USA dienen als Geldquelle
Chinesische Banken versuchen, Refinanzierungsquellen in den USA neu zu beleben, und gehen mit einer Serie von Yuan-Titeln auf amerikanische Geldmarktanleger zu. Zunächst geht es nur um einen Testlauf mit kleinen Emissionen, doch besteht die Aussicht, das zuletzt stark eingetrocknete Geschäft mit Yuan-Emissionen auf Offshore-Märkten, sogenannten Dim-Sum-Anleihen, zu beleben. Dies ist auch mit Blick auf die künftige Rolle des Yuan als internationale Reservewährung erforderlich.Von Norbert Hellmann, SchanghaiChinesische Großbanken präsentieren sich nach längerer Abwesenheit wieder mit in der heimischen Währung Yuan denominierten Schuldtiteln im US-Markt. Am Freitag lancierte Chinas Branchenführer Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) einen 500 Mill. Yuan (76 Mill. Dollar) schweren Kurzläufer. Das Geldmarktpapier (Certificate of Deposit) mit einer Laufzeit von einem Monat trägt eine Rendite von 2,6 %. Kürzlich hatte auch die Agricultural Bank of China einjährige Papiere über 117 Mill. Yuan und mit einer Rendite von 3,35 % in den USA in Umlauf gebracht.Die neuen Schuldtitelemissionen gelten als eine Art Testlauf für chinesische Banken, die sich seit Sommer 2015 vom US-Bondmarkt ferngehalten hatten. Damals hatte eine unerwartet kräftige Abwertung des chinesischen Yuan gegenüber dem Dollar für Verstimmung gesorgt und entsprechend die Nachfrage nach Yuan-Titeln in den USA abgewürgt. RefinanzierungsvorteilDie jetzt begebenen Titel bieten US-Anlegern im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld hohe Renditeaufschläge auf Dollar-denominierte Referenztitel. Die Anleihe der Agricultural Bank bringt eine etwa fünfmal so hohe Verzinsung wie einjährige US-Treasury Bills, die gegenwärtig bei etwa 0,62 % liegen. Für die chinesischen Emittenten können die neuen US-Papiere dennoch einen Refinanzierungsvorteil gegenüber heimischen Mittelaufnahmen bringen. Im chinesischen Interbankmarkt liegt der Geldmarktsatz in der einmonatigen Laufzeit bei 2,84 %, so dass etwa die ICBC mit den neuen Titeln zu 2,6 % einen leichten Vorteil erzielt.Angesichts ihres geringen Umfangs spielen die neuen Titel freilich keine große Rolle in der Funding-Strategie der chinesischen Kreditriesen. Es ist aber nicht auszuschließen, dass die staatlich kontrollierten Geldhäuser in Zukunft stärker auf den US-Anleihenmarkt zurückgreifen wollen, betonten Analysten. Ein entsprechendes Interesse für im Ausland begebene Yuan-denominierte Anleihen wird auch bei Finanzinstituten mit China-Beziehungen verortet, die solche Geldmarkttitel zu Hedging-Zwecken einsetzen können. Abgesehen davon stellen die chinesischen Banken die neuen Emissionen auch in den Kontext der schleichenden Verbreitung des Yuan als internationale Handels- und Anlagewährung.Die Yuan-Popularisierung steht in einem engen Zusammenhang mit der im Dezember bereits vereinbarten und in diesem Herbst anlaufenden Aufnahme des Yuan in den Kreis der internationalen Reservewährungen, mit denen die Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds (IWF) gebildet werden. Vorbereitung auf IWF-StatusIm Rahmen der dabei getroffenen Vereinbarungen gilt es für China, dafür zu sorgen, dass es zu einem breiteren Angebot von Yuan-denominierten Kapitalmarkttiteln kommt. Ziel ist, dass Zentralbanken, Staatsfonds und andere institutionelle Investorenkreise bei Bedarf eine Anpassung von Portefeuilles nach Maßgabe des neuen IWF-Korbs vornehmen können, in dem bislang der Dollar, der Euro, der japanische Yen und das britische Pfund vertreten sind. Zu den Maßnahmen gehört die bereits umgesetzte Öffnung des chinesischen Bondmarktes für entsprechende ausländische Investorenkreise abseits der bislang geltenden Quotenbegrenzungssysteme, die unter der Bezeichnung Qualified Foreign Institutional Investors (QFII) laufen.Eine verstärkte Emission von Yuan-Anleihen auf Offshore-Märkten gilt ebenfalls als ein Beitrag zur Vertiefung des China-bezogenen Kapitalmarktes und zur Popularisierung des Yuan als Anlagewährung. Bislang war der Offshore-Markt beziehungsweise das Segment der sogenannten Dim-Sum-Anleihen (siehe Grafik) mit dem am chinesischen Offshore-Platz Hongkong aufgezogenen Markt für Yuan-denominierte Bonds ein entsprechender Hoffnungsträger.Der im Jahr 2007 gestartete und ab 2010 in Schwung gekommene Dim-Sum-Bondmarkt hatte zwar eine rasche Entwicklung durchgemacht, ist allerdings im vergangenen Jahr beim Emissionsvolumen wieder stark zurückgefallen. Ursächlich war dabei vor allem die Aufregung an den Devisenmärkten über den neuen Schwächetrend der chinesischen Währung, die in den Vorjahren stets zuverlässig gegenüber dem US-Dollar zugelegt hatte. Im laufenden Jahr ist das Dim-Sum-Geschäft fast gänzlich ausgetrocknet und hat bis dato nur ein Emissionsvolumen von gut 2 Mrd. Dollar generiert.