehr Diversität innerhalb der US-Zentralbank. Auch die Notenbankchefin Janet Yellen, die seit Februar 2014 als erste Frau an der Spitze der Federal Reserve steht, hat sich öffentlich dafür ausgesprochen. Die Personalentscheidungen der regionalen Notenbanken werden aber nicht von der Zentralbank in Washington, sondern von dem jeweiligen Board of Directors in den Zweigstellen getroffen.Ob Mann oder Frau, in der Nachfolge für Lacker rechnen Marktbeobachter angesichts der traditionell restriktiven Haltung der Fed Richmond wieder mit einem Falken an der Spitze der Notenbank.