Wenig Spielraum für Zinsverbilligungen

Verkehrte Zinskurve bremst Neugeschäft der Landwirtschaftlichen Rentenbank

Weil die Förderbank der Landwirtschaft die Zinsen nicht nach Belieben senken darf, sondern an Beihilferegeln gebunden ist, sind Förderkredite für erneuerbare Energien aktuell sehr teuer. Das bremst das Neugeschäft der Bank.

Verkehrte Zinskurve bremst Neugeschäft der Landwirtschaftlichen Rentenbank

Verkehrte Zinskurve bremst Rentenbank

Beihilferegeln sehen hohen Referenzzinssatz für Förderkredite vor

jsc Frankfurt

Die Aussicht auf wieder fallende Zinsen geht am Fördergeschäft der Landwirtschaftlichen Rentenbank weitgehend vorbei: Weil die bundesweit agierende Förderbank ihre Zinsen für Kredite nicht nach Belieben senken kann, sondern Beihilfegrenzen einhalten muss, kommt das Neugeschäft gerade für erneuerbare Energien nicht in Schwung, sagte Bankchefin Nikola Steinbock am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz.

Der Bank steht dabei im Weg, dass der Referenzzinssatz – der zwölfmonatige Euribor – vergleichsweise hoch ist. Derzeit sind Zinssätze für kurze Fristen wie der zwölfmonatige Euribor mit höheren Zinssätzen versehen als langfristige Ausreichungen. Das Phänomen ist als „inverse Zinsstrukturkurve“ bekannt.

Speziell für erneuerbare Energien ist der Förderspielraum damit gering: Da sie bereits über die EEG-Umlage subventioniert werden, dürfen sie nicht durch zusätzliche Zinsverbilligung weiter gefördert werden, wie Steinbock erläuterte. Der Unterschied im Zinssatz ist deutlich: Aktuell sind für beihilfefreie Annuitätsdarlehen mit „Top“-Konditionen nominal 5,05% vorgesehen, während die Kredite sonst für 3,75 bis 4,00% zu haben sind, wie eine aktuelle Übersicht der Rentenbank zeigt.

Das Neugeschäft der Bank ist rückläufig: Im vergangenen Jahr sagte das Frankfurter Institut 5,9 Mrd. Euro für Programmkredite zu und damit 14% weniger als im Jahr zuvor und 24% weniger als im Jahr 2015, als ein Höhepunkt erreicht worden war. Wenn die EZB wie erwartet im Sommer die Zinsen senke und sich die inverse Zinskurve verflüchtige, sei das Problem aber nicht vollständig gelöst, sagte Steinbock. „Das wäre zu einfach und zu schön.“ Noch immer hielten Pessimismus über das weitere Geschäft und Unsicherheit über künftige Vorgaben die Landwirtschaft von Investitionen ab.

Wenig Raum für Zinsverbilligungen

Der geringe Spielraum für Zinsverbilligungen prägt die Ergebnisrechnung: Der Zinsüberschuss stieg vor diesem Hintergrund um 15% auf 310 Mill. Euro. Der Verwaltungsaufwand der Bank liegt bei 114 Mill. Euro nahezu auf Vorjahresniveau. Gleichwohl weist die Bank, die nicht gewinnorientiert ist, nur einen Jahresüberschuss von 37 Mill. Euro aus und damit kaum mehr als im Vorjahr. Das liegt an der Dotierung für den Fonds für allgemeine Bankrisiken. Im Berichtsjahr reservierte die Bank hierfür 85 Mill. Euro nach 22 Mill. Euro im Jahr zuvor.

Die harte Kernkapitalquote ist mit 31,3% üppig. Die Kenngröße wird absehbar zur Jahresmitte steigen, ehe sie 2025 um bis zu 4 Prozentpunkte fällt, wie die Bank ausführt. Denn das Institut reicht Darlehen zunächst an gewöhnliche Geldhäuser weiter, die ihrerseits die Programmkredite an die Endkunden vergeben. Je nachdem, wie die einzelne Bank bewertet wird, bindet dieses Geschäft mal mehr und mal weniger Kapital.

Kapitalquote sinkt wegen Basel

Ein positiver Effekt geht auf die Landesbanken zurück: Wegen der Institutssicherung hatte die Ratingagentur Moody’s die Bewertung für Landesbanken im März reihenweise erhöht, so dass die Rentenbank hier fortan weniger Kapital vorhalten muss. Ein negativer Effekt folgt aus den Baseler Regeln: Einen Teil der Darlehen reicht die Rentenbank an Sparkassen und Genossenschaftsbanken aus, die über kein eigenes Rating verfügen. Hier muss die Bank künftig mehr Kapital vorhalten.

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