Verbriefungsmarkt liegt danieder
Von Bernd Neubacher, FrankfurtAngesichts eines weiter daniederliegenden Verbriefungsmarktes und vor allem mit langfristigen Krediten geizender Banken wird zunehmend lauter gefragt, wie die Zukunft der Unternehmensfinanzierung aussieht. Dieses Problem wälzte am Donnerstag eine von Fitch-Deutschland-Geschäftsführer Jens Schmidt-Bürgel launig moderierte Diskussionsrunde während eines Kolloquiums der Verbriefungslobbygesellschaft True Sale International. Resultat: Banken dürften an Bedeutung für die Unternehmensfinanzierung verlieren, noch aber ist nicht klar, welche alternativen Angebote an ihre Stelle treten.Viele Banken haben infolge der Finanz- und die Staatsschuldenkrise schon wegen ihres Ratings als Anbieter von Unternehmenskrediten eine schwache Position, wie Schmidt-Bürgel skizzierte. Die Noten der Banken lägen inzwischen etwa eine Ratingstufe tiefer als vor der Finanzkrise. Mit einem Triple-B-Rating aber tue sich eine Bank schwer, sich am Kapitalmarkt zu refinanzieren. Gebe es zudem kein Einlagengeschäft, stelle sich “von der Logik her” die Frage, wie eine Bank mit einem Triple-B-Rating “an einen Single-A gerateten Corporate einen Kredit vergeben” könne. Solche Banken müssten mehr für ihre Kreditaufnahme zahlen als das Unternehmen bei einem Gang an den Kapitalmarkt. “Wird der Unternehmenskredit ein Nischenprodukt für diese Banken?”, fragte Schmidt-Bürgel daher. Robert Fries, Co-Head of Corporate Coverage Hub Germany der Royal Bank of Scotland, verneinte. Vielfach handele es sich bei den Krediten schließlich um Back-up-Linien, die nicht gezogen würden. Zudem blieben Banken wegen ihres Zugangs zu Notenbankgeld in der Krise wichtig. Gleichwohl müssten sie mit ihrem Rating wieder in den Single-A- oder Double-A+-Bereich zurückkommen. Sonst werde es ihnen schwerfallen, ihre Rolle zu erfüllen.Außerhalb des Bankensektors mangelt es jedenfalls nicht an Nachfrage nach deutschen Kreditrisiken, wie Jochen Felsenheimer, Geschäftsführer des Asset Managers Assenagon, feststellte: Was den deutschen Mittelstand angehe, fänden sich “Investoren en masse”. Und es seien keineswegs nur Versicherer, die Interesse hätten, sondern auch Unternehmen, die Pensionsverpflichtungen in ihre Bilanz nehmen müssten, ferner Family Offices und auch etwa ostdeutsche Sparkassen, die mangels Kreditgeschäft über ein üppiges Depot A verfügten. Der Blick auf die Palette an Produkten, mit denen Hilfe Investoren Unternehmen zumindest mittelbar finanzieren können, ergibt indes ein ernüchterndes Bild. Die Perspektiven für das Vehikel der Verbriefungen etwa sehen eher vage aus, wie zumindest die Einschätzung von Ralph-Michael Kiefer, bei der DZ Bank stellvertretender Leiter des Bereichs Firmenkunden, nahelegt. Die DZ Bank vergebe den klassischen Kredit eigentlich “ganz gerne”, und deshalb habe sie “im Moment gar nicht so wahnsinnig viel abzugeben an Dritte”. Auch der Kunde bevorzuge es, wenn das Risiko “in bewährten Händen” bliebe, sprich der Hausbank. Assenagon regt Kreditfonds anFelsenheimer regte derweil das Modell eines Kreditfonds an, in welchem Forderungen an Firmenkunden gebündelt werden könnten. Solche Fonds seien, auch wenn sie Sub-Investment-Grade-Papiere enthielten, bei breiter Diversifikation sicherungsvermögensfähig, sodass Versicherer in sie investieren könnten.Schlechte Noten erteilten die Diskussionsteilnehmer Bondm, dem Segment der Börse Stuttgart für Anleihen von Mittelständlern. Für große Investoren sei das Segment mangels Markttiefe und aktueller Informationen nicht interessant, sagte Kiefer. Professionelle Anleger agierten dort mangels Qualität der Prospekte nicht, erklärte Felsenheimer. Schuldscheindarlehen bzw. Club Deals nannte Kiefer als bessere Wege zum Ziel.