VDP fordert nachhaltige Regulierung

Pfandbriefbanken beklagen Vielstimmigkeit in puncto grüne Wirtschaft - EZB-Ankäufe als "Droge"

VDP fordert nachhaltige Regulierung

Die Pfandbriefbanken blicken auf ein Jahr mit lebhafter Emissionstätigkeit und einem anhaltend regen Immobilienfinanzierungsgeschäft zurück. Große Sorgen bereiten ihnen die ausufernde Nachhaltigkeitsregulierung, die anstehende Umsetzung von Basel IV und die Schädigung des Pfandbriefmarktes durch die Covered-Bond-Ankäufe der EZB.ski Frankfurt – “Der Pfandbrief zeigt sich zum 250-jährigen Bestehen von seiner besten Seite. Er bleibt die unumstrittene Benchmark im Covered-Bond-Universum und eine starke, international anerkannte Säule des deutschen Finanzsystems.” Louis Hagen, Präsident des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (VDP), begründet seine Einschätzung damit, dass der Pfandbrief im liquiden Segment mit 38 Benchmark-Transaktionen und einem Bruttoabsatz von 25,5 Mrd. Euro europaweit an der Spitze liege (Stand Mitte November). Insgesamt habe der Bruttoabsatz der VDP-Mitgliedsinstitute in den ersten zehn Monaten mit 43,8 Mrd. Euro den Vorjahreswert um 11 % übertroffen. “Der Markt ist lebendig”, so Hagen. Für den Umlauf zeichne sich zum Jahresende eine Größenordnung etwa auf der Vorjahreshöhe von 368 Mrd. Euro ab.Kritisch sehen Hagen und Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt indes die Wiederaufnahme des Covered-Bond-Ankaufprogramms (CBPP3) der EZB im November. “Wir sind keine Freunde dieser Programme”, mit denen die Zentralbank den Markt maßgeblich beeinflusse. Erwartet würden für 2020 Bruttokäufe von 55 Mrd. Euro. Auf den ersten Blick profitierten zwar die Emittenten von den günstigen Refinanzierungsbedingungen. Doch drohe eine abermalige Verfestigung des ohnehin verzerrten Renditeumfelds im gesamten Covered-Bond-Markt. Das Marktgeschehen werde völlig von den tatsächlichen Risiken abgekoppelt. Tolckmitt sieht den Markt durch die Interventionen dauerhaft und strukturell beschädigt, und Hagen stellt die Frage: “Wann kommt der Markt von der Droge weg? Je länger es dauert, desto schwieriger wird es.”Ein mindestens ebenso großer Aufreger ist für die Pfandbriefbanken das Thema “Nachhaltigkeit im Finanzsektor”. Der VDP unterstützt zwar ausdrücklich den Wandel zu einer klimaverträglichen, ressourceneffizienten und nachhaltigen Wirtschaft und damit grundsätzlich auch die Definition eines Kriterienkatalogs für nachhaltige Investitionen (Taxonomie). Gar nicht nachhaltig erscheint ihm aber die Regulierung, mit der eine grüne Wirtschaft anscheinend mit Hilfe der Finanzindustrie als Katalysator durchgesetzt werden soll. Tolckmitt verweist auf die Vielstimmigkeit einer kaum noch überschaubaren Reihe unterschiedlichster globaler, europäischer und nationaler Regulatoren, die auf diesem Feld aktiv seien und sich nur begrenzt untereinander abstimmten, was vernünftige Ergebnisse zwangsläufig verhindere. Durch Basel IV bestraftAuch den Umfang und die Detailversessenheit, wie sie etwa in einem 600 Seiten starken Entwurf allein zur Taxonomie im Rahmen des EU-Aktionsplans zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums zum Ausdruck kommen, halten die VDP-Leute für alles andere als hilfreich. Sie fordern praxisadäquate Rahmenbedingungen, ein Regulierungsniveau, das die Marktdynamik nicht behindert, die Sicherstellung eines für Investoren verlässlichen Mindestmaßes an Qualität und die Koordinierung der diversen Initiativen unter angemessener Einbindung der Finanzindustrie und Berücksichtigung privatwirtschaftlicher Vorschläge.Was die Umsetzung der neuen Eigenkapitalregeln für Banken, Basel IV, angeht, beklagt der VDP eine “Bestrafung” insbesondere des risikoarmen Geschäfts der Immobilienfinanzierer. Tolckmitt konstatiert, dass angesichts einer Mehrbelastung der deutschen Banken von 40 % nicht nur die Vorgabe der Aufseher (“keine signifikant höheren Kapitalanforderungen”) verletzt wurde, sondern dass sich inzwischen in Europa statt einer Berücksichtigung der hiesigen Besonderheiten sogar eine “Übererfüllung” der Baseler Vereinbarungen abzeichne. Dadurch drohe eine Amerikanisierung der Finanzierungskultur in Form von deutlich mehr außerbilanziellem Geschäft.Am deutschen Immobilienmarkt hat sich bei anhaltend starker Nachfrage nach Wohn- wie auch Gewerbeobjekten der Preisanstieg fortgesetzt, durchaus zur Überraschung auch der VDP-Spitze. Hagen gesteht “leichte Beklemmungen” und spricht von Immobilien als “vermeintlich sicherem Hafen”. Rendite spiele bei der Anlage offenbar keine Rolle mehr. Das Neugeschäft der Pfandbriefbanken stieg in den ersten neun Monaten in der Wohnungsfinanzierung um 4,6 % auf rund 70 Mrd. Euro, im Bereich Gewerbe sank es um 2,1 % auf 46 Mrd. Euro. Als gute Nachricht hält Hagen fest, dass sowohl die Banken als auch die Kreditnehmer weiterhin risikobewusst agierten, auch wenn beim Erwerb von Wohneigentum der Fremdmittelanteil und die Kreditbelastung zuletzt leicht gestiegen seien (vgl. Grafik).