Varengold-Mitgründer gesteht Beteiligung an Cum-ex-Geschäften
Varengold-Mitgründer gesteht Cum-ex-Beteiligung
Verständigung mit Anklägern über Strafmaß
ak Bonn
Im Strafprozess wegen Cum-ex-Geschäften gegen den Mitgründer der Varengold Bank Yasin Sebastian Qureshi haben sich Gericht, Ankläger und Verteidigung verständigt. Der 50-jährige Ex-Banker sieht einer Freiheitsstrafe zwischen drei Jahren und maximal drei Jahren und acht Monaten entgegen. Voraussetzung ist ein umfangreiches Geständnis von Qureshi, dem schwere Steuerhinterziehung vorgeworfen wird. Der Cum-ex-Fonds Caerus II Equity, den der Londoner Assetmanager Duet im Jahr 2010 für die Varengold Investment AG aufgelegt hatte, hatte zu einem Schaden für den Fiskus von 92 Mill. Euro geführt.
Qureshi räumte die Vorwürfe am Dienstag ein. „Die Ausführungen der Anklage treffen leider im wesentlichen Kern zu“, sagte er zu Beginn seiner rund einstündigen, in weiten Teilen sehr persönlichen Einlassung. „Ich schäme mich dafür.“ Er zeichnete von sich das Bild eines nach Anerkennung strebenden jungen Mannes, der durch das Programmieren von quantitativen Future-Handelsstrategien eher zufällig in die Rolle eines Bankvorstands gerutscht war. Ende der Nullerjahre habe die Varengold Bank ums Überleben gekämpft. Die Cum-ex-Geschäfte hätten einen Ausweg geboten – trotz „stetem Störgefühl“. Die kleine Bank schien plötzlich in der Champions League zu spielen. Als zentrale Figur seiner Heranführung an Cum-ex-Geschäfte bezeichnete er den ehemaligen Kanzleipartner des bereits verurteilten Steueranwalts Hanno Berger. Dieser hat sich schon früh der Staatsanwaltschaft als Kronzeuge zur Verfügung gestellt und ist bisher nicht angeklagt worden. S. sei für ihn eine Art Mentor gewesen, sagte Qureshi.
Gesundheitlich angeschlagen
Mit großer Offenheit sprach Qureshi auch von seiner erst sehr spät diagnostizierten ausgeprägten ADHS sowie den gesundheitlichen Auswirkungen der Cum-ex-Ära. 2011 sei er mit einem Burnout das erste Mal in einer Klinik gelandet. Bis heute leide er unter psychischen Problemen. „Die Sache zerfrisst mich seit vielen Jahren.“ In Sachen Cum-ex habe er sich auf die vermeintlichen Autoritäten verlassen und an die Legalität der Geschäfte glauben wollen, obwohl sie eigentlich zu gut klangen, um wahr zu sein. „Ich meine, mit mir – dem nach Anerkennung strebenden, fleißigen und getriebenen Vorstand der Exotenbank – hatte man das perfekte Puzzleteil, den nützlichen Idioten gefunden, mit dessen Hilfe man durch Frontrunning auf der Ebene des Brokers Duet zweistellige Millionenbeiträge verdienen konnte.“
Qureshi betonte in seinem Vortrag auch, dass der entstandene Steuerschaden vollständig von Caceis als damaliger Depotbank bereits beglichen worden sei. Caceis habe sowohl ihn als auch die anderen Beteiligten gesamtschuldnerisch vor dem Landgericht München auf die 92 Mill. Euro verklagt und fordert noch weitere 36 Mill. Euro Hinterziehungszins.
In Bonn droht Qureshi noch die Einziehung von bis zu 1,6 Mill. Euro an Taterträgen. Sie ist nicht Teil der Verständigung.