Folgen des Klimawandels

US-Versicherern droht ein heftiger Sturm

Massive Schäden durch häufigere Naturkatastrophen fordern Amerikas Versicherer heraus. Dass sich die Art der Wetterereignisse verändert, wird dabei zum zentralen Problem.

US-Versicherern droht ein heftiger Sturm

US-Versicherern droht heftiger Sturm

Schäden durch Naturkatastrophen ziehen an – Risiken werden schwieriger kalkulierbar

xaw New York

Amerikas Versicherer müssen sich auf deutlich größere Schadensbelastungen durch Naturkatastrophen einstellen. Laut dem Analysedienst Verisk dürften sich die Verluste aus Stürmen, Fluten, Bränden und anderen Ereignissen künftig typischerweise auf 151 Mrd. Dollar belaufen – vor zwölf Jahren lag der annualisierte Durchschnitt noch bei 60 Mrd. Dollar. Mehr noch: In jedem Jahr könnten theoretisch Schäden von bis zu 400 Mrd. Dollar anfallen. Wenngleich Verisk die Chancen für einen solchen Härtefall auf lediglich 1% beziffert, herrscht in der Branche doch Unruhe.

Ungenügender Datensatz

Denn wie der Vermögensverwalter American Century Investments hervorhebt, sind künftige Verluste und damit auch zu erhebende Prämien auf Versicherungsleistungen weitaus schwieriger kalkulierbar als in der Vergangenheit. „Die Branche bezieht sich üblicherweise auf die historische Frequenz, Heftigkeit und geografische Daten von Naturkatastrophen, um Preise festzusetzen“, betont Portfoliomanager Rob Brookby. In Bezug auf Hurrikans funktioniere dies üblicherweise gut, weil zu diesen eine lange Datenreihe vorliege. „Wir können aber nur auf eine viel kürzere Historie zu schweren Wärmegewittern zugreifen“, führt der Marktstratege aus. Unter den zehn US-Wetterereignissen mit den höchsten wirtschaftlichen Folgeschäden waren laut dem Risikomanager Aon im vergangenen Jahr allerdings gleich sieben solcher konvektiver Stürme.

Profitabilität nimmt massiv ab

Hinzu kommt laut American Century die steigende Zahl an Waldbränden im Westen der Vereinigten Staaten, zu denen ebenfalls nicht genügend historische Daten vorlägen. Für Versicherer sei es ein zentrales Problem, dass sie diese Risiken nicht korrekt modellieren und die verbundenen Prämien somit nicht passend festsetzen könnten. Nach Daten der Ratingagentur AM Best war die Wohngebäudeversicherung im vergangenen Jahr in 18 Bundesstaaten von Arizona über Kentucky bis Wisconsin unprofitabel, 2015 war dies nur in dreien der Fall.

Türmen sich falsch bepreiste Verlustereignisse weiter auf, muss die Assekuranz die Prämien laut Brookby allgemein stark anheben oder ihre Coverage deutlich zurückfahren. Dies werde nicht nur die Kosten für Hauskäufer und Hypothekenschuldner in die Höhe treiben und die Ausgabebereitschaft von Verbrauchern einschränken, sondern sich auch negativ auf die Zahl der Unternehmensgründungen, Investitionen und die Risikobereitschaft auswirken und damit letztlich die gesamte ökonomische Aktivität bremsen.

Urbane Expansion als Problem

Neben dem Klimawandel tragen laut Verisk auch die rapide urbane Expansion sowie die hohe Inflation zu den heftigeren Belastungen für Versicherer bei. Durch Erstere entfalteten Naturkatastrophen eine durchschlagendere Wirkung auf Menschen und Gebäude, die sich zunehmend auf engem Raum befinden. „Die Tornado-Aktivität verschiebt sich von den weniger besiedelten Teilen von Kansas und Oklahoma nach Osten in die dichter bewohnten Abschnitte des Ohio River Valley“, warnt auch Brookby. Durch die Anstiege der Preisniveaus werden inzwischen auch Reparaturen nach Sturmschäden weitaus teurer. American Century betont, dass das Angebot an qualifizierten Handwerks- und Baukräften in den USA zugleich extrem niedrig ausfällt.

Für Investoren böten sich indes auch Chancen. So seien gerade Versicherer und Broker interessant, die Big-Data- und Machine-Learning-Modelle schnell und effektiv einsetzten, um im Underwriting präziser zu werden. Diese Anbieter ausfindig zu machen stellt in stürmischen Zeiten für die Branche allerdings eine massive Herausforderung dar.

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