Offshore-Finanzplätze

USA werden zur Hoch­burg für Geld­verstecker

Offshore-Finanzplätze sind bei Superreichen immer noch sehr beliebt – neben der Schweiz sind dies vor allem die USA und Luxemburg. Nun verschieben sich die Gewichte.

USA werden zur Hoch­burg für Geld­verstecker

dz Zürich

Viele superreiche Privatinvestoren lassen ihr Geld immer noch gern außerhalb ihres Domizillandes verwalten. Eine Untersuchung der Beratungsfirma Deloitte Schweiz schätzt das Volumen des sogenannten „Offshore“-Vermögensverwaltungsmarktes auf 11,2 Bill. Dollar. Das entspricht in etwa 5% der globalen Finanzvermögen im Jahr 2020. Allerdings: Vor zehn Jahren hatte der Anteil der offshore verwalteten Gelder noch 9% betragen.

Es gibt eine Reihe von Gründen für diese Entwicklung. Seit der Finanzkrise haben sich viele Länder das Ziel der Steuertransparenz auf die Fahne geschrieben. Auch die Schweiz, der immer noch weltgrößte Standort für Offshore-Vermögensanlagen mit einem von Deloitte ge­schätzten Marktanteil von 23,7%, partizipiert seit 2017 am Internationalen Informationsaustausch in Steuersachen. Dazu haben sich über 100 Länder und Jurisdiktionen verpflichtet – mit Ausnahme der USA, die ihren eigenen Standard namens Fatca umsetzen. Der Foreign Account Tax Compliance Act zielt auf amerikanische Bürger, deren Steuerpflicht im Heimatland weltweit durchgesetzt wird. Aber Amerika tauscht keine Steuerdaten mit anderen Ländern aus.

Während der globale Offshore-Vermögensverwaltungsmarkt von 2017 bis 2020 um durchschnittlich 4,8% pro Jahr gewachsen ist, expandierte er in den USA um 8,6%. Eine annähernd so hohe Wachstumsrate erreichte nur Luxemburg. „Das Großherzogtum hat davon profitiert, dass im Zuge des Brexit einige Banken ihr europäisches Vermögensverwaltungsgeschäft in der jüngeren Zeit dort zentralisiert haben“, erläutert Studienleiter Patrik Spiller. Die fehlende Gegenseitigkeit beim Austausch von Steuerdaten sei „ein wichtiger Treiber für das starke Wachstum des amerikanischen Marktes“.

Folgen der „Panama Papers“

Pikanterweise gehörten die USA unter dem damaligen Präsidenten Barack Obama zu den stärksten Befürwortern von mehr globaler Steuertransparenz. Während die Schweiz ihre globale Position im Offshore-Geschäft mit einem Wachstum von 6,7% in der von Deloitte betrachteten Dreijahresperiode noch gut verteidigen konnte, musste Großbritannien, der zweitgrößte globale Offshore-Markt, mit einem Wachstum von nur noch 3,7% einen markanten Bedeutungsverlust hinnehmen.

Panama und die klassischen Steuerparadiese in der Karibik sind sogar absolut gesehen um durchschnittlich fast 10% pro Jahr ge­schrumpft, was sicher auch mit dem Informationsaustausch, aber vermutlich auch mit den gehäuften Daten-Leaks („Panama Papers“, „Paradise Papers“ und jetzt „Pandora Papers“) zu erklären ist.

Auffallend sind die Verschiebungen zwischen Hongkong und Singapur. Hongkong war bis 2016 deutlich schneller gewachsen, seither liegt der Stadtstaat Singapur aber deutlich vorne (5,7% versus 3,2%). Spiller sieht „politisch motivierte Verschiebungen von Vermögen“ als wichtigen Grund für diesen regionalen Führungswechsel. Es sei klar, dass die politische Instabilität dem Finanzplatz Hongkong geschadet habe.