Fondsbranche im Umbruch

Verkaufsgerücht um Allianz Global Investors

Die Allianz prüft Optionen für die Fondstochter Allianz Global Investors, die schon seit einigen Jahren Schwächen zeigt. Die Rede ist auch von einer Fusion. Noch sind die Gerüchte allerdings unkonkret.

Verkaufsgerücht um Allianz Global Investors

Verkaufsgerücht um Allianz Global Investors

Nach langer Vertriebsschwäche klopft die Konzernmutter offenbar die Optionen ab

jsc Frankfurt

Die Frankfurter Fondstochter der Allianz steht möglicherweise zum Verkauf: Der Versicherer halte Ausschau nach Partnern für Allianz Global Investors, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf vier „mit den Überlegungen vertraute Personen“. Als Optionen stehen demnach auch ein Teilverkauf oder eine Übernahme im Raum. Die Allianz und ihre Fondstochter wollten den Bericht auf Nachfrage nicht kommentieren.

Als etwaige Partner taucht neben der französischen Amundi auch die DWS in dem Bericht auf. Der deutsche Branchenprimus sucht zwar in Asien und weniger in Europa nach Übernahmezielen, wie Finanzchef Markus Kobler unlängst im Interview der Börsen-Zeitung sagte. Zugleich verweist der Manager auf die Option von Aktienemissionen, die dem Assetmanager gemessen am aktuellen Börsenkurs Einnahmen von mehr als 3 Mrd. Euro einbringen könnten.

Eine große Fusion bahnt sich derweil in Frankreich an. Die Großbank BNP Paribas übernimmt voraussichtlich nach Ankündigung von August die Axa-Investmenttochter für rund 5,1 Mrd. Euro. Gemeinsam bringen die Fondsadressen ein verwaltetes Vermögen von rund 1,5 Bill. Euro auf die Waage.

Bereits 2019 Fusionsgerüchte

Fusionsgerüchte um Allianz Global Investors sind allerdings nicht neu. So waren die Gesellschaft und die Rivalin DWS bereits im März 2019 als mögliche Partner im Gespräch, nachdem zuvor Deutsche Bank und Commerzbank offiziell Fusionsgespräche aufgenommen hatten. Denn die börsennotierte DWS gehört mehrheitlich zur Deutschen Bank, während Allianz Global Investors im Jahr 2009 die Commerzbank-Fondstochter Cominvest übernommen hatte und heute eine Vertriebspartnerschaft mit dem gelben Bankkonzern unterhält. Aus den Zusammenschlüssen wurde bekanntlich nichts.

Die damalige Assetmanagement-Chefin der Allianz, Jacqueline Hunt, zeigte sich damals allerdings im Interview der Börsen-Zeitung für Fusionen aufgeschlossen. „Gesellschaften im Mittelfeld mit dreistelligem Milliardenvermögen werden sich anstrengen müssen“, sagte sie im Mai 2019. Einen Zusammenschluss mit der ungleich größeren Allianz-Tochter Pimco lehnte sie ab.

Heute kommt Allianz Global Investors unter Führung von Tobias Pross auf ein verwaltetes Vermögen von 389 Mrd. Euro, während die US-Tochter Pimco auf 1.414 Mrd. Euro kommt, wie aus dem Halbjahresbericht der Allianz hervorgeht. Darüber hinaus verwalten beide Fondsadressen zusammen rund 506 Mrd. Euro für die Allianz selbst.

Neugeschäft unter Druck

Das Geschäft von Allianz Global Investors zeigt seit Jahren Schwächen: Speziell für deutsche Anleger verwaltete Allianz Global Investors nach Angaben des deutschen Fondsverbands BVI rund 445 Mrd. Euro per Ende 2023. Das ist ein Minus von 2% gegenüber Ende 2018. Der Fondsabsatz fiel wiederholt negativ aus. Die Commerzbank, die Fonds von Allianz Global Investors vertreibt, zahlte im vergangenen Jahr als Ausgleich für einen geringen Fondsabsatz rund 25 Mill. Euro an die Gesellschaft. Bereits zuvor hatte die gelbe Bank das Vertriebsziel nicht erreicht.

Etwas besser sieht die Tendenz weltweit nach Zahlen der Allianz aus: Von Ende 2018 bis Mitte 2024 stieg das für Dritte verwaltete Vermögen nach Angaben der Allianz um 22% auf rund 389 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Die DWS legte im gleichen Zeitraum nach eigenen Angaben um 50% auf 993 Mrd. Euro zu.

Rückzug aus den USA

Aus den USA zog sich Allianz Global Investors bereits zurück, nachdem hochrangige Mitarbeiter der Gesellschaft mutmaßlich die Risiken von sogenannten Structured-Alpha-Anlagen durch Falschangaben heruntergespielt hatten. Die US-Behörden verhängten 2022 daher eine Strafe mit einem finanziellen Effekt von 5,8 Mrd. Dollar vor Steuern, davon den Löwenanteil für die Entschädigung von Investoren. Auch musste sich Allianz Global Investors aus den USA zurückziehen. Das Geschäft ging an Voya Financial über.

Die Gesellschaft ist aber weiterhin profitabel. Die Allianz Global Investors GmbH, die einen Großteil der verwalteten Vermögen verantwortet, überwies im vergangenen Jahr einen Gewinn von 379 Mill. Euro an die Konzernmutter Allianz. Zum Vergleich: Der Gesamtkonzern der DWS kam derweil auf ein Ergebnis von 553 Mill. Euro.

Aktionäre unbeeindruckt

Die Wirtschaftspresse zeigte sich am Freitag uneinig darüber, wie weit die Partnersuche der Allianz bereits gediehen ist. Der Konzern „prüft Optionen“, wie „Citywire“ und „Fonds professionell“ festhalten, „hält Ausschau nach Partnern“ für die Fondstochter, wie es das „Manager Magazin" formuliert, oder stellt Allianz Global Investors „ins Schaufenster“, wie „DPN“ festhält.

Die Aktionäre zeigen sich unbeeindruckt: Am Donnerstagnachmittag zeigte die Aktie nach dem ersten Bericht keine erkennbare Reaktion und beendete den Tag im Xetra-Handel mit plus 0,3%, während das Papier im Tagesverlauf am Freitag keine eindeutige Tendenz zeigte. Auch die Umsätze blieben am Donnerstag und Freitag auf dem üblichen Niveau. Spekulationen spielen sich bisher vor allem in der Presse ab.

Kommentar Seite 1

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.